Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
erst wieder zu mir, als er nicht mehr für King arbeitete.«
    »Ohne Ihre Hilfe wäre ich da nie rausgekommen«, sagte sie ernst. »Heute nicht und erst recht nicht als Kind.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Sie hätten einen Weg gefunden. Sie waren immer stark. Mein Chef wird allerdings nachher ein Wörtchen mit Ihnen über Ihr leichtsinniges und törichtes Tun reden.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Sie sah zur Tür. »Ich muss selbst mit jemandem ein Wörtchen reden.«
    Rowan war beim vierten Kaffee und dem siebten Päckchen Doppelkekse, als der Chirurg zu ihr kam.
    »Sie hat die OP gut überstanden«, sagte er. »Natürlich hat sie viel Blut verloren, aber zum Glück hat die Kugel die Niere verfehlt. Sie bleibt zunächst auf der Intensivstation, aber dann verlegen wir sie in die Kinderklinik. Wegen ihres ungewöhnlichen … Zustands habe ich ihr Beruhigungsmittel für vierundzwanzig Stunden gegeben. Sie sollten nach Hause gehen und sich etwas erholen.«
    Rowan dankte ihm und machte sich mit Findley auf die Suche nach Paracelsus und Dansant. Die beiden Männer standen ins Gespräch vertieft am anderen Ende des Flurs, doch sobald Dansant Rowan sah, kam er auf sie zu.
    »Sie wird wieder gesund.« Rowan berichtete den beiden, was der Arzt gesagt hatte, und setzte hinzu: »Ich möchte morgen wieder hier sein, wenn sie aufwacht.«
    »Findley und ich fahren ins Hotel und treffen weitere Vorkehrungen«, erwiderte Paracelsus. »Ich habe eine ganze Etage gemietet – Sie können uns also gern begleiten.«
    »Rowan wohnt bei mir«, erklärte Dansant und nahm sie am Arm. »Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen, Samuel. Rufen Sie an, wenn Sie etwas brauchen.«
    Als Paracelsus und Findley gegangen waren, wandte sich Rowan an Dansant. »Samuel?«
    Er führte sie zum Fahrstuhl. »So heißt er.«
    Sie wartete, bis sie im Aufzug waren, und fragte dann: »Und wie heißt du?«
    »Das wüsste ich auch gern«, gab Dansant zu. »Und Sean erinnert sich nicht mehr an seinen Geburtsnamen.«
    »Apropos Sean« – sie verschränkte die Arme – »weiß er, dass du Gestaltwandler bist und seine Identität angenommen hast?«
    »Ich
bin
Sean, Rowan.«
    »Du verkörperst ihn tadellos«, räumte sie ein. »Aber vergiss nicht: Ich habe deine Verwandlung gesehen.«
    »Ich habe nicht Sean Meridens Gestalt angenommen.« Die Aufzugtüren gingen auf. »Sean und ich sind ein und derselbe. Oder besser: Wir teilen uns einen Körper.«
    »Oh nein, das tut ihr nicht.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Ich bin Gestaltwandlerin, Dansant. Ich weiß, wie das geht. Du bist gut, möglicherweise so gut wie ich, aber nie im Leben teilt ihr zwei euch einen Körper. Es sieht ja nicht mal nach dem gleichen Körper aus.«
    Er brummelte etwas auf Französisch und winkte ein Taxi heran. »Lange Geschichte. Das erklär ich dir bei mir.«
    Dansants Wohnung schien mit all ihren klaren Linien und ihrem Avantgardismus dem feuchten Traum eines Architekten entsprungen zu sein und hätte ohne die Gemälde an den Wänden wohl etwas steril gewirkt.
    »Freunde von dir?«, fragte sie mit Blick auf einen gefallenen Engel mit blondem Haar und wachen grünen Augen.
    »Keine Ahnung. Ich träume ihre Gesichter und male, woran ich mich erinnere.« Er brachte ihr ein Glas Wein und forderte sie mit einer Handbewegung auf, sich auf der Kissenlandschaft niederzulassen, die als Sofa diente. »Ich habe keine Erinnerung an mein Leben vor Sean, Rowan – darum habe ich vermutlich so viele Fragen wie du.«
    »Hm«, meinte sie. »Das bezweifle ich.«
    Er warf einen Blick nach draußen. »Mir bleibt nur noch eine Stunde, bevor ich wieder mit ihm tausche. Wir erinnern uns nicht ans Tun des anderen, darum bleibst du am besten in der Nähe, um ihn notfalls zu beruhigen.« Ihr perplexer Blick ließ ihn hinzusetzen: »Das Letzte, woran er sich erinnert, sind Kings Schlafzimmer und die Waffe, die dein Vater auf ihn gerichtet hatte.«
    »Oh. Ja.« Sie nahm einen Schluck Wein und fand dann das Ganze erneut lächerlich. »Wie kannst du zwei Männer sein?«
    Dansant zog ihren Ärmel zurück und brachte einen Teil des Drachen-Tattoos auf ihrem Unterarm zum Vorschein. »Das weiß ich nicht genau, aber vermutlich auf die gleiche Weise, in der du dich in alle möglichen Frauen verwandeln kannst.« Er zog den linken Ärmel hoch und brachte auf der Innenseite seines Arms den s-förmigen Drachen zum Vorschein, den auch Sean besaß – mit dem Unterschied, dass Dansants Drache in Blau gestochen war und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher