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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen
Autoren: Nancy Salchow
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Wochen über gewesen bin? Natürlich kann man ihren Verlust nach ein paar Wochen mit Peter nicht mit meinen drei Jahren vergleichen. Und doch frage ich mich, wie es ihr mit Peters Entscheidung gehen wird. Wie sieht ihre Art des Trennungsschmerzes aus? Wie verarbeitet sie ihn? Hat sie überhaupt Erfahrung darin, verlassen zu werden?
    Ich erinnere mich an die Ansage des Anrufbeantworters und ihren vollen Namen. Clara Schaper. Ich hatte sie bei unserer ersten Begegnung gewissermaßen für namenlos gehalten. Eine von denen, die nur darauf warten, den Nachnamen eines Mannes zu erhalten. Ein Vorurteil? Eine Frau, die anders ist und doch im Grunde nicht anders als alle anderen. Eine Frau mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Letztere wird für sie anders aussehen als erwartet. Aber vermutlich wird sie nicht allzu lange damit zu kämpfen haben. Der nächste vergebene Redakteur wartet sicher irgendwo.
    Ich klicke mich weiter durch den Posteingang. Eine Email meiner alten Schulfreundin Gina.
     
    Hey Eve! Wollte nur mal hören, wie es dir so geht. Haben uns ja ewig nicht gehört. Müssen dringend mal wieder ein Klassentreffen machen. Wie geht es dir? Sitzt du immer noch hinter dem Empfang? Und wie läuft es mit Peter? Bereits Nachwuchs unterwegs oder sogar schon da? :-) Man kriegt ja gar nichts mehr mit von der alten Clique. Meld dich doch mal wieder.
     
    Welche Ironie, dass sie ausgerechnet jetzt nach Peter fragt. Natürlich. Sie hat ja auch keine Ahnung von den Entwicklungen der letzten Wochen. Aber vielleicht muss sie das auch gar nicht. Ich werde ihr übermorgen antworten. Wenn alles wieder in seinen alten Bahnen verläuft. Und wenn es niemanden mehr interessiert, ob Peter sich zwischenzeitlich verlaufen hat.
    Mein Handy reißt mich aus der Peterperspektive. Julia ruft an. Will ich jetzt mit ihr reden?
     
    "Hallo Julia."
    "Süße. Was machst du bloß für Sachen?"
    "Was meinst du?"
    "Du weißt genau, was ich meine. Jens hat mich grad angerufen."
    "Und?"
    "Du hast Tom in den Wind geschossen? Himmel, warum das denn?"
    "Ach Julia, hör bitte auf. Wir wissen doch beide, dass es nichts Ernstes war zwischen uns."
    "Aber genau darum ging es doch. Nichts Ernstes. Unverbindlich, unkompliziert und gut."
    "Und jetzt habe ich es eben unkompliziert und gut zu Ende gebracht."
    "Aber warum, Süße. Warum hast du schon wieder so eine tolle Sache über Bord geworfen? Sitzt du schon wieder zu Hause und heulst dir die Augen aus? Ich sag dir, langsam geht es nicht mehr so weiter mit dir."
    "Ich heule nicht, Julia. Es geht mir gut."
    "Warum hast du ihn dann in den Wind geschossen? Ich versteh das einfach nicht. Muss man dich denn zu deinem Glück zwingen?"
    "Ich habe ihn deswegen abgeschossen, weil ich in Zukunft nicht zweigleisig fahren möchte. Das wäre Peter gegenüber unfair."
    "Peter? Was hat denn der schon wieder damit zu tun?"
    "Er kommt zu mir zurück, Julia."
    "Sei nicht albern, Eve."
    "Ich mach keine Scherze, Julia. Diesmal stimmt es wirklich."
    "Wie kommst du darauf?"
    "Weil er es mir versprochen hat."
    "Er hat es dir versprochen?"
    "Ja. Er hat versprochen, alles zu regeln."
    "Und das glaubst du ihm?"
    "Natürlich. Immerhin ist es das erste Mal, dass er es verspricht. Bisher hat er sich vor einer Entscheidung immer gedrückt. Aber jetzt ..."
    "Und was heißt alles regeln? Er zieht bei Clara aus und kommt zurück in deine Arme? Das glaubst du doch selbst nicht. Sie wohnen zusammen, Eve. Bleib bitte realistisch."
    "Peter hat auch mit mir zusammen gewohnt, ganze drei Jahre sogar und ist dann von einen Tag auf den anderen ausgezogen. Er hat Übung darin. Nur dass es diesmal die richtige Wohnung ist, in die er ziehen wird."
    "Ach Eve ..."
    "Was?"
    "Ich wünschte nur, du wärst ein bisschen weniger blauäugig."
    "Ich bin nicht blauäugig."
    "Du hast schon so oft gehofft, dass er zu dir zurückkommt. Und was hat er gemacht? Dich verarscht."
    "Er hat mich nicht verarscht. Es hat nur lange gedauert, bis er es eingesehen hat, aber jetzt weiß er endlich, was er an mir hat."
    "Und warum bist du dir da so sicher?"
    "Weil es ein Treffen zwischen uns geben wird. Morgen Abend in Worpswede."
    "Worpswede?"
    "Ja. Das Ferienhaus, in dem wir damals unseren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht haben. Ich habe es gemietet."
    "Du hast es gemietet? Um dich mit ihm zu treffen?"
    "Ja."
    "Und er will kommen?"
    "Wenn er alles geregelt hat. Ich habe ihm gesagt, dass er nur unter der Voraussetzung kommen soll, wenn er sich absolut sicher ist, dass er es
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