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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung!
Autoren: Gisela A. Erler
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    Gefahrenzone Pädophilie
    Trotz der hohen Wertschätzung, die Männer im Kosmos der Kindertagesstätte genießen, fühlen sie sich – ohne männliche Kollegen an ihrer Seite – auch in unseren Einrichtungen zuweilen unbehaglich. Gegenüber Eltern befinden sie sich oft in einer schwierigen Lage – einerseits hoch geschätzt, weil männliche Vorbilder für Kinder heute eher rar sind, andererseits misstrauisch beäugt, weil das Thema eines möglichen sexuellen Missbrauchs omnipräsent ist. Es gibt heute öffentliche Kindergärten, in denen Männer grundsätzlich keine Kinder wickeln dürfen. Das lehnen wir ab – wir stellen Männer nicht unter Generalverdacht.
    Unsere Erzieherinnen und Erzieher müssen, wie es heute vorgeschrieben ist, Führungszeugnisse vorlegen. Zeigen diese etwaige Vorfälle in der Vergangenheit auf, haben sie bei uns keine Chance zur Beschäftigung. Wichtiger aber ist: Unsere Einrichtungen sind transparente öffentliche Orte. Betreuerinnen und Betreuer sind in der Regel nie länger mit Kindern allein, schon gar nicht hinter geschlossenen Türen. Das Wickeln von Kindern ist kein intimer unsichtbarer Akt, es findet an jederzeit zugänglichen Orten statt. Die größte Sicherheit liegt in dieser Öffentlichkeit – und darin, dass das Thema offen besprochen wird.
    Die Missbrauchsskandale aus Heimen und Internaten, die in den letzten Jahren aufgedeckt wurden und sich von katholischen Schulen bis zu sozialistischen Erziehungsanstalten erstreckten, zeigen: Wo Schweigen und ein Mangel an Transparenz herrschen, liegen immer Gefahrenpotenziale. Zur Prävention braucht es klare Regeln für die Beschäftigten sowie den ständigen Austausch. Es ist wenig sinnvoll, Männer vom körperlichen Kontakt mit Kindern, vom Schmusen oder Auf-dem-Schoß-Sitzen gerade kleiner Kinder, auszunehmen. Es ist aber notwendig, darüber zu sprechen, wann Verhalten zweideutig erscheint oder tatsächlich ist. Hier gilt eine »Null-Toleranz«.
    Die Unbefangenheit im Umgang mit der Nacktheit von Kindern, die in der Kinderladenpädagogik noch herrschte und meist völlig unschuldig, manchmal aber auch sehr grenzwertig war, ist einer gewissen Schamkultur gewichen. Kürzlich berichtete ein Erzieher, er habe sich als »Springer«, als Ersatz für eine Erzieherin nachmittags, kurz vor der Abholzeit durch die Eltern, im Toberaum befunden und plötzlich, innerhalb weniger Minuten, hätten sich alle Kinder splitternackt entkleidet. Der junge Mann war völlig verängstigt und schockiert und hatte große Sorge, er werde in einer solchen für ihn kompromittierenden Situation von den Eltern angetroffen. Hier ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, wie auch das Gespräch mit den Eltern wichtig, völlig gelassen kann niemand mehr mit einer solchen Situation umgehen. Andererseits ist ein völliges Nackttabu unter Kindern auch nicht zeitgemäß.
    Wir haben das Thema des sexuellen Missbrauchs oft auch im Zusammenhang mit der Betreuung in der Kindertagespflege durch Tagesväter diskutiert. In dieser Situation sind Kinder viele Stunden am Tag in einer sehr privaten Situation mit nur einem erwachsenen Menschen zusammen. Es haben sich bei uns selten Männer als Tagesväter beworben – und noch seltener haben wir einen Mann an Eltern vermittelt, eben weil es uns zu schwierig schien, die Gesamtsituation zuverlässig einzuschätzen. Bei Tagesmüttern beziehen wir in die Beurteilung der Eignung auch ihr Umfeld ein, ob es etwa Hinweise darauf gibt, dass ihr Partner sich den Kindern in unerwünschter Weise nähern könnte, weil er ständig anwesend ist. Ein arbeitsloser Partner in der Wohnung kann durchaus problematisch sein.
    Auch bei privaten Kinderfrauen, die Kinder im Haushalt ihrer Eltern betreuen, haben wir in Einzelfällen schon erlebt, dass sie des sexuellen Missbrauchs an ihren Schützlingen verdächtigt wurden. Keiner dieser Fälle hat sich je erhärtet, doch im Privathaushalt ist dieses Thema deutlich schwerer zu beherrschen als in einer Kindertagesstätte. Auch hier gilt, dass das Thema vor Beginn der Betreuung offen angesprochen werden sollte und die Erwachsenen sich Klarheit verschaffen, was sie im Hinblick auf den körperlichen Umgang mit den Kindern für zulässig und normal halten. Wir sind dabei, dafür einen Gesprächsleitfaden für Eltern
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