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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg
Autoren: Andreas Saumweber
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hupenden Fiats und stinkenden Mofas. Überall am Straßenrand priesen fliegende Händler lautstark ihre Waren an, während ganze Schwärme von Taschendieben nach leichtfertigen Touristen Ausschau hielten.
    Christophers T-Shirt klebte an seinem Körper, als er schließlich denEingang des Hotel Primus erreichte. Drei Sterne hatte der Besitzer darüber gehängt, mindestens einen zu viel, wenn es nach Christopher ging. Immerhin war das Personal verschwiegen und zurückhaltend, was der Inquisitor sehr schätzte. Er wusste, dass er ein begehrter Mann war. Er hatte Feinde. In acht europäischen Staaten hatte er bisher getötet, alles im Auftrag der Kirche. Nicht immer war er unerkannt geblieben. Es gab genügend Menschen, die sein Gesicht kannten, ein paar wenige wussten sogar, dass er für die Kirche arbeitete. Über seine Spione hatte er erfahren, dass zwei von ihnen in Rom nach ihm suchen ließen.
    Und das waren nur seine Feinde
außerhalb
der Kirche. Der Vatikan selbst mit seinen Sünden und Intrigen war noch eine viel größere Gefahr. Es gab Kardinäle, die Mathäus hassten für seine Arbeit für die Inquisition, es gab andere, die seine Stelle begehrten. Wie viele davon würden davor zurückschrecken, einen seiner Inquisitoren zu erpressen oder gar zu foltern, um an Informationen zu gelangen, mit denen sich Mathäus selbst unter Druck setzen ließe? Welcher von Christophers sieben verbliebenen Agenten war ehrgeizig genug, ihn zu töten, um an seinen Posten zu gelangen? Und natürlich gab es Kollegen, andere Inquisitoren, die ihm seine Erfolge neideten oder ihn dafür hassten, dass Mathäus ihre Aufträge an ihn weiterleitete, wenn sie nicht weiterkamen.
    Der Portier, ein kleiner Mann mit Halbglatze, verschwitztem Hemd und dickem Bauch, gab ihm mit einem freundlichen Gruß den Zimmerschlüssel. Christopher eilte nach oben und beobachtete durch die Vorhänge im Treppenhaus hindurch eine Weile die Straße, um sich zu vergewissern, dass ihm niemand gefolgt war. Dann erst ging er zu seinem Zimmer im dritten Stock, das letzte im Korridor auf der rechten Seite.
    Dort beugte er sich zu Boden, um sich zu vergewissern, dass sein Siegel noch unbeschädigt war. Es war ein Haar, mit Sekundenkleber zwischen Türrahmen und Tür gespannt, praktisch unsichtbar und nicht zu bemerken, wenn man nicht
wusste,
nach was man suchte. Es war noch dort. Leise steckte er den Schlüssel in das Schloss und öffnete die Tür.
    In dem kurzen Gang, von dem Schlafzimmer und Bad abgingen, zoger seine SIG und verschloss die Tür hinter sich. Mit der Pistole im Anschlag warf er einen Blick in das Badezimmer, bevor er das Schlafzimmer betrat. Alles schien so, wie er es am Morgen hinterlassen hatte. Doch Christopher war paranoid. Erst nachdem er sich auch vergewissert hatte, dass die Siegel an den Fenstern ebenfalls noch intakt waren, entspannte er sich und legte die Pistole auf den Tisch. Er zog das verschwitzte T-Shirt aus, schlüpfte aus Stiefeln und Socken und nahm ein Bier aus dem Kühlschrank. Müde ließ er sich auf sein Bett sinken, legte die Beine auf den Tisch und schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher ein. Fünf Minuten lang gaffte er irgendwelche brutalen Trickfilme, bei denen sich Comic-Tiere gegenseitig in ihre Bestandteile zerprügelten, bevor es ihm zu dumm wurde und er weiterschaltete.
    Die Tür zum Badezimmer sprang auf. Noch bevor er zu seiner Waffe greifen konnte, war die Mündung einer Pistole auf ihn gerichtet. »Keine Bewegung!«, stieß die Frau dahinter aus.
    Christopher erstarrte. In Sekundenbruchteilen hatte er erkannt, dass er die Pistole nicht rechtzeitig erreichen würde. Zu viel Zeit, in der sie schießen konnte. Und sie
würde
schießen, da machte er sich nichts vor. Ganz langsam hob er seine Hände nach oben und ließ sich zurück auf das Bett sinken.
    »Hallo, Maria.«
    »Hallo, Christopher.« Vorsichtig und mit weiter auf ihn gerichteter Pistole trat sie an den Tisch und nahm die SIG an sich. Sie steckte sie in ihren Hosenbund und setzte sich ihm gegenüber auf den kleinen Sessel. Sie trug weite, weiße Sommerhosen, ein hellblaues T-Shirt und Sandalen, ihre braunen langen Haare waren gelockt und gepflegt. Ihr sonnengebräuntes Gesicht war ungeschminkt, doch Maria hatte das noch nie nötig gehabt. Ihre großen braunen Augen, die vollen Lippen und ihre geschwungenen Wangenknochen machten sie auch ohne Schminke schön.
    »Hör auf, mich so anzusehen, Christopher!«, forderte sie barsch.
    Er zuckte mit den Schultern
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