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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Autoren: Luke Scull
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aber auf einmal war Magierfluch zur Stelle und wehrte die größere Waffe ab, als hätte sie überhaupt kein Gewicht. Der Pockennarbige versetzte Cole einen Tritt vor die Brust. Ein dumpfer Schmerz blühte auf, und Cole flog auf den Rücken. Der Wächter sprang knurrend vor, um den Kampf zu seinen Gunsten zu beenden. Er rutschte jedoch auf einer Blutlache aus, und das verletzte Bein knickte ein. Schwer schlug er auf den Boden und stieß eine Flut wüster Flüche aus.
    Steh auf! Steh auf! Cole rappelte sich auf. Aus der Nase und vom Kinn tropfte immer noch das Blut, aber wenigstens konnte er Arme und Beine ungehindert einsetzen. Der zweite Wächter näherte sich ihm rasch mit erhobenem Schwert.
    Cole atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Darauf lief es nun also hinaus. Im Nahkampf konnte er den Soldaten nicht bezwingen, denn er war verletzt, und der Gegner besaß eine überlegene Rüstung. Seine eigene lederne Kleidung bot ihm kaum Schutz. Er hob die linke Hand und richtete Magierfluch aus, wie er es schon so oft getan hatte. Er konnte den Mann nicht verfehlen, das Schicksal würde das nicht zulassen. In Augenblicken wie diesem vollbrachten die Helden ihre Taten, über welche die Geschichtsschreiber dann voll Ehrfurcht berichteten.
    Er warf den Dolch und sah zu, wie Magierfluch sich in der Luft um sich selbst drehte und zielstrebig zum Kopf des Soldaten flog. Es war ein wundervoller Wurf, genau wie er es sich gedacht hatte. Übung machte den Meister, vor allem, wenn ein begabter Werfer mit einem Instinkt wie dem seinen …
    Das stumpfe Heft des Dolchs traf das rechte Auge des Wächters. Der Mann brüllte wütend und griff nach seinem Gesicht, als Magierfluch klappernd auf den Boden fiel. Sein Kamerad stand bereits wieder auf und humpelte, das Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt, auf Cole zu. »Bring den Mistkerl um!«, schrie er. Der Speichel spritzte ihm bis aufs Kinn.
    Cole wimmerte und rannte um sein Leben.

    Nachdem er einige Minuten gelaufen war, fühlte sich sein Oberkörper an, als stünde er in Flammen. Jeder Atemzug bereitete ihm Höllenqualen.
    Er hustete und spuckte Blut. In den gewundenen Gassen, die vom Haken aus nach Südosten führten, hörte er dicht hinter sich die beiden Wächter, die ihn verfolgten. Er drängte sich an den armen und verzweifelten Bewohnern des Elendsviertels vorbei und schleuderte sogar eine alte Frau auf einen Abfallhaufen. Gleich darauf zuckte er zusammen, weil ihre Schreie die Soldaten auf die richtige Fährte lenkten.
    Das Atmen fiel ihm immer schwerer, mit seinen Lungen stimmte etwas nicht. Er wurde langsamer, bis er nur noch ging, schließlich blieb er ganz und gar stehen. Vor einem Lagerhaus, das nach altem Fisch stank, sank er auf die Knie und hörte, wie sich ihm der Tod näherte. Eine einsame Träne rollte ihm über die Wange.
    So nimmt es nun ein trauriges Ende mit mir, dachte er verbittert.

Auf der Flucht

    Er presste mit aller Kraft. Es war, als wollte er einen Kieselstein durch ein Nadelöhr zwängen. Oder einen Arm durch den Weidenkäfig des Schamanen.
    Die Hohen Klippen waren unendlich weit entfernt, aber es gab Erinnerungen, die man einfach nicht abschütteln konnte. Ganz egal, wie weit man weglief.
    Brodar Kayne biss die Zähne zusammen und grunzte vor Anstrengung. Die großen vernarbten Hände zitterten vor seiner Männlichkeit. Die Schmerzen waren unerträglich. Bei allen verfluchten Geistern, die Schmerzen waren wahrhaft entsetzlich. Er hatte Pfeile und Klingen in den Bauch bekommen, und die Wunden hatten lange nicht so wehgetan wie dies. Wenigstens glaubte er es. Das war das Problem, wenn man älter wurde. Manchmal spielte einem die Erinnerung einen Streich.
    Konzentration. Das war der Schlüssel. Er musste den nervtötenden Straßenlärm ausblenden und sich auf das konzentrieren, was er gerade tat. In den Klippen, wo der Wind ewig flüsterte und nur hin und wieder die Wölfe oder andere Tiere heulten, war es leichter. Dort respektierte man die Privatsphäre der anderen Menschen und ließ ihnen genug Raum, um in Frieden zu pissen. Hier in der großen Stadt schien es ihm, als wollte ihn jeder bei seinem Geschäft stören. Kaufleute hielten ihm die Waren unter die Nase, als wäre er ein Freudenmädchen beim Kriegsrat der Häuptlinge. Es war der reine Wahnsinn.
    Eine Weile vorher hatte er einen Händler bewusstlos geschlagen. Der Mann hatte ihn gepackt und wollte ihm offenbar ein Stück Tuch in die Hand drücken. Brodar Kayne hatte sich entschuldigt,
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