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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe
Autoren: Tanja Heitmann
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hatte Sam mich von sich gehoben und war auf den Beinen, um meine Mutter am Oberarm zu packen. Zwar ließ sie die Berührung zu, aber sie blickte ihn an, als wäre er das Absurdeste, was ihr in ihrem bunten und verrückten Leben jemals untergekommen war. »Junge«, sagte sie auf eine überraschend bestimmte Weise, »du solltest dir besser mal was überziehen.«
    Mir wurde alles zu viel. »Sam, bitte kümmere dich um ihre Erinnerung, oder ich stürze mich aus dem Fenster!«, flehte ich ihn an, wobei ich all meine Kraft zusammennehmen musste, nicht sämtliche Levander-Männer des Hauses auf den Plan zu rufen, indem ich die Worte hinausbrüllte.
    Einen Moment lang schüttelte Sam energisch den Kopf. Dann blickte er an sich hinab und beschloss wohl, dass es zweifelsohne das Beste für uns alle war, wenn Reza sich an diesen Anblick niemals würde erinnern können. Meine
Mutter öffnete gerade den Mund, um wieder etwas sehr Reza-mäßiges über den nächtlichen Besuch im Schlafzimmer ihrer Tochter hervorzubringen, als Sams Aura sie umflutete wie ein Mantel aus Licht. Ich sah, wie ihre Gesichtszüge sich entspannten, während Sam auch schon behutsam ihre Lider schloss. Urplötzlich gaben ihre Beine unter ihr nach, doch er fing sie auf und legte sie auf mein Bett.
    »Geht es ihr gut?« Panik kroch mir die Kehle hoch.
    Sam war aschgrau im Gesicht, aber er nickte. »Sie schläft jetzt wie ein Baby und wird sich morgen höchstens an einen ziemlich befremdlichen Traum erinnern. Erzähl ihr einfach, dass du auch sehr überrascht bist, dass sie in deinem Bett liegt, und dass du keine Ahnung hast, wie sie hierher gekommen ist.«
    »Wird es denn keine Nachwirkungen wie bei Rufus geben? «
    »Nein«, erwiderte Sam. »Ich bin deutlich besser darin geworden, den menschlichen Geist zu beeinflussen. Jetzt, da ich begreife, was ich eigentlich tue.«
    Obwohl ich ihm in diesem Fall äußerst dankbar dafür war, minderte das, was er sagte, meine Panik nicht gerade. Wenn Sam mittlerweile so gut darin war, in den menschlichen Geist einzugreifen, dass kaum Spuren blieben, was konnte er dann damit alles machen? Während ich meine friedlich schlafende Mutter zudeckte, versuchte ich diesen Gedanken zu verdrängen, doch die Vorstellung ließ sich nicht vollständig abschütteln. Bei Sam mochte eine solche Gabe in guten Händen sein, aber was sagte sie über die Schattenschwingen im Allgemeinen aus? Vor allem, da einige von ihnen Geschmack daran gefunden hatten, die Grenze zur Menschenwelt zu überschreiten.

2
Der Weg des Schwertes
    Sam
    Vorsichtig legte ich das Iaido, das Übungsschwert, das mir Asami zur Verfügung gestellt hatte, auf das ausgebreitete Tuch. Die Klinge war aus gewöhnlichem Stahl, und nicht aus Bernstein wie die von Asamis Shinken, einem Wahren Schwert. Das schwarze Schwertband breitete ich einer Schlaufe gleich um die Scheide aus blutrot lackiertem Holz aus. Der Sand war noch kühl von der Nacht und schmiegte sich angenehm an meine untergeschlagenen Beine, als ich mich zur Begrüßung des Schwertes vorbeugte.
    »Tiefer«, forderte die Stimme unmittelbar neben mir.
    »Dann lande ich mit meinem Gesicht im Sand.«
    Anstelle einer Antwort legte sich eine Hand auf meinen Nacken und übte sanften Druck aus. Ergeben senkte ich den Kopf und versank mit der Stirn im nassen Sand.
    Als ich mich wieder aufrichtete, konnte ich es mir nicht verkneifen, Asami einen genervten Blick zuzuwerfen, was ihn jedoch wenig zu kratzen schien. Wie die Selbstzufriedenheit in Person hockte er auf seinen Fersen neben mir, die Fäuste auf die Oberschenkel gestemmt, die helle Haut schimmernd im Zwielicht. Nach den Regengüssen der gerade erst schwindenden Nacht hatte sich der Wind immer noch nicht beruhigt und zog einzelne Strähnen aus seinem hochgesteckten Haar. Unablässig wehten sie mir gegen den Oberarm, der ohnehin schon von einer Gänsehaut überzogen
war. Nach wie vor beunruhigte mich Asamis Nähe, fast spürte ich noch, wie er brutal meinen Unterarm auf den Boden zwang und die Messerspitze in mein Fleisch rammte. Das ist ein anderer Asami gewesen als der, der dich jetzt im Iaido unterweist, sagte ich mir und unterdrückte den Impuls, von ihm abzurücken.
    Ich war übermüdet und entsprechend dünnhäutig. Es war mir alles andere als leicht gefallen, die sichtlich verstörte Mila zu verlassen. Gerade noch hatte ich die Erinnerung ihrer Mutter umgestaltet, damit es keine Bilder mehr von mir und ihrer Tochter in einer ausgesprochen intimen Situation gab,
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