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Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2

Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2

Titel: Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
Autoren: Michael Borlik
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zerstreuter Wissenschaftler, sondern ein Visionär, wie die meisten Genforscher. Er träumte von einer besseren Zukunft für die Menschheit, trotzdem war er immer Realist geblieben.
    Â»Die Wahrheit verbirgt sich nicht in einem Reagenzglas«, hatte er einmal zu Phil gesagt. »Sie ist draußen in der Welt und wartet darauf, von uns entdeckt zu werden.«
    Viele der Schlangen, denen er das Gift für seine Forschungen entnahm, fing Dr. Kingsley selbst, bei seinen Streifzügen durch die grünen Weiten der Wet Tropics oder im unwirtlichen Outback. Auf drei solcher Reisen hatte Phil ihn sogar begleiten dürfen. Wahnsinnsabenteuer waren das gewesen. Bis auf das eine Mal, als sie ihren gesamten Proviant verloren hatten. Saras Vater hatte jedoch bewiesen, dass er viel mehr vom Überleben in der Wildnis verstand, als man einem Akademiker wie ihm zugetraut hätte.
    Nein, dachte Phil. Er wollte nicht glauben, dass Dr. Kingsley in ernsthaften Schwierigkeiten stecken sollte. Er durfte einfach nicht!
    Phil trat zornig gegen den Rasenmäher, der daraufhin mit einem protestierenden Quietschen Richtung Blumenbeet rollte. Es war wieder mal typisch für Sara, dass sie erst versucht hatte, die Dinge auf ihre Weise zu regeln. Besser wäre sie gleich zu ihm gekommen, anstatt ihn erst einzuweihen, wenn es bereits zu spät war. Er seufzte. Aber wahrscheinlich waren ihre Sorgen eh unnötig. Dr. Kingsley konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen. Nur: Was hielt ihn dann davon ab, sich bei seiner Familie zu melden?

 
    2
    Â 
    Feuchtklebrige Wärme herrschte in dem fensterlosen Keller, der von den über dreißig Terrarien taghell erleuchtet wurde. Doch noch schlimmer als die Schwüle war der penetrante Gestank nach Mäusepisse, den eine fleckige, mit engmaschigem Draht abgedeckte Holzkiste verströmte, in der es gelegentlich leise fiepte.
    Phil stand vor einem wackeligen Tisch, auf dem ein Paar fester Lederhandschuhe, mehrere unterarmlange Pinzetten und fünf braune, langsam auftauende Rattenkörper lagen. Futter für die Südlichen Madagaskarboas, die Phil in einem großzügigen, fast drei Meter langen Terrarium hielt, das er mithilfe seines besten Freundes Mouse unter der Kellertreppe eingebaut hatte. Schon immer war Phil von Schlangen fasziniert gewesen. Als Vierjähriger hätte er beinahe eine tödliche Begegnung mit einem Küstentaipan gehabt, weil er das Tier für einen interessanten Spielkameraden gehalten hatte. Zum Leidwesen seiner Mutter hatte er diese Leidenschaft bis heute nicht abgelegt. Richtig aufgeblüht war sein Hobby jedoch erst mit der Ankunft von Saras Familie in Firewheel.
    Ob sie noch wütend auf ihn war? Vielleicht hätte er sie einfach mal anrufen sollen. Immerhin war es inzwischen anderthalb Tage her, dass sie einfach davongestürmt war. Seitdem herrschte Funkstille.
    Phil griff nach einer der unterarmlangen Pinzetten, wendete sie von einer zur anderen Seite und beobachtete nachdenklich die Reflexionen des Lichts auf der metallenen Oberfläche. Mit einer Sache hatte Sara definitiv recht. Ihr Vater war ein anderer, seit er aus Sydney zurückgekehrt war. Wenn Phil jetzt an seine letzte Begegnung mit Dr. Kingsley zurückdachte, ging ihm immer wieder derselbe Gesprächsfetzen durch den Kopf.
    Â»Wenn du nur gesehen hättest, was ich gesehen habe, Phil. Es hätte dir gefallen. O ja, da bin ich mir sicher«, hatte Saras Vater gesagt und ihm dann eine Hand auf die Schulter gelegt, um ihn ganz nahe an sich heranzuziehen. »Pass auf Sara auf. Versprich es mir!«
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Phil es auf die sonderbare Stimmung geschoben, der Dr. Kingsley seit der Einstellung seiner Forschungen verfallen war. Aber vielleicht hatte sich doch mehr dahinter verborgen.
    Phil legte die Pinzette beiseite und streifte die Lederhandschuhe über. Anschließend wandte er sich einem mit dicken Ästen und wuchernden Schlingpflanzen ausgestatteten Terrarium zu. Eine kleine, künstliche Dschungelwelt. Kaum hatte er hineingegriffen, stieß ein tiefgrüner Schlangenkopf aus dem Blätterdickicht, um seine spitzen Zähne in der vermeintlichen Beute zu vergraben.
    Â»Na, meine Süße, haben wir langsam wieder Hunger?«
    Phil versuchte, sich daran zu erinnern, wann er die Hundskopfboa zuletzt gefüttert hatte. Es musste gut vier Wochen her sein. Er würde ihr später eine der Ratten geben. Doch zunächst sprühte er mit
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