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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
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wissen ist nun keine Kunst, mein Prinz, doch steh ich gern in deiner Gunst. So sag ich es dir frank und frei, ’s ist Warqla, die algerische Wüstenei

    Mit einem Schlag verdüsterte sich Davids Gesicht, und er schwieg.
    Nadja vollendete die Linie.
    »Und was bedeutet das jetzt?«, fragte Rian. »Was finden wir für ein Symbol?«
    »Es fehlt nur noch ein Punkt, dann ist die Symmetrie vollendet«, erklärte Nadja. »Das Zeichen ergibt dann, wenn man so will, die römische Ziffer Zehn, zweimal V gespiegelt.«
    Pirx beugte sich über die Linien und zählte an seinen Fingern nach. »Aber es sind doch nur neun Punkte, oder zählt der Ätna doppelt?«, warf er ratlos ein.
    Nadja schüttelte den Kopf. »Manchmal«, sagte sie ernst, »ist ein X ein X.«
    Rian sah sie besorgt an. »Was meinst du damit?«
    »Das X ist die große Unbekannte in der mathematischen Gleichung. Und sie passt hier besser als alles andere. Ich glaube, der Getreue arbeitet auf genau einen Moment hin, aber nicht einmal er weiß, was dann geschehen wird. Vielleicht die Auflösung, die er sich wünscht, oder die Welten stürzen ineinander, und alles endet … Was auch immer. Er hofft jedenfalls auf ein bestimmtes Ergebnis, und er sieht wohl keinen anderen Weg, dorthin zu gelangen, als über diese neun Knotenpunkte. Die er in einer bestimmten Reihenfolge aufsucht, damit sich das X allmählich aufbaut. Wir haben am Ätna gesehen, was das bewirken kann, und seither gerät die Welt immer mehr aus den Fugen. Entweder hat er also noch ein Ass im Ärmel, oder wir sind bald alle am Arsch.«
    »Das ist eine ziemlich kühne Interpretation«, stellte Grog fest. »Aber … es ist das einzige Symbol, das passt. Mögen alle Schöpfer uns beistehen, wenn du recht hast.«
    »Aber wo ist dann der verflixte neunte Punkt?«, rief Pirx.
    Grog wollte sich an Esmeralda wenden, doch David kam ihm zuvor.
    »Dafür brauchen wir keine Lexikrah«, sagte er mit leicht zitternder Stimme.
    »David, was ist denn?«, fragte Nadja erschrocken. »Du bist ja ganz blass geworden …«
    »Ich weiß, wo der letzte Punkt liegt.« David nahm Nadja die Feder aus der Hand und setzte eine blutrote Linie von Benghazi aus weiter nach Ägypten. An einem bestimmten Punkt setzte er eine glühende Markierung.
    »Es ist Siwah«, eröffnete er, »das Orakel der Wüste. Der Ursprung der Geschichte,
aller
Geschichten, der erste und zentrale Knotenpunkt aller Leys.«

20 Aufbruch zur letzten Reise
    O Mann«, stieß Pirx nach langer Zeit hervor. »Omannomannomann.«
    »D… das kann er doch nicht ernsthaft vorhaben?«, stotterte Grog entsetzt.
    Esmeralda floh krächzend durch das Fenster.
    »Aber so ergibt alles einen Sinn«, sagte Rian wie abwesend.
    Nadja konnte den Schrecken der Elfen nicht nachvollziehen, weil sie den Hintergrund dieser Entdeckung nicht kannte. Aber ihr war völlig klar, dass sie keineswegs überreagierten. »Na, dann brechen wir morgen auf«, bestimmte sie. »Wir werden es verhindern müssen, eine andere Wahl bleibt uns nicht.« Damit wandte sie sich an Pirx. »Kleiner, du meldest uns bei Fanmór an.«
    »Was, ich?«, fragte der Igelpixie entsetzt.
    »Ja, du. Du bist der Einzige, der sich alles erlauben kann. Geh einfach voraus, wir kommen gleich nach.« Nadja sah zu David, der nickte.
    Eilig wieselte Pirx davon. Grog betrachtete kummervoll die Haare, die er gerade verloren hatte.
    »Wieso auch nicht?«, fragte der alte Kobold leise. »Meine Zeit geht ohnehin zu Ende.«
    »Und damit genau das
nicht
eintritt, werden wir jetzt alles dagegen in Bewegung setzen«, sagte David und klopfte ihm kräftig auf den Rücken. »Pessimistischer Zausel! Dein Werk ist längst nicht getan.«
    Da zuckte der alte Kobold erst recht zusammen. »Und das mag kein Glück sein …«
    »Was quält dich?«, fragte Rian.
    »Unbezahltes«, murmelte Grog und schlurfte aus der Tür.
    »Langsam werden wir alle verrückt«, konstatierte Nadja und folgte ihm.
    Der Riese erwartete sie im Audienzraum neben dem Thronsaal. Dort hielten sich wie gewohnt die Hofschranzen auf, Berater debattierten, und auch Regiatus und die Blaue Dame waren ins Gespräch vertieft. Nadja hatte allerdings den Eindruck, als sei dies eher privater Natur, so, wie die Augen der beiden glänzten und ihre Haltungen einander zugewandt waren. Ein wenig abseits, still und verloren, stand Eledula, die Antilopenfrau. Sie trauerte noch immer um Ainfar, Regiatus’ Halbbruder; allerdings war sie von Natur aus eine bescheidene, eher schüchterne
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