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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Autoren: Lynn Flewelling
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Alec, als er sich umsah.
    Ein rascher Blick in die Runde bestätigte Alecs Worte. Es gab keinen anderen Weg hinunter; zu jeder Seite ging es steil hinab. Hinter sich hörten sie schon Kassaries Männer nähern, die mit Fackeln, Schwertern und Keulen durch die Luke stiegen.
    »Wir erwarten sie hier«, knurrte Seregil und zog sich an die südliche Brustwehr zurück.
    Rücken an Rücken erwarteten sie mit dem Schwert in der Hand die grinsenden Gegner, die zum Halbkreis ausschwärmten.
    »Wir haben sie, Mylady. Der Junge und ein Bettler«, rief einer.
    Mehr Fackeln tauchten auf, und die Gruppe der Männer teilte sich, um Lady Kassarie durchzulassen. Ihr lose geflochtener Zopf fiel über eine Schulter und den dunklen Umhang, als sie sich den Eindringlingen näherte. Alec erkannte den alten Diener Illester an ihrer Seite.
    »Bettler? Das wohl kaum.« Sie sah finster drein. »Lord Seregil í Korit. Und Sir Alec irgend etwas, nicht wahr? Meine Herren, wenn mir Euer Interesse an meinen Angelegenheiten bekannt gewesen wäre, so hätte ich Euch eine angemessene Einladung zukommen lassen.«
    Seregil vollführte eine theatralische Verbeugung. »Mylady Kassarie ä Moirian. Euer jüngstes Interesse an meinen Angelegenheiten war mir Einladung genug, dessen seid gewiß.«
    Kassarie sah ihn abschätzend an. »Euer Ruf wird Euch nicht gerecht. Euer kleiner Ausflug nach Cirna enthüllte weit mehr Unternehmungsgeist, als man Euch zutraut, und nun das hier! Nun, ich war wohl leichtsinnig. Der aufgeputzte Tunichtgut, für den ich Euch gehalten hatte, hätte sich wohl nie so erfolgreich den Weg in die Kammern der Macht geebnet.«
    »Ihr schmeichelt mir, Mylady.«
    »Ihr seid zu bescheiden, Lord Seregil. Bedenkt, daß Ihr die Aufmerksamkeit von Magiern und Prinzessinnen erregt habt.« Kassaries Mund verzog sich zum höhnischen Grinsen. »Aber schließlich gehört ja auch Ihr diesem Kreis an, nicht wahr? Ihr seid verwandt mit der Bastardkönigin. Hoffentlich habt Ihr das Wiedersehen mit Lord Corruth genossen.«
    Seregil preßte die Zähne aufeinander. »Für diese Schandtat wird Euch der Fluch meiner Familie treffen, Mylady.«
    »Ich werde mein Bestes tun, mich dessen würdig zu erweisen. Nun sprecht, in wessen Auftrag seid Ihr hier?«
    »Wir sind Beauftragte Idrilains der Zweiten, der rechtmäßigen Königin Skalas«, erwiderte Seregil.
    »Tapfere Worte!« lachte Kassarie. »Und wie unangenehm für mich, wenn sie der Wahrheit entsprächen. Doch wißt, daß ich meine eigenen Agenten habe, hochbegabt und verläßlich. Würdet Ihr für die Königin arbeiten, so wüßte ich darüber Bescheid. Nein, ich vermute, daß Eure Verbindung zu den Aurënfaie tiefer geht, als allgemein bekannt ist. Gewiß würde dein Volk nur zu gerne Skalaner, die dem wahren Königshaus treu ergeben sind, in Mißkredit bringen!«
    Ihre Augen glänzten fast fiebrig, als sie diese letzten Worte sprach. Seregil packte sein Schwert fester und dachte mit beunruhigender Gewißheit: Sie wird uns töten.
    »Euer Verschwinden«, fuhr sie fort, »wird ein wenig Aufsehen erregen, aber nur wenige werden Euch betrauern, denke ich.«
    »Andere werden kommen«, gab Seregil zurück. »Andere, wie wir, und sie werden kommen, wenn Ihr es am wenigsten erwartet.«
    »Sie werden mich hier nicht mehr finden. Teukros, dieser Narr, hat größeres Unheil angerichtet, als ihr es je könntet. Aber Ihr wißt über Teukros Bescheid, nicht wahr? Dieser Junge hier kam und fragte nach ihm.« Sie wandte sich an Alec. »Und er hat meine Gastfreundschaft mißbraucht, um meine Küchenmagd zu verführen.«
    »Sie wußte nichts«, erklärte Alec, der sich nun um das Mädchen sorgte. »Ich tat, als umwerbe ich sie, damit sie mich einließ.«
    »Ah, der galante Freier spricht«, höhnte Kassarie. »Eine Stellung in der Stadt, leidenschaftliche Schwüre – wie gewöhnlich, aber so wirkungsvoll. Aber sie erwies sich als schlechte Wahl. Ihre Tante erwischte sie, als sie sich mit einem Bündel davonstehlen wollte.«
    »Wir prügelten die Wahrheit aus ihr heraus«, kicherte Illester. »Das Mädchen war nie verläßlich.«
    »Bitte verschont sie«, bat Alec leise.
    »Aber ja, ich empfinde ein wenig Mitleid mit dem armen, einfachen Ding«, fuhr Kassarie fort. »Das Herz brach ihr, als sie von Eurer Tücke erfuhr. Aber Ihr, meine Herren, habt wenig Zeit, darüber nachzudenken. Legt Eure Schwerter nieder!«
    Seregil fühlte, wie Alec, der hinter ihm stand, den Atem anhielt und darauf wartete, daß er etwas unternahm.
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