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Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben

Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben

Titel: Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben
Autoren: Angela Babel
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Geschichtenerzählens mit ihnen wieder aufleben. Erzähle ihnen von dir und höre, was sie dir für Geschichten erzählen.
     
    DAS BRINGT DIESE ZEREMONIE IN DEIN LEBEN
    Die Auseinandersetzung mit dir und mit deinem Leben wird dir neue Einsichten bringen. Du wirst zunehmend bewusster mit deinen Erfahrungen umgehen, daraus lernen und Veränderungen vornehmen können. Du wirst feststellen, dass du viele Herausforderungen exzellent gemeistert hast. Deine eigenen Lehren werden dich auf deinem weiteren Weg unterstützen und dein Selbstbewusstsein erneuern.
     

    DIE TRÄNEN VERBRENNEN
    DIESE ZEREMONIE HILFT DIR: Schmerzhaftes loszulassen, Neues zu beginnen
    DER RICHTIGE ZEITPUNKT: wann immer du deine Traurigkeit hinter dir lassen willst
    SO VIEL ZEIT BRAUCHST DU: rund 20 Minuten
    DAS BENÖTIGST DU: Taschentücher, einen feuerfesten Behälter, Streichhölzer, eventuell eine Kerze, einen ruhigen und ungestörten Ort
    Ende der Neunzigerjahre veranstaltete ich in Kanada eine zehntägige Zeremonie. Hintergrund war die Zwangsumsiedlung verschiedener Inuit-Eskimo-Stämme durch die kanadische Verwaltung. Diese Stämme lebten einst verstreut im arktischen Kanada. Sie hatten ihre Heimat- und Wohnorte verlassen müssen und waren zu einem großen Dorf mit 900 Menschen zusammengeführt worden. Viele von ihnen waren entwurzelt, alle mussten sich zu einer neuen Dorfgemeinschaft zusammenfinden, die um vieles größer war als die ursprüngliche Siedlung. Zuvor hatten sie in winzigen Gruppen mit manchmal nicht mehr als 20 Personen gelebt.
    Und so war ich gerufen worden, um die Menschen zu unterstützen und sie miteinander zu verbinden. Zu diesem Zweck wollte ich die Zeremonie durchführen. So errichtete ich als Erstes einen großen Feuerplatz und entzündete dann das heilige Feuer, das während der gesamten Zeit brennen sollte. Nach und nach zeigten sich die Dorfbewohner: Am ersten Tag waren es nur eine Handvoll von ihnen. Wir setzten uns in Stille um das Feuer, jeder in Gedanken versunken, mit sich selbst beschäftigt. Ich führte die Räucherzeremonie durch, sprach laut Gebete am Feuer und bat den Schöpfer um seine Unterstützung. Das Feuer loderte Tag und Nacht, und immer mehr Menschen kamen.
    Ich begann von meinen eigenen Sorgen zu sprechen, von meinen Kindern und von allem, was mich bewegte. Alle waren mucksmäuschenstill. Als ich geendet hatte, hob eine Älteste an zu sprechen. Sie erzählte davon, wie traurig ihr Herz sei, weil sie ihre Heimat hatte verlassen müssen, den Ort, an dem sie geboren worden war und so lange Jahre zugebracht hatte. Sie ließ die anderen teilhaben an ihrer Angst, sich nicht einfinden zu können in dem neuen Dorf, und dass so viele Menschen an einem Ort sie erschreckten. Damit war der Damm gebrochen: Nacheinander erzählten die Männer und Frauen von ihren Sorgen, Ängsten und Nöten, von großer Traurigkeit, die sie im Herzen trugen, aber auch von ihren Sehnsüchten.
    Hier am Feuer trafen sich auch die Menschen zweier miteinander verfeindeter Siedlungen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion hatten einst die Männer der einen Siedlung die Frauen der anderen Siedlung geraubt und sie zwangsverheiratet, weil es bei ihnen zu wenig Frauen gab. Nun saßen sie hier und stellten fest, dass sie ja eigentlich miteinander verwandt waren und dass ihre Kinder und Kindeskinder einander nie kennengelernt hatten. Der Schmerz saß tief in ihnen. Viele Tränen wurden in jenen zehn Tagen geweint. Ich hatte große Säcke aufgestellt und meine Landsleute aufgefordert, ihre Tränentücher zehn Tage lang in diesen Säcken zu sammeln. Am letzten Tag nach dem Essen kamen wir alle am Feuer zusammen. Ich erzählte ihnen von meiner Großmutter Aanakasaa, die immer sagte: Die Zeit in deinem Leben wird kommen, wo du dich entscheiden musst, welchen Weg du nimmst. Jeder Weg ist tatsächlich eine schwierige Entscheidung. Das sind die Zeiten, wo die Sterne am großen Himmel und die Schatten unserer Vorfahren in den Polarlichtern stillstehen und dir zuschauen, für welchen Weg du dich entscheidest.
    Dann lud ich alle zu der Zeremonie des Loslassens ein, zum Verbrennen ihrer Tränen im Feuer. Sie verstanden, dass sie entweder ihren Erinnerungen verhaftet bleiben, in ihrem Schmerz und ihrer Traurigkeit festhängen oder aber den neuen Weg der Gemeinschaft und der Verbundenheit gehen konnten. Sie hatten die Wahl. Schließlich stand die Zweitälteste der Frauen auf: Sie war über 90 Jahre alt und eine der geraubten Frauen. Sie nahm eine Handvoll
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