Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht
Autoren: Ella Danz
Vom Netzwerk:
Träumen heimgesucht. Gerade sollte sie entscheiden, ob Jan oder Hans ihr Ritter beim Turnier im Schlosshof sein durfte, da drang ein elektronischer Weckruf an ihr Ohr. Es war halb acht und sie hatte die Störung selbst zu verantworten, da sie am Abend ihr Handy auf diese Uhrzeit gestellt hatte.
    »Träume sind eben am schönsten, solange sie nicht Wirklichkeit geworden sind«, zitierte sie sich selbst und verließ mit einem wohligen Seufzer ihre Schlafstatt.
    Ihr Zimmer lag an der Rückfront des Schlosses, und aus dem Fenster blickte man direkt in den angrenzenden Schlossgarten. Helene öffnete weit beide Flügel und ließ die frische Morgenluft herein. Aus dem Garten winkte Frau von Warthenstein, die gerade dabei war, einen Arm voll später, verschwenderisch blühender Rosen zu schneiden. Nur wenige kleine Wölkchen unterbrachen das strahlende Himmelblau, die Sonne hatte sich durchgesetzt und das ruhige, trockene Oktoberwetter versprach auch diesen Tag anzuhalten.
    Ihn bedauernd, dachte Helene an ihren Mann, der jetzt in einem dieser überall auf der Welt gleichen, mit allem Pipapo ausgestatteten Kettenluxushotels wahrscheinlich am Frühstücksbüffet stand, um sodann in kunstlichterhellten, klimatisierten Konferenzräumen, zwischen Overheadprojektoren und Flipcharts, Referaten zu lauschen und deren weltbewegenden Inhalt zu diskutieren. Ihn selbst störte die Tatsache, ein Wochenende für berufliche Verpflichtungen zu opfern, allerdings überhaupt nicht. Was seinen geliebten Beruf anbetraf, war er nach wie vor ein Maniac.
    Und die Kinder? Die lagen mit Sicherheit zuhause in Berlin noch im Bett, Peer wahrscheinlich nicht allein. Später würden sie dann, mit Milchtüten und Cornflakes bewaffnet, auf die Couch vor die Glotze ziehen, was normalerweise strengstens verpönt war, und sich bereits am Vormittag irgendwelche Soaps oder eine dieser nervtötenden Castingshows reinziehen, während sie ihr Frühstück muffelten. Kein Grund also, sich Sorgen zu machen, der Rest der Familie hatte auch seinen Spaß.
     
    Das Frühstück war im so genannten Kleinen Salon neben der Halle mit dem Kamin angerichtet. Auch von hier hatte man durch zwei Flügeltüren, die angesichts des herrlichen Wetters geöffnet worden waren, einen ungehinderten Blick in den üppig wuchernden, liebevoll gestalteten Schlossgarten bis zur ihn begrenzenden Mauer, die unter rankendem Efeu fast verschwunden war. Zwei steinerne Bänke und die einsame, schon leicht verwitterte Statue eines mit gesenktem Kopf stehenden, feengleichen Wesens zwischen den duftenden Rosenspalieren verliehen ihm etwas Märchenhaftes.
    Völlig lebensecht saßen vor dieser pittoresken Kulisse bereits einige ihrer Hubertuswochenendmitstreiter, nämlich Frau Wiemer, Barbie-Margarethe und Hans, am reichlich gedeckten Frühstückstisch und taten sich an frischem Landbrot, hausgemachten Marmeladen, Wurst, Käse, Obst – kurz, allem, was das Herz begehrt, gütlich. Es duftete nach frischem Kaffee, aber Helene entdeckte befriedigt auch eine große Kanne Tee auf der Anrichte neben dem Tisch. Man wünschte sich einen guten Morgen und auch Helene begann mit ihrem Frühstück.
    Die Gespräche drehten sich um die Frage, ob der Jagdgesellschaft das Glück wohl hold gewesen sei. Sie hatten alle ihr Frühstück schon fast beendet, als schließlich auch der Banker Hoppe und sein Kumpel, der Computerspezialist Ruoff, die Szene betraten. Allerdings waren die beiden ziemlich appetitlos und verlangten nur nach schwarzem Kaffee. Einer der vielen Schnäpse am Kamin war ihnen wohl nicht bekommen, und sie steuerten kaum etwas zum allgemeinen Geplauder bei.
     
    Nach beendetem Frühstück schlenderte die kleine Gruppe in der milden Oktobersonne bewundernd um die historischen Gemäuer. Als sie sich gerade dem weitläufigen Park mit seinem uralten Baumbestand zuwenden wollten, rief der Jagdaufseher zum Aufbruch, und so zwängten sich alle sechs in den großen Landrover, um zum Treffpunkt mit den Jägern zu fahren.
    Bald verließen sie die asphaltierte Zufahrtsstraße und holperten auf einem Schotterweg durch einen lichten Mischwald. Nachdem der Fahrer in einen noch engeren Waldweg eingebogen war, nahmen die Laubbäume allmählich ab und der Geländewagen fuhr durch sattgrünen Fichtenbestand. Meist standen die Bäume hoch und dicht, nur ab und zu bildete eine Schonung mit jungen Anpflanzungen eine kleine Lichtung. Auf einer solchen brachte der Fahrer schließlich den Wagen zum Stehen.
    Ohne das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher