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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix
Autoren: Bruce Sterling
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hat. Dabei ist der neue Mensch gar nicht so verschieden vom alten. Die ewigen Themen der Politik, die Klanrivalitäten, Liebe und Trennung, Degeneration und die Suche nach einem Grund, für den es sich lohnt zu sterben, alles findet seinen Platz in dieser futuristischen Umgebung, einschließlich eines gewaltigen Konkurrenzstrebens. Einige der künstlichen oder auf Asteroiden ansässigen Republiken, die das gewaltige Netz der Schismatrix bilden, sind bereits zerfallen und quellen von biologischer Korruption über, und der Einfluß diverser außerirdischer Rassen, von denen die aus »Cicada Queen« und »Sunken Gardens« bekannten Investoren, deren Name allein ihre Ziele schon hinreichend erklärt, die Hauptsorge der Menschen sind, scheint nicht gerade geeignet zu sein, um daran etwas zu ändern. Ein entsprechendes Abbild der Gegenwart bietet auch Abélard Lindsay, der Protagonist des Romans, der mit seinem künstlichen rechten Arm ein nur teilweise neugeschaffener Mensch ist. Er wird im Verlauf der Handlung zwar weiter rekonstruiert, doch wiederholt brechen seine menschlichen Gefühle durch. Alles in allem bleiben die Dinge merkwürdig unverändert, wie in einem Kreislauf geschlossen. Lindsay findet sich nach etlichen Gefechten, durchstandener Liebe und Ehe und dem Kampf gegen einen früheren Freund und Verbündeten als alter Mann neuerlich in der Rolle des Abenteurers, und der Roman endet mit der Aussicht auf ein Paradies, das auf der Erde mit Hilfe von Wesen aus den Tiefen des Ozeans geschaffen wird; dort ruht ein genetischer Schatz, der für die Bedingungen auf dem Jupitermond Europa umgebaut wird. Aber welchen Grund gibt es zu der Annahme, daß Europas ökologisches Schicksal schließlich ein anderes sein wird als das der übrigen manipulierten Umwelten?
    Schismatrix, der Höhepunkt der Mechanisten/Former-Serie, besitzt eine Dichte und Komplexität, wie man sie in der Science Fiction der achtziger Jahre selten antrifft und die bei Sterling ihren bisher deutlichsten Vorläufer in der Erzählung »Cicada Queen« hat. Als wesentliches Mittel hierzu dienen ihm die Former und Mechanisten selbst, die er auf dialektische Weise dazu verwendet, um auf der Handlungsebene immer neue Ideen und Spannungssituationen einzuführen. Durch die ständige Hinterfragung seitens einer der Gruppierungen (was durch ihr bloßes Vorhandensein geschehen kann, das Reaktionen fordert) zeigt sich inhaltlich eine grenzenlose Schachtelung seiner Philosophie des Posthumanismus, ein Verfahren, dem auf der Ausdrucksebene Sterlings detailreicher Stil entspricht, der immer möglichst viele Seiten einer Sache gleichzeitig in Augenschein zu nehmen versucht. Das führt zwangsläufig zu Erklärungsleerstellen im Text, die - gemäß den ›Prigoginischen Ebenen der Komplexität - ein Vorher und Nachher erlauben, aber keinen Übergang erkennen lassen. Tom Maddox weiß zu berichten, daß sich ein bekannter SF-Herausgeber einmal dahingehend über Sterlings dritten Roman äußerte, daß die Handlung bedauerlicherweise keine Übergänge zwischen den Episoden aufweise; ein anderer Leser erklärte, es gebe zu viele sich bewegende Teile. Beide Aussagen deuten, um mit Maddox zu sprechen, auf den Umstand hin, daß in Sterlings Werk ein Überfluß an Organischem herrscht. Die Mechanisten/Former-Texte sind so reichhaltig an Details und Konzepten, »daß man an ihnen würgen ... oder einen Geschmack für sie entwickeln kann. Wie bei lebenden Wesen kann man über die Chancen dieser Geschichten auf Dauer nur Vermutungen anstellen. Kompliziertheit, die einen in der Gegenwart erschreckt, beweist auf lange Sicht recht häufig anhaltende Wirkung. Für Sterling diente das Mechanisten/FormerUniversum als ästhetisches und philosophisches Labor, wo er seine Fertigkeit geschliffen und die Themen aufgegriffen hat, die er für entscheidend für die Entwicklung der Menschheit hielt. Wie die sich rasch vermehrenden Organismen der Mechanisten/Former-Erzählungen stellen seine bisherigen Texte eine Reihe von Anwendungen auf ein Universum der ständigen Veränderung dar: somit bietet er nicht nur Stil und eine Anzahl von Themen, sondern gleich eine Vielfalt davon, die sich dynamisch weiterentwickelt.«
    Mit seinem sechsteiligen Zyklus hat Sterling eine ›future history‹ verfaßt, eine lockere Folge von Erzählungen und Romanen, wie sie seit den fünfziger Jahren von SF-Autoren wie Asimov, Blish, Heinlein und Niven immer wieder vorgelegt wurden, doch seit etwa 1982 eine regelrechte
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