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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zwei. Denken Sie immer daran, ja? Naismith Ende.«
    »Cordelia … Viel Glück. Stuben Ende.«
    Cordelia lehnte sich zurück und starrte auf den kleinen Kommunikator. »Puh! Was für eine seltsame Geschichte.«
    Fähnrich Dubauer schnaubte. »Das ist eine Untertreibung.«
    »Es ist eine exakte Feststellung. Ich weiß nicht, ob du gemerkt hast …«
    Eine Bewegung am schattigen Waldrand. Cordelia sprang auf und griff nach ihrem Betäuber. Der große adlergesichtige barrayaranische Soldat in dem grün und grau gefleckten Tarnanzug bewegte sich schneller. Dubauer bewegte sich noch schneller und stieß sie automatisch hinter sich. Sie hörte das Knistern eines Nervendisruptors, als sie rückwärts in die Schlucht stürzte und ihr der Betäuber und der Kommunikator aus der Hand fielen.
    Wald, Erde, Fluss und Himmel drehten sich wild um sie herum, ihr Kopf schlug mit einem grässlichen Knall auf etwas auf, sie sah lauter Sterne, und dann wurde ihr schwarz vor den Augen.
    Waldboden drückte gegen Cordelias Wange. Der feuchte, erdige Geruch kitzelte ihre Nase. Sie atmete tiefer ein, füllte ihren Mund und ihre Lungen mit Luft, und dann drehte ihr der Gestank von Fäulnis den Magen um. Sie wandte ihr Gesicht vom Sumpfboden ab. Schmerz zuckte strahlenförmig durch ihren Kopf.
    Sie stöhnte. Dunkle, funkelnde Wirbel versperrten ihr die Sicht, verzogen sich dann. Sie zwang ihre Augen, sich auf das nächste Objekt einzustellen, etwa einen halben Meter von ihrem Kopf entfernt.
    Schwere schwarze Stiefel im Morast, darüber grün und grau gefleckte Hosen eines Tarnanzugs, die Beine in geduldiger Rührt-euch-Stellung leicht gespreizt. Sie unterdrückte ein mattes Wimmern. Ganz sanft legte sie ihren Kopf wieder auf den schwarzen, feuchten Boden und rollte sich vorsichtig auf die Seite, damit sie den barrayaranischen Offizier besser sah.
    Ihr Betäuber! Sie starrte auf die kleine graue rechteckige Mündung, die eine breite, schwere Hand unbeweglich auf sie richtete. Ihre Augen suchten ängstlich den Nervendisruptor des Mannes. Am Gürtel des Offiziers hingen viele Geräte, aber das Disruptorhalfter an seiner rechten Hüfte war leer, ebenso an seiner linken das Halfter für den Plasmabogen.
    Der Mann war kaum größer als sie selbst, aber stämmig und kraftvoll. Das unordentliche dunkle Haar hing fast bis in die grauen, kühl aufmerksamen Augen – tatsächlich war seine ganze Erscheinung unordentlich, wenn man die strengen militärischen Maßstäbe der Barrayaraner in Betracht zog.
    Sein Kampfanzug war fast so zerknittert und verdreckt und von Pflanzensäften besudelt wie ihre eigene Uniform, und er hatte eine offene Quetschung über seinem rechten Backenknochen. Er sieht aus, als hätte auch er einen schlimmen Tag gehabt, dachte sie benommen. Dann erschienen wieder diese funkelnden schwarzen Wirbel vor ihren Augen, und sie verlor aufs neue das Bewusstsein.
    Als sie wieder klar sehen konnte, waren die Stiefel weg – nein. Da war er, saß bequem auf einem Baumstamm. Sie versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf ihren rebellierenden Magen, doch der überwältigte sie mit einem heftigen Ruck.
    Der feindliche Kapitän zuckte unwillkürlich zusammen, als sie sich erbrach, aber er blieb sitzen. Sie kroch die wenigen Meter zu dem kleinen Fluss am Boden der Schlucht und wusch in dem eiskalten Wasser ihren Mund und ihr Gesicht.
    Jetzt, da sie sich etwas besser fühlte, setzte sie sich auf und krächzte: »Also?«
    Der Offizier neigte den Kopf in einer Andeutung von Höflichkeit. »Ich bin Kapitän Aral Vorkosigan, Kommandant des Kaiserlich Barrayaranischen Kampfkreuzers General Vorkraft. Bitte identifizieren Sie sich.«
    »Kommandantin Cordelia Naismith vom Betanischen Astronomischen Erkundungsdienst. Wir sind eine wissenschaftliche Expedition«, betonte sie vorwurfsvoll, »Nichtkombattanten.«
    »Das habe ich bemerkt«, sagte er trocken. »Was ist mit Ihrer Expedition passiert?«
    Cordelias Augen verengten sich. »Waren Sie nicht an Ort und Stelle? Ich war oben auf dem Berg und half dem Botaniker meines Teams.« Und dann fragte sie heftiger: »Haben Sie meinen Botaniker gesehen – meinen Fähnrich? Er stieß mich in die Schlucht, als wir überfallen wurden …«
    Er blickte zum Rand der Schlucht hoch, zu der Stelle, wo sie heruntergestürzt war – wie lang war das her? »War er ein junge mit braunem Haar?«
    Ihr Herz krampfte sich zusammen in Erwartung der schlechten Nachricht.
    »Ja.«
    »Für den können Sie jetzt nichts
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