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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi
Autoren: Isabel Morf
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abringen können. Auch wenn ihr Verhalten denkbar unvernünftig gewesen war, war es nicht in Ordnung, dass sie so drangekommen war. Sie schlenderte mit ein wenig Herzklopfen zu dem Grüppchen.
    »Hallo, Lorenz.«
    Streiff zuckte zusammen. Stucki. Valeries Quacksalber. Ausgerechnet. Sie waren sich noch nie begegnet und Stucki hatte auch nie von der Affäre zwischen Valerie und ihm erfahren.
    »Valerie!«, rief Stucki. Stand rasch auf und strahlte sie an. »So eine Überraschung. Schön, dich zu sehen. Gehts dir gut?«
    Valerie nickte, ein wenig verwirrt und verlegen. Das waren ja völlig neue Töne. »Dir auch?«
    »Ja, bestens. Aber du weißt, ein Arzt hat nie richtig frei.«
    Ein Polizist auch nicht, dachte Valerie. Offenbar gerate ich immer an Männer, auf deren jederzeitige Einsatzbereitschaft die Welt nicht verzichten kann.
    Sie kauerte bei Angela Legler nieder. »Hi, Angela. Tut mir leid, was da passiert ist.«
    Das klang hölzern, sie wusste es. Aber mehr als ein unpersönliches Mitgefühl brachte sie für die Frau nicht auf.
    Die lag jetzt still da, offenbar nicht mehr in der Stimmung, groß aufzutrumpfen. Sie war blass, ihre Wange blutverschmiert, die Frisur in Unordnung. Seppli schnupperte interessiert. Valerie riss ihn weg, bevor er etwa auf die Idee kam, Angela das Blut wegzulecken. Bei diesem Hund wusste man nie.
    Glücklicherweise kam jetzt der Krankenwagen hergefahren, Stucki orientierte die Pfleger, die Angela Legler behutsam einluden.
    »Sie ist übrigens Kantonsrätin.« Diese Anmerkung kam von Streiff. Valerie unterdrückte ein Lachen.
    Die beiden jungen Pfleger sahen ihn empört an. »Wir behandeln alle Patientinnen und Patienten gleich«, erklärte der eine dezidiert. Dann fuhren sie weg.
    Stuckis Handy flötete. »Na, ich muss«, sagte er, »habe heute Notfalldienst. Valerie, stehst du im Telefonbuch? Ich ruf dich mal an, okay?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte er sich das Handy ans Ohr und entfernte sich. Der Streifenwagen traf ein. Streiff informierte die beiden Beamten, die ohne Begeisterung ihre Notizbücher zückten und zu den Befragungen schritten.
    Valerie und Beat sahen sich an. »Und dabei wollten wir doch nur einen gemütlichen Flohmarktbummel machen und einen Kerzenständer kaufen«, meinte Valerie.
    »Und eine Kaffeemaschine«, ergänzte Beat.
    Sie schauten sich um. Auf dem Flohmarkt ging es zu wie immer. Ein Gewusel von Menschen, die von Stand zu Stand flanierten, einander etwas zuriefen, feilschten, sich stritten, lachten, sich über einen gelungenen Kauf oder Verkauf freuten. Der Aufruhr schien vergessen, obwohl, da war sich Streiff sicher, er heute noch viel Gesprächsstoff abgeben würde. Aber wohl nicht, solange die Polizei vor Ort war. Streiff ließ seinen Blick nochmals über die Leute schweifen. Aber es gab keine Chance, den Steinewerfer zu entdecken. Der war sicher längst weg. Und verraten würde ihn hier keiner.
    »Das ist das einzig Gute an der Sache«, stellte Valerie fest, »dass du heute kein lebensgefährliches Ding heimträgst. Wir kaufen dir nachher in einem Fachgeschäft eine Kaffeemaschine. Hier bleiben mag ich nicht. Für einen Kerzenständer schaue ich ein anderes Mal.«
    »Das war jetzt also Lorenz«, sagte Beat.
    »Ja. Stimmt, du kennst ihn ja gar nicht. Ist auch nicht nötig. – Ist was?«
    »Nein, wieso? Hat sich enorm gefreut, dich zu treffen.«
    »Sag mal, bist du eifersüchtig?«
    »Nein. Das heißt, früher schon. Als du nach unseren Treffen immer zu ihm nach Hause gegangen bist.«
    »Ach, das hast du aber damals gut verborgen. Komm, wir gehen ins Celia rüber und trinken eine heiße Schokolade. Ich friere. Komm, Seppli.«
    Valerie hängte sich bei Beat ein und zog ihn über die Straße. Mit diesem Stucki hat sie also zusammengewohnt, dachte er. Sie fanden im Café einen Fensterplatz und bestellten Schokolade und Kaffee.
    »Ein freier Samstag«, meinte Valerie, »es kommt mir vor, als ob ich Ferien hätte.«
    »Wird dir im Winter nicht langweilig im Geschäft?«, fragte Beat.
    »Nein. Ich bin froh, dass wir nicht mehr den Stress haben wie im Sommer. Aber ich habe trotzdem genug zu tun. Priska und ich können uns mehr um Alban kümmern. Und nächste Woche will ich mich ans Budget fürs nächste Jahr machen.« Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und schaute an Beat vorbei auf die Straße.
    »Ich bin am Überlegen, ob ich Miniscooters ins Angebot nehmen soll. Oder ob ich wieder einmal ein Kinderfest veranstalten soll, um die
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