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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road
Autoren: Tom Piccirilli
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Mooney rede vor allem einen Haufen Scheiße.
    »Und Nuddin?«
    »Er ist geistig behindert und Autist«, erklärte ihm Sierra. »So abgesondert von der Welt, dass sie ihn kaum beeinträchtigt. Ich weiß nicht, ob er überhaupt etwas mitbekommen hat von der Folter, der er ausgesetzt war. Er geht auf den Ballen, weil er dadurch mehr Druck auf die Nerven ausübt. Er mag es, wenn man ihn fest umarmt.
Er kann stundenlang in den Spiegel starren, ohne zu begreifen, dass er sich selbst ansieht. Es gibt bestimmte Behandlungsmethoden, die ihm helfen könnten, aber für die meisten ist er zu alt. Zum Beispiel Jacken mit Gewichten dran, damit er seinen Körper stärker spürt. Oder schwere Stiefel, um ein besseres Gefühl für den Boden zu bekommen.«
    »Er singt doch aber. Und als wir im Wagen saßen, hat er verstanden, dass er das Fenster runterkurbeln sollte. Kann er überhaupt sprechen?«
    »Nein. Ich bin nicht sicher, wie viel er versteht, aber viel ist es nicht. Vielleicht auf dem Niveau eines Vieroder Fünfjährigen.«
    »Was ist mit dem Mann? Ich habe einen Schuss gehört. Hat es ihn erwischt?«
    »Nein«, sagte Sierra. »Er ist in Stonybrook. Die Kugel sitzt unter seinem Herz, aber so, dass er sich einigerma ßen bewegen kann, bis sie ihm die Brust aufmachen und das Ding rausholen.«
    »Er war der Anrufer. Hat er geredet?«
    »Er hört überhaupt nicht mehr auf. Er redet über seine Frau, ihr glückliches, wunderbares Zuhause, seinen Job an der Wall Street. Aber wenn es um die heiklen Themen geht, windet er sich heraus und sagt, er wolle mit dir sprechen. Aber er sagt nicht, warum. Jedenfalls scheint er Angst zu haben.«
    Flynn glaubte, die Antwort zu kennen. Er hatte eine Menge erlebt bei seiner Arbeit. Ehepartner, die unter dem eigenen Dach schreckliche Dinge ertrugen. So lange, bis sie mitschuldig waren. Manchmal dauerte es Monate oder Jahre, bis sie sich zur Wehr setzten. Frauen, die das
Fleischerbeil rausholten. Ältere Geschwister, die rituellen Vatermord begingen. Ehemänner, die beim CPS anriefen und danach um den Block fuhren, bis andere sich um ihre Familienverbrechen gekümmert hatten.
    »Er will erklären, warum er angerufen hat«, sagte Flynn.
    »Da scheinst du dir ja ziemlich sicher zu sein.«
    »Bin ich auch. Shepard ist ein ganz normaler Trottel, der in etwas hineingeraten ist, das seine Grenzen überstiegen hat. Seine Frau ist diejenige, die die ganze Nummer aufgezogen hat.«
    »Du musst da nicht hin.«
    »Natürlich muss ich das, und ich weiß auch, dass du das willst.«
    »Ich will alles über den Kerl wissen. Alles, was irgendwie mit Kelly und Nuddin zu tun hat.« Sie zog an einer ihrer Nylonlocken, sodass die Perücke nach vorn rutschte. »Die Zeitungen sind geteilter Meinung über deine Rolle.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die eine Hälfte stellt dich als Helden dar. Die anderen behaupten, die Frau habe nur ihr Kind retten wollen und deswegen sterben müssen. Sie versuchen, die Geschichte so deftig wie möglich aufzubauschen.«
    Flynn dachte an einen geistig Behinderten in einem Käfig, eine durchgeknallte Frau mit einem Revolver, eine Verfolgungsjagd über rutschige Nebenstraßen, einen Salto auf das Eis, das klaffende Loch einer eisigen Hölle, in die ein Cadillac-SUV hineingezogen wird. Und er fragte sich, was zum Teufel man daran noch aufbauschen wollte.

    »Man muss sich doch nur die Narben auf Nuddins Körper ansehen.«
    »Das klingt ja so, als würden Reporter sich um Fakten und Beweise und solchen Kram scheren.«
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt.«
    »Das musst du jetzt erst mal vergessen«, erklärte Sierra ihm.
    Sie hatte Recht. Die Medien waren imstande, ihn in Stücke zu reißen. Und die Polizei wollte ihn womöglich zum Sündenbock machen. Das Wort einer toten Frau galt einiges mehr als seins. Sie war reich und hübsch gewesen. Sie hatte ein schönes Haus, einen liebenden Ehemann, eine intelligente süße Tochter. Er dagegen war ein Außenstehender, der während eines Schneesturms ankam, um den amerikanischen Traum in seinen Grundfesten zu erschüttern. Shepard würde die besten Anwälte haben. Sie konnten alle möglichen Trümpfe ausspielen. So habe die Familie sich doch persönlich um Nuddin gekümmert, statt ihn in eine verwahrloste Irrenanstalt zu stecken, die von gefühllosen, korrupten Aufsehern und fetten, bösartigen Schwestern geführt wird. Am Ende könnte Flynn sogar eine Haftstrafe wegen Totschlag am Hals haben.
    »Überprüf bitte Christina Shepard«, bat er. »Sie hatte
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