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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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Vielleicht ist sie auch weggelaufen?“
    „ Ausgeschlossen.“ Cera schüttelte den Kopf und verbarg, dass der Kommentar sie kränkte. „Das hätte sie nie getan. Nicht Yasemine. Sie war glücklich im Theater, mehr als wir anderen zusammen.“
    Sie erinnerte sich gut, wie irritiert Yasemine gewesen war, als Cera begonnen hatte, alles zu hinterfragen. Alles infrage zu stellen. Beide liebten das Tanzen – die Bühne war ihr Himmelreich. Trotzdem ha t te Cera diesen einen Stachel nie aus dem Sinn bekommen: Es muss noch mehr geben, das Leben kann nicht nur aus Tanz bestehen. C e ras Fragen hatten Yasemine verstört, und Yasemines Irritation wi e derum hatte in Cera neue Fragen heraufbeschworen.
    Wie konnten sie, die aus dem gleichen Material und von selber Hand geschaffen waren, so unterschiedlich sein?
    Cera seufzte, weil die Fragen immer zahlreicher wurden, zahlreich wie die Sterne, und die Antworten ebenso weit fort.
    „ Ich komme nicht dahinter, aus welchem Grund man sie entführt haben könnte“, grübelte Valender. „Hatte sie Feinde? War sie m a gisch-politisch engagiert und ist womöglich jemandem auf die Füße getreten?“
    „ Nein. Politik interessierte sie nicht, Religion noch weniger. Sie war immer zufrieden, regelrecht anspruchslos, solange sie nur tanzen durfte. Es ist kaum zu glauben, dass gerade sie entführt wurde. Sie hat ein so freundliches Wesen, dass jedermann sie gleich ins Herz schließt.“
    „ Dann vielleicht ein Verehrer?“
    „ Wenn, dann war es keine erwiderte Liebe, sonst wüsste ich davon. Bewunderer hat sie zugegeben sehr viele. Mr Keyman hat die En t führung selbstverständlich bei Scotland Yard gemeldet, aber er kon n te bloß Anzeige gegen u nbekannt erstatten. Wegen Diebstahl!“
    „ Diebstahl?“, echote Valender. Seine Entrüstung tröstete nur w e nig.
    „ Eine Puppe ist kein Mensch, Valender, daher kann der Tatb e stand der Entführung bei ihr nicht greifen. Und mit welcher Intens i tät Diebstähle verfolgt werden, können Sie sich vorstellen. Sie s u chen nach meiner Freundin mit dem gleichen Aufwand wie nach einem gestohlenen Fahrrad.“
    „ Deshalb der Privatermittler.“
    Sie nickte. „Aber es scheint aussichtslos. Kein Detektiv will für mich arbeiten. Den Konservativ ist en bin ich zu magisch – den Mag i schen bin ich es nicht hinreichend.“ Cera verbarg das Gesicht in den Händen. Die Geste musste sie nicht einmal spielen, ihr Kopf wurde zu schwer, um ihn noch länger aufrecht zu tragen. Auf einmal fühlte sie sich unglaublich müde. Das Wissen, in etwas mehr als einer Stu n de auf der Bühne stehen zu müssen, kam ihr wie ein schlechter Scherz vor, den jemand auf ihre Kosten machte. „Ich brauche Hi l fe“, sagte sie und erschrak vor ihrer eigenen Stimme, die so viel schwächer klang, als sie es beabsichtigt hatte.
    Valender streckte ihr die Hand entgegen und rieb ihr unbeholfen über den Oberarm. Er wollte sie offenbar trösten, doch bewirkte dies nur, dass sie sich noch hilfloser fühlte; noch schwächer, noch kleiner.
    „ Ich wünschte, ich könnte dich unterstützen“, sagte er schließlich mit einem Pfund Unbehagen in der Stimme. „Aber ich kenne keine Privat ermittler und habe auch keinerlei Verbindungen zu Scotland Yard.“
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Als Sie mir vorgestern nachg e laufen sind und nach der Polizei gerufen haben, da dachte ich, Sie wären von der Polizei. Ich dachte wirklich, Sie würden den Schurken vertreiben und mir helfen, Yasemine zu finden.“
    Er blickte auf seine Schuhspitzen. Sorgsam poliert waren die. N a türlich. Ein solcher Mann lief nicht oft über staubige Wege, und wenn er es doch tat, dann ließ er gleich darauf seine Schuhe wichsen. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.“ Er klang, als meinte er es ehrlich.
    „ Als ich später dann die Bücher fand“, fuhr sie fort, „und sah, dass Sie Kriminalromane lesen, da dachte ich mir: Auch wenn er kein P o lizist ist, so scheint er sich zumindest für Verbrechensbekämpfung zu interessieren. Ich dachte, dass ich doch ein einziges Mal Glück haben muss, und der Zufall mich mit einem Menschen zusamme n stoßen lässt, der bereit ist, mir zu helfen.“
    „ Cera“, murmelte er beklommen. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir helfen sollte. Ich bin kein Ermittler, ich bin bloß Buchhändler und lese Trivialliteratur, die mein Chef und Vater als solche Beleid i gung empfindet, dass er mich für das Verbrechen, solche Machwerke durch meinen Kauf
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