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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm
Autoren: Andreas Saumweber
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einer Mütze aus Wolle, zwischen denen er nur einen schmalen Spalt für seine Augen gelassen hatte. Ansonsten trug er abgetragene Kleider aus Leder und Fell. Er schien unbewaffnet, was Rushai etwas überraschte.
    »Ich soll Euch einen Gruß meines Herrn ausrichten«, erklärte der Waldläufer. »Derrien Schattenfeind. Ich soll Euch von ihm auf ein Schwert ansprechen.«
    Rushai nickte und stieß den Ranger hinter sich an, ohne dass der Waldläufer es sehen konnte.
    »Ich habe das Schwert«, erklärte der Ranger.
    Der Waldläufer zögerte. »Und gebt Ihr es mir?«
    Rushai deutete ein Nicken an.
    »Ich gebe es Euch.« Der Ranger begann, es von seiner Hüfte zu schnallen.
    Der Waldläufer ging ihm entgegen, an den anderen Rangern vorbei. Rushai bemerkte, wie der Mann versuchte, unter die einzelnen Kapuzen zu sehen. »Wer seid ihr?«, fragte er dabei. »Wa rum sprecht ihr Englisch? Seid ihr Germanen?«
    In diesem Moment begriff Rushai, dass Derrien seinen Leuten verschwiegen hatte, mit wem er einen Pakt geschlossen hatte. Der Weiße Baum, sein alter Feind,
schämte
sich offenbar dafür, was er getan hatte. Mit der Erkenntnis brach Rushai in lautes Gelächter aus. Derrien Schattenfeind, der große Krieger, der Volksheld der Kelten, der Anführer der Waldläufer, schämte sich. Was würden die Waldläufer wohl denken, wenn sie wüssten, dass Derrien Geschäfte mit Schatten machte, einen Pakt mit dem Teufel einging,um es bildhafter zu machen? Rushai wusste, dass er aus dem Rahmen fiel, dass er sich durch sein Lachen zur Zielscheibe machte, aber er konnte sich einfach nicht beherrschen.
    Derrien, o Derrien, wie tief bist du gesunken?
    Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, griff er zu seiner Kapuze und zog sie sich aus dem Gesicht. »Erkennst du mich?«, fragte er den Waldläufer. Warum auch immer Derrien verheimlichen wollte, was er getan hatte, Rushai konnte ihm mit seiner Offenbarung nur Schaden zufügen. Er verkniff es sich, den Waldläufer anzugrinsen.
    Der Mann zögerte. »Nein, mein Herr«, meinte er schließlich. »Sollte ich?«
    »Wenn du ein Waldläufer bist, solltest du. Mein Name ist Rushai, aber unter euresgleichen kennt man mich möglicherweise besser unter dem Namen Schwarzer Baum.«
    »Rushai«, flüsterte der Mann und starrte ihn an. Obwohl von seinem Gesicht fast nichts zu erkennen war, war dem Mann das Entsetzen deutlich anzumerken.
    »Rushai«, wiederholte Rushai noch einmal. Er nahm seinem Ranger das Schwert aus der Hand. »Hier. Das ist
Waldsegen
, das Druidenschwert deines Herrn. Er hat es an mich verloren, als er für einige Zeit mein Gefangener war. Es hat mir seitdem gute Dienste geleistet, aber nachdem Derrien seinen Teil der Abmachung gehalten hat, liegt es nicht an mir, sie zu brechen. Richte ihm aus, sein Plan hat hervorragend funktioniert. Die Garnison von Trollstigen ist vernichtet, die Festung gehört mir. So, wie mir bald der ganze Fjord gehören wird.«
    Unter dem Schal zuckten die Züge des Kelten. Es war so schade, nicht in sein Gesicht sehen zu können, während dem Waldläufer langsam dämmerte, dass auch er seinen Teil beigetragen hatte zu Derriens Verrat. Rushai musste ihm die Scheide mit
Waldsegen
in die Handfläche drücken, bevor sich der Mann daran erinnerte, dass er gekommen war, um sie zu holen.
    »Du und deine Männer haben freies Geleit durch die Festung«,fuhr Rushai fort und streute zusätzlich Salz in die Wunde: »Das war mit Derrien so abgemacht. Aber wartet nicht zulange. Bei Sonnenaufgang möchte ich keinen von euch Waldläufern mehr auf dieser Seite der Festung erwischen!«
    Der Waldläufer nickte langsam. Dann wandte er sich schwerfällig um und stapfte mit hängenden Schultern und zu Boden geschlagenem Blick in die Dunkelheit. Er war ein geschlagener Mann.
    Derrien, o Derrien
, dachte Rushai noch einmal, während er dem Mann grinsend hinterhersah,
wie tief bist du gesunken?
Etwas an dem Spruch, an der gesamten Situation, ließ ihn erneut lachen. Er lachte und lachte und lachte, während sich hinter ihm sein Heer in Bewegung setzte und langsam die Treppe hinabstieg, die sich ins Tal zum Romsdalsfjord hinabwand.

DRAMATIS PERSONAE
     
    Die Kelten
    Die Helvetier
    Fürst Helveticus, greiser Häuptling der Helvetier
Sabinus , sein Stellvertreter, gefallen in der Schlacht von Espeland
Fürst Cintorix, genannt die
Spinne,
Eibendruide, Heerführer des Rates und Helveticus’ Stellvertreter
Julius, ein Druide
Salerix, genannt der
Dreiturm,
Druide und Anführer der
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