Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
unterbrach seinen Zauber mitten im Wort und drehte sich um. Seine Handteller leuchteten türkis.
    »Wuchjazz ist klug!«, setzte der graue Dämon alle Anwesenden ins Bild – und warf sich auf den Magier.
    Die türkisfarbene Flamme löste sich von Arziwus’ Hand und schlug auf Wuchjazz’ Brust ein.
    Nichts. Kampfmagie wirkt bei Dämonen nun mal nicht.
    Arziwus schrie rasch ein paar Worte, und das Pferd der Schatten flammte auf. Der Dämon flog heulend nach hinten und blieb auf dem Boden liegen, wo er sich in Krämpfen wand. Offenbar taugte das Artefakt der Doralisser weit mehr, wenn es galt, die Ausgeburten des Dunkels zu bezwingen.
    Varrthaufhand fluchte, streckte die bekrallten Pfoten nach dem Pferd der Schatten aus, um das heißbegehrte Stück endlich an sich zu bringen. Mein hammelköpfiger Freund hatte offenbar vergessen, dass er das Pferd der Schatten nur dann an sich nehmen konnte, wenn es ihm ein Mensch oder ein Doralisser aus freien Stücken überreichte. Das Pferd der Schatten spie dem Dämon denn auch prompt Funken ins Gesicht. Varrthaufhand heulte wie tausend Sünder auf, taumelte zurück und schüttelte die verbrannte, teilweise auch verkohlte Hand.
    All das dauerte nicht länger als drei Sekunden. Ich schoss auf das Horn zu, was Arziwus wohl auch merkte. Doch er kümmerte sich nicht um eine Belanglosigkeit namens Garrett, sondern wirkte stur einen weiteren Zauber gegen Varrthaufhand.
    Der Dämon indes hatte gar nicht die Absicht, das Schicksal seines klugen Bruders zu teilen, und brachte sich lautstark fluchend in Sicherheit, indem er mit dem gehörnten Kopf eines der großen spitzbögigen Fenster durchbrach und verschwand. Sollte er sich doch das Genick brechen!
    Nun richtete Arziwus seine Aufmerksamkeit auf mich. Das Horn des Regenbogens war jetzt zum Greifen nahe, ich bräuchte bloß noch die Hand danach auszustrecken. Das tat ich auch – und Arziwus verbrannte mir mit einem Licht selbst durch die Handschuhe hindurch die Haut. Trotzdem brachte ich es fertig, die Tröte an mich zu nehmen – und schon schien ein Blitz auf mich einzuschlagen.
    Ich bin frei! , rief Walder.
    Arziwus schrie etwas, worauf ich geradewegs auf den Körper des toten Wuchjazz geschleudert wurde. Als ich versuchte aufzustehen, schwindelte mir, und in meiner Brust tobte ein unerträglicher Schmerz. So musste ich am Boden liegen bleiben und konnte nur zusehen, wie ein durch und durch körperlicher Walder zu einem magischen Duell gegen Arziwus antrat.
    Mein Freund ließ eine Reihe magischer Schläge auf den Magister niedergehen, noch ehe Arziwus überhaupt begriff, wie dieser seltsame und der Magie kundige Mann in den Saal gekommen war.
    Dann setzte Arziwus zum Gegenschlag an. Walder parierte, schlug erneut zu, und nun war es an dem alten Magier, sich zu verteidigen. Der Turm bebte, ich spuckte Blut, von dem ich keine Ahnung hatte, wie es überhaupt in meinen Mund geraten war – und wusste, dass dies das Ende war.
    Der Turm würde einstürzen.
    Doch die beiden Magier kämpften weiter. Walder wehrte mit Mühe eine purpurrote Kugel ab. Sie schwebte zur Decke auf, und die gläserne Kuppel platzte mit ohrenbetäubendem Krachen. Myriaden spitzer Splitter prasselten auf uns ein. Walder und Arziwus schützten sich sogleich mit leuchtenden Kuppeln gegen den tödlichen Sturzbach, Walder dachte dabei sogar noch an mich.
    Dann ging das Duell weiter. Die Magier zogen ihren Kreis durch den Saal, während sie ihre Schläge austauschten. Bei jedem Schlag zitterte der Turm wie bei einem Erdbeben. Die Luft selbst schien zu heulen und unter der Magie zu stöhnen. Dennoch vermochte keiner der beiden Gegner die Oberhand zu gewinnen.
    Ich nahm all meine Kraft zusammen, stemmte mich hoch, sodass ich auf allen vieren stand, dann kroch ich ganz langsam zum Horn des Regenbogens. Die beiden Magier achteten gar nicht auf mich. Ich spuckte schon wieder Blut, kroch aber trotzdem noch entschiedener vorwärts.
    Walder brüllte etwas und stieß Arziwus mit aller Kraft von sich. Der stolperte nach hinten, stürzte rücklings in das Loch und entschwand mit einem Schrei unseren Blicken.
    »Schließ das Portal, Garrett!«, befahl Walder. »Nimm das Horn und schließ das Portal! Schließ es, solange es nicht zu spät ist!«
    Der Erzmagier sprang Arziwus hinterher.
    Ich kroch weiter.
    Der Turm bebte. Die Schalen an der Waage des Gleichgewichts schwankten. Die Welt war in banger Erwartung erstarrt.
    Ich kroch weiter.
    Der Turm wurde förmlich auseinandergerissen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher