Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus
Autoren: Alex Reichenbach
Vom Netzwerk:
Verdacht, dass sie einen Auftragsmörder geheuert haben könnte. – Sven, besorg die Genehmigung zur Konteneinsicht bei Renate Vogel und sieh dir mal an, ob da in letzter Zeit größere Geldbeträge abgegangen sind.»
    Kettler blickte sofort wieder geschmeichelt und fröhlich in die Welt. «Okay, klar, mach ich.»
    «Heinz, du fragst beim Amtsgericht nach einem Testament von Thomas oder Sabrina Vogel. Arno, du versuchst, für Sabrina eine Liste von Klassenkameraden aus der Schulzeit zu bekommen. Vielleicht hatte sie mit einem von denen noch Kontakt. – Jetzt zu dieser zerschossenen Zimmertür.»
    Aus dem Hintergrund meldete sich Freimann, der erfahrene Leiter des Erkennungsdienstes.
    «Also, Andi, ich weiß nicht, wie wir diese Tür übersehen konnten. Vielleicht hat sie jemand nachträglich da hingestellt.»
    «Sie ist auf einem der Tatortfotos am Rand mit drauf. Brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ihr hattet ein Haus und fünf Nebengebäude zu bearbeiten, alles rappelvoll mit Kram, der teils hundert Jahre alt ist, und dunkel war es auch. – Wir brauchen jetzt natürlich eine ballistische Untersuchung, ob es sich um dieselbe Waffe handelt. Bevor wir das nicht wissen, lohnt keine Spekulation.»
    «Klar», nickte Freimann. «Das Ergebnis kriegst du spätestens morgen Abend.»
    Vorne hob Steffen Leibold blinzelnd die Hand.
    «Was diesen angeblichen Liebhaber mit dem Laster betrifft: Also, ich hatte die Kontoauszüge zur Bearbeitung. Die von Thomas Vogel, meine ich. Und da gingen einmal die Woche Lastschriften von einer Firma für Tiefkühlkost ab. Wenn ihr mich fragt, ist der Mann im Laster bloß ein Lieferant. Hat mit dem Fall wahrscheinlich nichts zu tun.»
    «Danke für den Tipp», sagte Winter. Er spürte Enttäuschung. Womöglich hatte Leibold recht. «Werde ich überprüfen. Der Lieferant muss auf jeden Fall befragt werden.»
    Nachdem die restlichen Aufgaben verteilt und die Konferenz beendet war, wühlte sich Winter im Büro durch die Akten, bis er die von Leibold erwähnten Kontoauszüge gefunden hatte. Gleich auf dem ersten Ausdruck fand er das Gesuchte: eine Lastschrift im Wert von 42 , 82  Euro der Firma Mister Frost.
    So ähnlich wie «Herr Winter» habe der Mann geheißen, hatte die kleine Julia Höfling behauptet. Mister Frost. So viel zur Verlässlichkeit von Kinderzeugen. Die Auskunft war vollkommen richtig gewesen. Aber irreführend war sie trotzdem. Den Liebhaber gab es nicht.
    Und Winter war eigentlich wieder am Anfang.
    ***
    Merle lag im Dunkeln und musste an all die schrecklichen Sachen denken. Wie immer. Wolke war zu ihr ins Bett gekrochen und schlief tief und fest. Auch wie immer. Wolke wachte nicht einmal auf, wenn sie nachts Pipi machte.
    Es war nicht schön hier im Heim. So viele Kinder, niemand interessierte sich für sie, alles war laut und hart und anders als zu Hause. Zwei von den großen Jungs ärgerten und hauten sie dauernd. Merle konnte überhaupt nicht verstehen, warum sie nicht nach Allmenrod zur Oma durften. Aber sie war selbst an allem schuld. Sie hätte schon lange mit jemandem reden müssen. Sie wusste doch eigentlich, dass etwas nicht ganz richtig war bei ihnen zu Hause. Oder zumindest hätte sie jemanden fragen müssen, was das alles zu bedeuten hatte. Bloß, wen fragen? Julias Oma war nicht nett. Und ihre eigene Oma konnte nicht mal die einfachsten Dinge beantworten, warum es Grenzen gibt oder warum die Blätter grün sind. Außerdem sagte die Oma selber manchmal so Sachen vom Teufel. Und Sabrina wäre sicherlich furchtbar böse gewesen, wenn Merle die Geheimnisse verraten hätte. Vielleicht hätte die Polizistin Hilal Rat gewusst. Die konnte bestimmt ein Geheimnis bewahren. Aber Merle hatte Hilal erst kennengelernt, als alles zu spät war.
    Und jetzt war sie wieder ganz alleine. Nicht mal Julia war mehr da. Julia hatte einen Schutzengel. Wenn Julia bei ihr war, wusste Merle, es konnte nichts passieren.
    Merle musste im Dunkeln immer an die letzten beiden furchtbaren Nächte zu Hause denken. Und an den Tag, als ihre Mami zum ersten Mal von dem dritten Dämon gesprochen hatte. Dabei waren die andern beiden Dämonen schon so schlimm. Der dritte Dämon hatte Merle aber die schlimmste Angst gemacht. Die Angst war groß und schwarz und wollte sie verschlucken. Und dann hatte Sabrina wieder das Orakel gelegt, und es sollte verraten, ob Merle und Wolke zu einem anderen Stern fliegen würden oder ob sie auf der Erde weiterleben müssten. Sabrina meinte, weil sie Himmelsnamen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher