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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten
Autoren: Craig Shaw Gardner
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tummelten sich zwanzig Sklaven und zwanzig Sklavinnen, und mitten unter ihnen entdeckte er die Königin dieses Königreiches, die Frau seines Bruders, des Königs Shahryar.
    Plötzlich hielten alle Sklaven in ihrem fröhlichen Treiben inne, als warteten sie auf ein Zeichen ihrer Königin. Diese lächelte fröhlich einem der männlichen Sklaven zu, der sehr groß und sehr muskulös war. Zudem war er mit einer wirklich erstaunlichen Männlichkeit ausgestattet, – ich habe vergessen zu erwähnen, daß alle Sklaven, sowohl die männlichen als auch die weiblichen, vollkommen nackt waren. Selbst die Königin war weniger als nur notdürftig bekleidet.
    »Komm«, sagte sie zu dem stattlichen Sklaven. »Und du weißt, wie wörtlich ich das meine. Du solltest es als einen Befehl deiner Königin betrachten.«
    Daraufhin lächelte der Sklave seine Königin an und nahm sie in die Arme. Sie aber sprach weiter: »Ja, komm! Diese Kissen sollen wissen, wozu sie gebraucht wurden!« wobei sie den Sklaven mit sich hinunterzog und laut »Laß es uns tun!« und »Jippie!« schrie und einige andere derbe Worte folgen ließ, die besonders schockierend wirkten, da sie ja aus dem Munde einer solch feinen und wohlerzogenen Dame kamen. Und dann folgten alle anderen Sklaven ihrem Beispiel: Nackte Männer und Frauen vermischten sich ohne Unterschied, so daß der ganze Berg von Kissen sowie der steinerne Pfad, der zu den dahinter liegenden Gärten führte, nur noch ein Wirrwarr zuckender und kichernder nackter Leiber war. Wahrlich, der Jüngere König war baß erstaunt über die Wendung, die die Ereignisse genommen hatten, und ertappte sich dabei, wie er dem Drama, das sich da vor seinen Augen abspielte, eine ganze Zeitlang zusah, um auch die allerkleinsten Einzelheiten mitzubekommen und nicht vorschnell zu einem Urteil zu gelangen. Doch es kommt selbst für einen König einmal die Zeit, da er eine Entscheidung treffen muß, und so sprach Shahzaman zu sich selbst: »Wie schlimm auch mein Schicksal sein mag, das meines Bruders ist zwanzigmal schlimmer.« Und außerdem: »Wahrlich, wenn meine Braue von einem unter Durchfall leidenden Vogel beschmutzt wurde, wurde die meines Bruders mit dem Kot einer ganzen Herde von Ochsen verunziert.«
    Und damit – und nach ein, zwei Stunden weiterer Beobachtung dessen, was da im Garten vor sich ging – war sein ganzes Elend mit einem Male verflogen, und er war wieder in der Lage, wie ein König zu speisen, zu trinken und zu schlafen.
    Als König Shahryar am folgenden Tag von der Jagd zurückkehrte, stellte er fest, daß es seinem Bruder schon bedeutend besser zu gehen schien. Und so kam es, daß der Große König den Jüngeren König erneut nach dem Grund seines Unwohlseins fragte, und diesmal erzählte Shahzaman, wie er zu seinem Palast zurückgekehrt war, nur um seine Frau in den Armen eines Sklaven zu erwischen, und wie er beiden augenblicklich den Kopf von den Schultern getrennt hatte – was die vollste Zustimmung seines Bruders fand.
    »Und dennoch«, fuhr der Jüngere König fort, »litt ich unter meinem Unglück und empfand sowohl Schmerz über den Verlust meiner großen Liebe als auch Wut und Zorn über die mir angetane schändliche Untreue, bis...« Doch an dieser Stelle brach der Jüngere König ab, und tiefstes Bedauern begann sich auf seinen Zügen abzuzeichnen.
    Sein älterer Bruder war jedoch voller Staunen über das, was er da zu hören bekam, und bat ihn, fortzufahren. »Bis...?«
    Doch der jüngere der beiden zeigte größten Unwillen, seinen Bericht fortzusetzen. In seiner Erleichterung, endlich jemandem sein Unglück mitteilen zu können, hatte er ganz vergessen, daß der letzte Teil seiner Geschichte zu dem Unglück eben jenes anderen beitragen konnte.
    »Bis...?« wiederholte Shahryar, der ohne Zweifel keine Ahnung hatte, in welcher Zwickmühle der andere steckte. Diesmal klang seine Forderung schon ein wenig nachdrücklicher und wurde noch dadurch verstärkt, daß er wie von Sinnen am Bart seines Bruders zog.
    Doch statt auf die Frage zu antworten, sagte der Jüngere König: »Vielleicht ist es besser, wenn ich meine Geschichte hier abbreche, denn alles andere würde dir nur großen Schmerz und großes Leid zufügen:«
    Sein Bruder, der große König Shahryar, war da jedoch ganz anderer Meinung. »Bis...?« drängte er und zog wie rasend an seines Bruders Bart.
    König Shahzaman schüttelte nur den Kopf, was kein leichtes Unterfangen war, da so heftig an seinem Bart gezogen wurde.
    Und
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