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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Autoren: Luke Scull
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den Hals. »Tut mir leid«, sagte er. »Bald werden noch mehr von diesen Dreckskerlen auftauchen. Wenn sie dich hier finden, wirst du dir hundertmal wünschen, du wärst tot, noch ehe der Tag zu Ende geht. Ich tu dir damit sogar einen Gefallen.«
    Das Gesicht des Burschen lief blau an, als Kaynes Stiefel ihm die Luft abdrückte. Er wedelte schwach mit den Händen, ein erbärmliches Gurgeln drang aus seinem Mund. Graue Augen, vor Todesangst geweitet, starrten den großen Mann an.
    Sie baten um Gnade, flehten ihn an.
    Kayne wandte den Blick ab. An diesen Ausdruck konnte er sich erinnern, und die Augen von ganz ähnlicher Farbe hatten zu einem ebenso jungen Gesicht gehört. Ebenso gut konnte er sich an seine Seelenqualen erinnern, als Mhairas verzweifelte Schreie ihm in die Ohren drangen, während der Übelkeit erregende Gestank ihres brennenden Leibs ihm in die Nase stieg. Aus dem Käfig, an dem er sich die Hände blutig gekratzt hatte, war kein Entkommen möglich gewesen.
    Er betrachtete seine Unterarme. Die Narben waren immer noch zu sehen, aber das war nicht wichtig. Er hatte noch andere, viel schlimmere Narben davongetragen. Narben von einer Art, die einen Mann für immer veränderte.
    Schwer seufzend nahm der alte Barbar den Stiefel von der Kehle des Jungen, zog ihn hoch und warf ihn sich mit einer Leichtigkeit, die sein Alter Lügen strafte, über die Schulter. Mit einem letzten Grunzen drehte er sich um und lief so schnell, wie es die knirschenden Beine erlauben wollten, die Straße hinunter.

    Der Wolf hatte schon einige Becher Vorsprung, als Brodar Kayne in die heruntergekommene Schenke in der Nähe des Elendsviertels stolperte. Die Gäste der verräucherten Spelunke warfen ihm neugierige Blicke zu, als er seine stöhnende Last auf den vom verschütteten Starkbier feuchten Boden gleiten ließ. Sein Rücken tat höllisch weh.
    Er war nachgiebig geworden, das war sein Problem. Sie könnten schon längst zu den Freistädten im Osten unterwegs sein. Zweifellos konnten sich jene Orte nicht mit dieser weitläufigen, stinkenden Stadt messen, aber sie lagen ein gutes Stück draußen im Freiland, wo kein Magierfürst etwas zu sagen hatte und die Magie nicht wie im Trigon als Konterbande galt. Der Dolch an seinem Gürtel sollte ihm bei den richtigen Aufkäufern eine königliche Belohnung einbringen.
    Aber nein. Stattdessen hatte er nun diesen verdammten Narren am Hals, der sich vor seinen Füßen wand.
    Jerek hatte ihn bereits bemerkt. Er saß in der hintersten Ecke der Schenke über sein Bier gebeugt und bedachte jeden, der so dumm war, ihn anzusehen, mit finsteren Blicken. Auf dem kahlen Schädel spiegelte sich der Schein der Fackeln, die Haut glänzte zornig rot. Er kniff die Augen zusammen, als Kayne sich ihm näherte.
    »Es ist Zeit zu gehen, Wolf. Ich hatte eine Begegnung mit den Ordnungshütern. Sie werden im Nu über den Laden hier herfallen wie der Aussatz.« Er wartete, während sein Freund langsam den Becher leerte und aus dem Krug, der mitten auf dem Tisch stand, noch einmal nachfüllte.
    Schließlich blickte Jerek kurz zu ihm auf. Dann hob er den Becher und leerte ihn abermals. »Wer, zum Teufel, ist das?«, fragte er mit seiner groben, heiseren Stimme. Schließlich stellte er den Becher mit lautem Knall ab und nickte in die Richtung des Burschen. Die Frage klang völlig harmlos. Ein gefährliches Zeichen.
    Kayne seufzte. Na gut, dann bringen wir es hinter uns. »Der Bursche da? Zwei dieser Schweinehunde in den roten Mänteln wollten ihn gerade umbringen. Sie verlangten, ich solle ihnen Platz machen. Dazu hatte ich aber keine Lust.« Er wartete geduldig auf den Ausbruch, der gewiss kommen musste.
    Jerek stand abrupt auf. Nach den Maßstäben des Hochlands war er kein großer Mann, hatte jedoch recht breite Schultern. In den dunklen Augen loderten Flammen, als er den Jungen anstarrte. Er strich sich über den kurzen schwarzen Bart, der bereits mit grauen Strähnen durchsetzt war. Dann zupfte er daran. Seine Lippen zuckten. Jetzt geht es los, dachte Kayne.
    »Das ist einfach unglaublich!«, knurrte der Wolf. Er knallte beide Fäuste auf den Tisch. Dabei kippte der Krug um, fiel auf den Boden und verteilte dort seinen Inhalt. Dann griff der Krieger hinter sich und zog die beiden Kriegsäxte.
    Mit der linken Waffe deutete er auf den Burschen. »Der Wichser da? Wer ist er? Ein Niemand. Lass ihn sterben. Uns kann das egal sein. Was musstest du dich auch einmischen? Ich dachte, wir hätten es jetzt hinter uns. Wir
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