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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht
Autoren: D Koontz
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Kopf.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Die Welt dreht sich und die Welt verändert sich. Nonnen mit Mobiltelefon.«
    »Na und? Das ist doch leichter zu akzeptieren als die Vorstellung, dass ein Grillkoch tote Menschen sieht!«

    »Stimmt. Mein weibliches Gegenstück wäre wahrscheinlich so jemand wie in dieser alten Fernsehserie – eine fliegende Nonne.«
    »In meinem Kloster sind fliegende Nonnen nicht zugelassen«, erklärte Schwester Angela. »Die sind meistens zu albern, und beim Nachtflug krachen sie gern durch die Fensterscheiben.«

5
    Als ich aus dem Keller nach oben kam, schwärmte kein einziger Bodach durch die Flure im ersten Stock. Ich überlegte, ob sie wohl aus dem Zimmer von Annamarie und Justine verschwunden waren, um andere Kinder zu beäugen, aber das war wahrscheinlich nicht der Fall. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wären sie nicht in unmittelbarer Nähe.
    Vielleicht hatten sie sich inzwischen in den zweiten Stock verzogen, wo nichtsahnend die Nonnen schliefen. Auch diesen konnte es bestimmt sein, bei einer Explosion zu sterben.
    Dort oben konnte ich allerdings nicht ungeladen eindringen, falls nicht gerade ein Notfall eingetreten war. Deshalb verließ ich das Internat und trat in die Nacht hinaus.
    Die Wiese, die Bäume ringsum und die Abtei oben am Hang warteten immer noch darauf, von einer weißen Decke eingehüllt zu werden.
    Der schwangere Himmel mit dem ungeborenen Sturm war unsichtbar, denn die Berge waren fast so dunkel wie die Luft, sodass sich nichts an der Unterseite der Wolken spiegelte.
    Boo hatte mich verlassen. Zwar schätzte er meine Gesellschaft, aber ich war nicht sein Herr. Er hatte hier keinen Herrn. Er handelte völlig unabhängig und verfolgte seine eigenen Ziele.
    Unsicher, wo ich nach Hinweisen auf die Katastrophe suchen sollte, von der die Bodachs angelockt worden waren, überquerte ich den Vorhof des Internats und ging auf die Abtei zu.

    Beim Anblick der schwarzen Geister war es mir kalt den Rücken hinuntergelaufen, aber selbst wenn dieses Gefühl durch die eisige Temperatur der Dezembernacht verstärkt wurde, konnte es das Frösteln, das mir durch Mark und Knochen kroch, nicht recht erklären.
    Der wahre Grund für meinen Zustand wahr wohl die Erkenntnis, dass wir nur die Wahl zwischen dem einen und dem anderen Scheiterhaufen haben, dass wir leben und atmen, um von diesem Feuer oder jenem Feuer verzehrt zu werden, nicht nur hier in der Abtei, sondern immer und überall. Vom Feuer verzehrt oder gereinigt.
    Die Erde grollte, der Boden unter meinen Füßen zitterte, und das hohe Gras regte sich, obgleich noch kein Windhauch ging.
    Obwohl es sich um ein ganz leises Geräusch und eine sanfte Bewegung gehandelt hatte, durch die wahrscheinlich kein einziger der Mönche aufgewacht war, sagte mir mein Instinkt: Erdbeben . Im selben Augenblick kam mir ein vager Verdacht.
    Aus der Wiese stieg Ozonduft auf. Den hatte ich schon vorher im Kreuzgang des Gästehauses wahrgenommen, als ich an der Statue des heiligen Bartholomäus mit seinem Kürbis vorbeigekommen war.
    Als sich die Erde nach einer halben Minute beruhigt hatte, verstärkte sich mein Verdacht fast zur Gewissheit. Wenn ein katastrophales Feuer ausbrach, so lag das wahrscheinlich nicht an dem Propangastank und den Kesseln, die unsere Gebäude heizten. Infrage kam eher Bruder John, der in seiner unterirdischen Klause damit beschäftigt war, die Struktur der Realität zu erforschen.
    Ich eilte zur Abtei, an den Unterkünften der Novizen und dann in südlicher Richtung am Büro des Abtes vorbei. Darüber, im ersten Stock, befanden sich seine Privaträume.
    Im zweiten Stock stand dem Abt außerdem eine kleine Kapelle zur Verfügung, in die er sich zum Gebet zurückziehen konnte.
Dort glänzte in den geschliffenen Kanten der kalten Fensterscheiben schwaches Licht.
    Da es langsam auf ein Uhr zuging, lag der Abt wohl eher schnarchend im Bett, als dass er betete. Das bleiche Zittern, das an den Scheiben entlanglief, stammte wahrscheinlich von einer einzelnen flackernden Kerze, die er auf dem Altar stehen gelassen hatte.
    Ich umrundete die Südostecke der Abtei und ging nach Westen, vorbei an den letzten Novizenzimmern, am Kapitelsaal und der Küche. Vor dem Refektorium kam ich zu einer nach unten führenden Steintreppe.
    Am Ende der Stufen beschien eine einzelne Glühbirne eine Bronzetür. Eine ebenfalls aus Bronze gegossene Tafel darüber trug die lateinische Inschrift LIBERA NOS A MALO.
    Erlöse uns von dem Bösen.
    Mit
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