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Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben

Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben

Titel: Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben
Autoren: Angela Babel
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VIEL ZEIT BRAUCHST DU: je nach Länge deiner Geschichte, mindestens 15 Minuten
    DAS BENÖTIGST DU: einen ungestörten und ruhigen Ort, eine Kerze
    In meiner Familie hat das Geschichtenerzählen Tradition. Wir hatten keinen Fernseher, kein Radio oder Telefon, ganz zu schweigen vom Internet. Also kamen wir fast jeden Abend zusammen und erzählten uns die Geschichten des Tages. Mein Vater erzählte, was er erlebt hatte, meine Mutter, Tanten und Onkel das Ihre und dann wir Kinder. Das war die eine Art von Geschichten. Dann gab es noch die Geschichten, welche die Alten erzählten: über das Leben, über die Lehren, von der Freude, von glücklichen und von schweren Zeiten. In unserer Eskimowelt gab es viele talentierte Erzähler. Sie gestalteten alles derart lebendig, so echt und spannend, dass wir gar nicht müde wurden zuzuhören. Auch die Art des Vortragens, Gestik und Mimik, das Stirnrunzeln oder Lachen waren Teil der Erzählung. Manche Geschichten waren für uns Kinder nicht so spannend, und ich erinnere mich, dass ich mich manchmal beschwerte, ob wir nicht etwas anderes hören könnten, aber meine Großmutter Aanakasaa sagte stets: Höre, höre – und dann höre noch mehr, bis die Geschichte ein Teil von dir wird. Dann, nur dann kannst du die Geschichte in deiner Welt erzählen, deiner kraftvoll schönen Welt. Damit brachte sie uns die Kunst des Zuhörens bei. Und mit der Zeit verstand ich, dass sich mir durch das aufmerksame Zuhören jedes Mal andere Dinge erschlossen.
    In der heutigen Welt wandeln sich die Geschichten sehr, sehr schnell. Den lieben langen Tag werden wir beschallt von Meldungen in unzähligen Medien und genauso auf zig Kanälen. Du hörst die Nachrichten, und sie gehen auf der einen Seite in dein Ohr hinein und auf der anderen Seite wieder heraus.
    Meine Großmutter sagte: Erzähle die Geschichten tausendmal. Dann haben sie die Möglichkeit, in dir zu leben. Erst dann erschließen sie sich dir, erst dann bist du in der Lage, sie zu ergründen, ihre Lehren zu verstehen.
    Und so werden sie zu einem Teil von dir, und indem du sie selbst erzählst, verleihst du ihnen neues Leben.
    Es gibt viele Beispiele in unserer Welt: Märchen, Sagen, Legenden, religiöse Überlieferungen wie die Bibel, die Thora, den Koran und andere heilige Schriften. Deine Familie, deine Eltern, Groß- und Urgroßeltern: Woher kommen sie, wie lebten sie, was haben sie dich gelehrt? Wie lauten ihre Geschichten? Hast du ihnen zugehört? Sind sie zu einem Teil von dir geworden? Erzählst du sie weiter?
    Und schließlich die Frage: Welche Geschichten erzählst du über dich? Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Es sind nicht immer nur die mündlich weitergegebenen Geschichten: Deine Körperhaltung, deine Art zu gehen, dich zu bewegen, zu stehen, zu lachen, zu schauen, zu gestikulieren – auch das sind deine Geschichten. Du hast sie wahrscheinlich schon Tausende von Malen erzählt, ohne dir darüber klar zu sein. Du bist deine Geschichte. Und indem du sie wieder und wieder erzählst, erweckst du sie zum Leben – sei es mit Worten oder auf andere Weise.
    Du siehst, Geschichten haben viele Facetten. Und darum denke darüber nach: Welche Geschichte erzählst du von dir? Oder vielleicht stelle ich die Frage anders: Welche Geschichte willst du von dir erzählen?
    Welcher Geschichte willst du Leben schenken? Um das zu klären, möchte ich meine Zeremonie mit dir teilen.

ZEREMONIE FÜR DIE PERSÖNLICHE GESCHICHTE
    Nimm Platz an einem ruhigen Ort, an dem du nicht gestört wirst. Zünde eine Kerze für dich an. Schließe die Augen für diese Welt und öffne dein Herz innerlich. Und nun erzähle dir deine eigene Geschichte: Geh langsam vor. Wähle die Sequenz deines Lebens, die dir gerade einfällt oder die du dir erzählen möchtest. Erzähle dir die Begebenheit laut oder auch leise, bis in alle Details, beleuchte die schönen, freudigen und glücklichen Momente ebenso wie lustige oder freche, wilde, traurige oder schmerzhafte.
    Denke daran: Jede Medaille hat zwei Seiten, wo Schatten ist, da ist auch Licht. Frage dich, was du gelernt hast. Untersuche, welche Qualitäten du für dich ausbauen möchtest, was dir fehlt und wie du es anstellen wirst, um genau das zu einem festen Bestandteil deines Lebens zu machen. Und dann schließe deine Zeremonie ab, indem du ihr den Atem des Lebens einhauchst (Seite > ) und sie loslässt.
    Und solltest du Töchter und Söhne haben, Neffen und Nichten oder Enkelkinder, dann lasse die Tradition des
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