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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume
Autoren: Leah Fleming
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mitzunehmen.«
    Alle schwiegen, als der alte Mann den Schuh um den Tisch gehen ließ. »Aber er hat uns beschützt«, sagte Giovanni. »So viele wurden beraubt und ihre Anwesen zerstört, aber wir blieben verschont.«
    Piero reichte Ella den Schuh, und Clare lehnte sich vor und schnappte ihn ihr aus der Hand. »Der sieht genauso aus wie der in dem Koffer, wo die ganzen …«
    »Gib her.« Celeste nahm den Schuh und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich habe so einen Schuh schon mal gesehen.« Langsam dämmerte die Erkenntnis. »Großer Gott! Ella, kann das wahr sein?«
    Alle sahen in Ellas Richtung. Sie konnte nicht sprechen. Wie konnte dies genau der gleiche Schuh sein?
    »Jetzt oder nie«, meinte Celeste.
    Ella holte tief Luft. Ihre Wangen waren rot vom Wein, von der Hitze und vor Überraschung. »Nein, bitte, sag nichts, ich muss erst sicher sein.« Sie blickte zu der alten Frau. Dann stand sie auf und hielt den kleinen Schuh hoch. »Ich habe genau so einen Schuh schon mal gesehen. Sein Gegenstück befand sich in einem Koffer mit Babykleidern, zusammen mit einem Nachthemd mit feiner Spitze. Er wurde aus dem Meer gerettet …« Ihr versagte die Stimme, und ihre Knie wurden weich. »Ich kann nichts weiter dazu sagen.«
    Einen Moment lang sprach niemand ein Wort.
    »Ist das wahr?«, fragte dann der Priester. »Dann ist es wahrhaftig ein gesegneter Schuh. Versteht Nonna, was wir sagen?« Sie blickten zu der alten Frau, die weinte.
    »Das ist alles zu viel!«, rief Ella und entfernte sich vom Tisch.
    »Halt, bleiben Sie!« Piero griff nach ihrem Handgelenk, doch sie riss sich los und floh in ihr sicheres Zimmer.
    Was habe ich getan, fragte sie sich. Es war das Geheimnis meiner Mutter und nichts, was man mit Fremden teilt. Eine Geschichte, die am besten unausgesprochen bleibt, so wie die Geheimnisse im Herzen einer Frau – unangetastet wie das Schiffswrack auf dem Meeresgrund. Dieser seltsame Zufall ist zu viel, als dass ich ihn begreifen könnte. Kann es wahr sein? Und wenn, was soll dann jetzt geschehen?
    »Was weißt du davon, Mom? Was soll diese Geheimnistuerei?« Roddy lehnte sich in seinem Stuhl zurück, zog an seiner Zigarre und starrte auf den abgeräumten Tisch – auf die Kerzen, die Rotweinflecke, die Kekskrümel und die zerknitterte Tischdecke.
    »Ich sage nur, dass wir zu Hause im Wäscheschrank einen Koffer mit Babysachen voller Spitze haben, der von der
Titanic
stammt, und der Schuh … na ja, genau so einer ist auch dabei.«
    »Jetzt nicht mehr. Ich habe ihn für meine Puppen zerschnitten«, sagte Clare.
    »Und wem gehörten die Sachen?«, wollte Patti wissen. »Ich verstehe nicht. Warum ist Ella weggelaufen?«
    Celeste trank ihren zigsten Espresso und seufzte. Was für ein seltsamer Abend! Ella hatte sich in ihrem Zimmer verschanzt und geweigert zurückzukehren, da sie von den Ereignissen ganz überwältigt war.
    »Ich war dabei in der Nacht, als das Baby gerettet wurde. Ich habe geglaubt, was man mir erzählt hat, dass es der Captain selbst war, der das Kind ins Rettungsboot hob. May griff nach ihm, weil sie es für ihres hielt. Aber die Erinnerung spielt einem so manchen Streich, und man sieht, was man zu sehen glaubt. Jetzt weiß ich es nicht mehr genau. Alles andere …«
    »Aber welches Baby?« Patti wandte sich zu Kathleen. »Was geht hier vor?«
    »Willst du damit das sagen, was ich denke, Mom?«, fragte Roddy.
    »Ach, ich weiß nicht. Ich bin nicht mehr sicher. Aber als ich den kleinen Babyschuh sah … Das alles kann auch nur Zufall sein.«
    »Es gibt einen Nachweis, der unverkennbar ist, und das sind diese Babykleider oder das, was von ihnen übrig ist«, sagte Archie. »Ein Wunder, dass die Mäuse die Sachen nicht schon längst gefressen haben!«
    »Sicher wird noch etwas in dem Koffer übrig sein«, sagte Celeste und sah zu Clare, die mit den Schultern zuckte.
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Nichts«, antwortete Celeste. »Es ist nicht unsere Geschichte, zumindest ist es nicht meine. Deine Mutter wird wissen, was zu tun ist. Lass sie eine Nacht darüber schlafen, sie wird schon das Richtige entscheiden. Wir müssen ihr Zeit geben, über alles nachzudenken. Sie war May gegenüber immer sehr loyal. Sie wird uns den Rest erzählen, wenn sie bereit dazu ist.«
    »Kommt jetzt, es ist Zeit zu schlafen. Morgen könnte ein interessanter Tag werden«, sagte Archie.
    »Aber was ist da los, was ist mit dem Babyschuh?«, fragte Patti ungeduldig.
    »Lass uns sehen, was morgen passiert«,
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