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Schmetterball

Schmetterball

Titel: Schmetterball
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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rechts ab, während Linh erst geradeaus weiterlief, dann links abbog.
    Der Tätowierte rannte weiter hinter Linh her. Auch der Pinguin hatte sich längst aufgerafft und war seinem Komplizen nachgeeilt.
     Er sah, wie Jabali abdrehte und folgte ihm.
    Linh schaute hinter sich. Der Tätowierte blieb ihr auf den Fersen. Reaktionsschnell bog sie in einen Nebengang und hoffte,
     der Tätowierte würde an dem Gang vorbeilaufen. Doch der war hellwach und folgte ihr direkt in den schmalen Gang. Eine Sackgasse!
     Schon wenige Sekunden später bekam er Linh zu fassen.
    Er packte sie hart an der Schulter und holte kaltblütig mit seinem rechten Arm aus. Linh sah die Tätowierung, erkannte jetzt
     auch den dreibeinigen Hund und entschied sich instinktiv, welchen der vielen Abwehr- und Hebelgriffe aus ihrem großen Programm
     sie einsetzen wollte. Während der Typ noch ausholte, um Linh mitten ins Gesicht zu schlagen, nutzte Linh die Kraft, die sich
     durch die Ausholbewegung rückwärts verlagerte. So holte sie den schweren Riesen mit einem einzigen Fußhebel von den Beinen,
     warf ihn um und fixierte ihn mit einer Kombination aus Armhebel, Festlegegriff und Würgegriff am Boden. Der Typ hatte keine
     Chance, sosehr er auch zappelte! In Linhs Haltegriff konnte er ihr nicht entkommen. Obwohl sie hier ganz allein waren, flüsterte
     sie ihm ins Ohr: »Früher wurden die Würgegriffe so lange durchgehalten, bis der Gegner bewusstlos war.«
    Der Tätowierte röchelte und lief blau an. Linh zeigte keine Gnade. »Wer röchelt, ist noch bei Bewusstsein! Und ich bin eine
     große Freundin früherer Zeiten!«
    Einen kurzen Moment bedauerte Linh, dass sie sich in diesen menschenleeren Korridor geflüchtet hatte. In dem großen Gang wären
     ihr inzwischen vielleicht schon andere Menschen zu Hilfe gekommen. Aber so ganz sicher war sie sich da auch nicht. Viel zu
     oft hatte sie schon von Vorfällen gehört, bei denen die Menschen nur tatenlos glotzten und noch nicht einmal die Polizei riefen,
     während eine fiese Schlägerei oder andere schlimme Gewalttaten stattfanden.
    »Das Geld!«, zischte Linh dem Bulligen ins Ohr.
    Der Tätowierte, unfähig, sich zu wehren, mit blau angelaufenem Gesicht und kaum noch in der Lage, einen Atemzug zu tun, tastete
     mit zittrigen Händen in seine Hosentasche, zupfte den 5 0-Euro -Schein hervor und gab ihn Linh. Linh überlegt kurz, was sie als Nächstes tun sollte. Sie konnte den bulligen Typen zwar in
     Schach halten, aber nicht den Griff lösen, um ihn abzuführen. Selbst mit einer Hand zu telefonieren, erschien ihr zu risikoreich.
     Wenn sie den Griff löste, musste sie zusehen, dass sie wegkam.
    Und genau das tat sie. Vorher drückte sie noch einmal sehr fest zu.
    Der Bullige japste röchelnd nach Luft. Genau in dem Augenblick ließ Linh los, sprang auf und rannte – mit dem Wettschein und
     dem Geld in der Tasche – zurück in die Halle.
     
    Blitz! Und noch ein Bild! Jabali lief immer gerade drei Meter vor dem Pinguin her, der langsamer war als dessen Komplize und
     vor allem deutlich weniger Kondition besaß. Jabali spielte fast mit ihm wie eine trickreiche Maus mit einer bewegungsunfähigen
     Katze.
    Er wusste: Diese Fotos würden ihm helfen, seinen Verfolger später zu identifizieren. Der ließ nicht locker und versuchte unermüdlich,
     an Jabali und die Kamera heranzukommen. Aber es gelang ihm nicht. Er kämpfte schon mit letzter Kraft und pfiff aus allen Löchern
     wie eine alte, verrostete Diesellok. Jabali dagegen hatte noch nicht einmal einen erhöhten Puls. Selbst beim Warmlaufen hatte
     er gewöhnlich ein höheres Tempo als das, was der Pinguin vermutlich Spitzengeschwindigkeit nannte.
    Der Pinguin blieb stehen, beugte sich vornüber,legte die Hände auf die riesigen Oberschenkel und keuchte schwer.
    »Lächeln!«, rief Jabali ihm zu und schoss – Blitz! – noch ein Foto. Dann rannte er an dem restlos erschöpften Typen vorbei
     zurück zur Halle. Diesmal allerdings im Spurt. Er wollte so schnell wie möglich erfahren, was mit Lennart los war.
     
    Michael behielt Kevin im Auge und beobachtete, wie der mit den Veranstaltern des Turniers verhandelte. Michael konnte sich
     nicht vorstellen, was Kevin von denen wollte. Er war doch längst ausgeschieden.
    Schließlich nahm einer der Veranstalter das Hallenmikrofon und gab bekannt: »Gsachcochupewa hutschehucwee . . .«
    Wer sollte das verstehen?
    Ein anderer Mann drückte an einem Mischpult ein paar Knöpfe und gab dann dem Sprecher mit
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