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Schadenzauber (German Edition)

Schadenzauber (German Edition)

Titel: Schadenzauber (German Edition)
Autoren: Atir Kerroum
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ließ den Satz unbeendet. Er deutete auf einen Lastkahn am Kai. 
    „Euer Schiff. Es wird Euch so schnell wie möglich nach Dordrecht bringen. Was steht Ihr noch hier herum? Der Kapitän will ablegen.“
    „Aber das Gefolge der Prinzessin ist doch noch gar nicht da.“
    „Gefolge?“, fragte Hraldir.
    „Ja. Zofen, Diener... was eine Prinzessin eben so braucht.“
    Hraldir rollte mit den Augen über Otto, den Hornochsen. Er stöhnte.
    „Die Prinzessin reist inkognito!“,
    „Ja, ich weiß, aber so ganz alleine...“
    „Was wollt Ihr damit andeuten?“, fragte Hraldir scharf.
    „Andeuten? Gar nichts. Ich dachte nur, wenn da nun etwas passiert...“
    „Was soll da passieren?“
    „Na ja, ich meine, eine Dame ihres Standes so ganz alleine...“
    „Na und?“
    Es war ein so drohendes Na und , dass sich jede Widerrede verbat.
    Hraldir deutete auf zwei Kriegsmänner. Otto kannte sie bereits vom Schwitzkasten. „Erik und Karl gehören zu Harald Goldzahns besten Männern. Sie werden Euch überwachen. Sie können Euch an den Mast nageln, falls nötig. Ihr habt ihren Anweisungen unbedingten Gehorsam zu leisten.“ 
    Otto kletterte in den plumpen, flachbödigen Lastkahn, der sie in die Niederlande fahren sollte. Er stolperte über die Schleppseile der Treidler und taumelte gegen die Ballen und Fässer der Ladung. Erik packte ihn an der Robe und schob ihn mit einem abschätzigen Grunzen in Richtung Mast. Der Schiffshauptmann hieß Altmann und begrüßte seine Passagiere mit dürftigen Worten an Bord, stellte sich selbst, seine Frau Begga und den Matrosen Jaromir kurz vor und legte ohne weitere Fragen sofort ab. 
     

 
     
    3. Ulfberth  
     
     
    Eine kühle Brise strich über die Wasserfläche und vertrieb ein wenig die hochsommerliche Hitze. Otto hatte sich der Robe entledigt und döste in seiner naturweißen Leinentunika auf dem Spiegelheck. Er lauschte dem Wind im Segel, dem Glucksen des Wassers, dem Schreien von Wasservögeln. 
    Vater Rhein ließ es hier gemächlich angehen und wand sich in immer neuen Mäandern durch endlose Auwälder. Das Schiff trieb durch eine kilometerbreite Wasserlandschaft aus Flussschleifen, Inseln, Seitenarmen, Altarmen und fieberverseuchten Urwäldern. Wer sich nicht auskannte, konnte leicht von der Fahrrinne abkommen, in einer Sackgasse landen und dort von Mücken aufgefressen werden...   
    Am sogenannten Bug des Schiffs – Otto weigerte sich, einen viereckigen, hochgezogenen Schiffsboden als Bug anzuerkennen – saß Ansoalda und fütterte ihren Prinzen aus einem Holznapf. Malwin bekam eine Grütze aus Getreide und Hülsenfrüchten. Ansoalda ließ ihren Traumprinzen nie aus den Augen. Sie fürchtete, dass er auf dem Boot aus Unachtsamkeit zertreten werden könnte. Und ihr besorgter Blick galt immer wieder auch den Störchen, die am Flussufer herum stelzten und manchmal über das Schiff hinweg flogen. Für Meister Adebar wäre Malwin eine wahrlich königliche Mahlzeit.
    Otto fragte sich, warum sich Ansoalda solche Mühe machte. Glaubte sie im Ernst noch an die Traumhochzeit? Am schlauesten wäre es gewesen, die Thuler hätten Malwin in einen Teich gesetzt, wären nach Hause gesegelt und hätten sich nach einem anderen Bräutigam umgesehen. Es gab schließlich noch andere Prinzen auf der Welt.
     „Die Prinzessin und ihr Froschkönig“, frotzelte der Schiffshauptmann, der neben Otto getreten war. Otto drehte sich zu Altmann herum. Der Schiffshauptmann grinste und sah dem Prinzen beim Gefüttertwerden zu. Obwohl jeder heiligste Eide schwor, den Mund gehalten zu haben, hatte sich an Bord herumgesprochen, dass die Kröte ein Prinz sei. Der Schaden hielt sich in Grenzen: Kein Schiffer nahm die Geschichte für bare Münze.
    Otto tat ebenfalls so, als ob sie Humbug wäre. „Ich muss um Nachsicht für sie bitten. Ansoalda ist nicht ganz richtig im Kopf.“
    „Ich würde sie trotzdem nehmen“, grinste der Schiffshauptmann.
    „Aber sie dich nicht!“, rief seine Frau vom Ruder aus. Altmann lachte.
    Jaromir glaubte nun, auch einen Scherz beisteuern zu müssen. „Eine Kröte müsste man sein“, witzelte er und kassierte von Altmann postwendend eine Backpfeife.
    „Habe ich dir nicht gesagt, dass du unseren Passagieren Respekt entgegen zu bringen hast?“
    „Ja“, grummelte Jaromir kleinlaut. 
    Es glaubte auch niemand, dass Ansoalda eine Prinzessin war. Die Krötenpflegerin ähnelte eher einem Bauernmädchen. Ansoalda war nicht klein und sah brauchbar aus, wenn es ums Schleppen
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