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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Autoren: Andreas Saumweber
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das Blut an Torwalds Schläfe. Die ersten Male zuckte der norðmaðr noch zurück, doch bald sank er im Griff seiner beiden Wächter erschöpft zurück und ließ den Schatten gewähren.
    Dieser arbeitete erstaunlich schnell. Geschickt überzog er die Tierhaut mit Symbolen und Mustern, dabei nicht nur den Dolch, sondern auch seine Krallen benutzend. Es war eine Runenschrift, aber keine, die ihr Wolfgang je beigebracht oder auch nur gezeigt hatte. Bald schon war das erste Leder vollständig beschriftet. Plötzlich zuckte die Klinge in der Hand des Schattens nach vorne und schnitt auch Torwalds linke Schläfe auf, noch bevor dieser reagieren konnte.
    Veronika spürte erneut die Angst in sich wachsen. Sie ahnte, dass etwas Schlimmes passieren würde, sobald Tagaris mit seiner Arbeit fertig war. Sie versuchte sich zusammenzureißen, sie wusste, dass sie mit ihrer eigenen Angst Torwald nur noch mehr beunruhigen musste – doch es half nichts. Das Wissen um die wachsende Bedrohung, ihr alter Gefahrensinn, der sie selbst jetzt nicht im Stich ließ, waren stärker als ihre Selbstbeherrschung. Ihr Atem ging schneller und schneller, bald war der Pulsschlag in ihren Ohren zu einem Dröhnen angeschwollen. Sie kniff die Augen zusammen, doch das Geräusch, mit dem der Schatten seine dunklen Runen auf das Leder schrieb, kratzte unerbittlich weiter. Schließlich wurde die Angst so groß, dass sie trotz des Schmerzes versuchte sich aufzurappeln, doch da trat der Geschminkte in ihr Gesichtsfeld und drückte sie sogleich wieder zu Boden.
    »Du hast es gleich geschafft, Mädchen«, murmelte er. »Nur noch ein paar Minuten. Danach wird dir all das hier vorkommen wie das Paradies, also genieße die Augenblicke.« Der Geschminkte zwinkerte ihr zu, doch der Humor verschwand sogleich wieder aus seiner Miene.
    Der Schattenzauberer war inzwischen mit dem zweiten Lederstück fertig geworden und versah nun auch Torwalds Haut mit Runen. Dieser begann, leise zu wimmern, mehr aus Angst als aus Schmerz – die Klauenzeichen wirkten nur aufgemalt, nicht eingeritzt,so geschickt arbeitete der Schatten mit seinen scharfen Werkzeugen. Als sein Werk schließlich vollendet war, wandte er sich Veronika zu.
    Noch bevor sie darauf reagieren konnte, packte der Geschminkte ihren Kopf und hielt ihn fest, während sich einer der Trollkrieger auf ihre Beine setzte. Als Tagaris seinen Dolch zu ihrer Schläfe führte, bäumte sie sich auf und wand sich, doch sie entkam ihren Wächtern nicht. Stattdessen ließ ihre abrupte Bewegung in ihrem Bauch einen infernalischen Schmerz auflodern und brach ihren Widerstand. Kraftlos sackte sie in sich zusammen.
    Der Schmerz, als der gläserne Dolch durch ihre Schläfe fuhr, war dagegen fast harmlos. Sofort lief Blut aus der Wunde ihren Schädel hinab, mit dem Tagaris seinen Dolch benetzte und anfing, auch ihren Körper mit Runen zu überziehen. Tatsächlich fügte er ihr dabei keine weiteren Schmerzen zu, doch er musste dafür die Decken wegziehen, die man über sie ausgebreitet hatte. Die Kälte griff mit eisigen Fingern nach ihr. Gänsehaut überzog ihren Körper und ließ sie erzittern.
    Der Schatten bemalte Veronikas gesamte Körperoberfläche. Mit äußerstem Geschick nutzte er seinen Dolch dafür, ihr sämtliche Haare vom Schädel zu rasieren. Selbst vor ihren Augenbrauen machte er nicht halt. Zwei der Trollkrieger halfen ihm dabei, sie zu drehen, um an ihren Rücken zu gelangen. Als sie Veronikas Beine spreizten, sträubte und wand sie sich, doch sie hatte keine Chance. Erst als der Schatten selbst ihre Schamlippen mit Runen versehen hatte, schien er zufrieden. Veronika begann, leise zu schluchzen. Die Demütigung, die Angst, die Schmerzen, es war alles zu viel, viel zu viel. Sie hatte sich selbst immer für eine starke Frau gehalten, aber nun war sie erschöpft, ihre Stärke aufgebraucht. Es war nichts mehr davon übrig.
    »Das Fleisch«, murmelte Tagaris mit verzerrter, nuschelnder Stimme. Der Geschminkte nickte einem in der Nähe stehenden Trollkrieger zu, der sich schnell umwandte und davonging.
    Alles in Veronika schrie danach davonzulaufen,
jetzt
, bevor derTroll zurückkam und der Schattenzauberer mit seinem Ritual – seinem Fluch – fortfahren konnte. Der Gedanke war utopisch. Weitere Tränen rannen über ihre Wangen, während ihre Hände von ihrer Fellunterlage glitten und sich im eisigen Schnee verkrallten.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis der Krieger an der Spitze eines ganzen Trupps zurückkam. In seinem
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