Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition)
Autoren: John Maylynn
Vom Netzwerk:
Es war bereits dunkel draußen, die Abendbrotzeit längst vorüber. Ob es heute nichts gab? Ich hatte zum Frühstück eine Stulle gegessen und da war keine Butter drauf gewesen. Mittags hatte ich meinen Apfel geknabbert und die Kerne von der Mauer auf die streunenden Hunde gespuckt.
    Mein Magen siegte. Ich krabbelte um den Tisch herum und zupfte Mama am Ärmel ihrer Strickjacke.
    »Mama!« Ich zog heftiger.
    »Oh, mien lütter Simon.«
    Ich schnaufte, endlich war sie wach. Jetzt würde sie sich hinsetzen, über die Kreuzschmerzen oder so fluchen und in die Küche gehen. Nur noch ein paar Minuten und ich konnte mir die leckere Soße reichlich über das Fleisch schütten.
    Stattdessen legte Mama ihren Arm um meinen Nacken und streichelte meine Wange. »Ik heeb dich so leev, mien Jung. Mien lütter Simon.«
    »Ik heeb dich och leev, Mami.« Wie gern hätte ich ihr gesagt, was für einen Kohldampf ich hatte. Papas erhobener Zeigefinger »Nimm Rücksicht« verbot es mir.
    »Ik muss mich noch a lütt ausruhen, bis Papa kümmt.«
    Ich nickte. »Is gut, Mama.«
    Sie seufzte tief. Ihre kühle Hand zitterte, rutschte von meiner Wange und blieb auf meiner Schulter liegen. Erst als es mir in der Haltung auf dem Fußboden unangenehm wurde, wand ich mich aus ihrer Umarmung. Ihr Arm hing schlaff vom Sofa und baumelte knapp über dem Teppich.
    Ich drehte mich zum Fernseher, mit dem Rücken an die Couch gelehnt. Papa kam doch erst Samstag. Ich schüttelte den Kopf und folgte dem Geschehen.
    Ein Gestank wie der aus dem Lokus ließ mich wegrücken. Ich fing an zu beten: »Bitte Gott, lass Papi nach Hause kommen   …«

10.
     

Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
24. Dezember 1974
     
     
    F röhliche Weihnachtsmusik klang aus in die Wand eingelassenen Lautsprechern im Wohnzimmer. Ein flackerndes Kaminfeuer war neben einer Stehlampe die einzige Lichtquelle im Raum.
    Petra kniete mit Arno und den Kindern auf einem Teppich vor dem Kamin und sang »Kling Glöckchen, klingelingeling«, als tatsächlich Glöckchen vor der Tür zu klingeln begannen.
    Lisa sprang als Erste auf und drückte die Nase an die Terrassentür. Sofort breitete sich Feuchtigkeit auf dem kalten Glas aus, die sie ungeduldig mit dem Ärmel ihres roten Samtkleidchens wegwischte.
    Das Klingeln wurde lauter.
    »Ich seh nichts. Ich seh nichts.« Lena, die ihrer Schwester ans Fenster gefolgt war, drehte sich um und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Was, wenn es der Weihnachtsmann ist und er an unserem Haus vorbeifährt?«
    Arno grinste. »Süße, dein Onkel ist draußen, um die Rentiere zu versorgen, wenn der Weihnachtsmann kommt. Er passt schon auf, dass er uns findet.«
    »Kommt, zieht eure Mäntel an, wir schauen mal.« Petra streckte den Zwillingen die Arme entgegen und ging mit ihnen an den Händen zur Garderobe.
    Das Klingeln hatte aufgehört.
    »Er ist weg.« Lena schniefte und ihre Augen bekamen einen feuchten Glanz.
    Arno öffnete die Haustür und betätigte einen Schalter. Der Lichterglanz der Tanne erhellte die Einfahrt, die kreisförmig um die Rasenfläche lief. Der schneebedeckte Kreis mündete in einem von Laternen gesäumten Weg, an dessen Ende in einigem Abstand ein breites Tor zu sehen war. Die Torflügel glitten elektronisch auseinander. Für die Zwillinge musste es aussehen wie von Zauberhand.
    Quer vor dem Tor stand eine zweispännige Kutsche, die Pferde schnauften leise. Die Tiere waren nicht genau zu erkennen, zudem verdeckte eine dick vermummte Person größtenteils den Blick.
    »Der Weihnachtsmann«, flüsterte Petra und ging zwischen Lena und Lisa in die Hocke. Lisa zappelte an ihrer Hand, während Lena sich hinter Petra versteckte. Sie zog die Mädchen an sich.
    Aus der Kutsche erhob sich eine wuchtige Gestalt und kletterte die Stufe herunter. Sie nahm einen Sack, hievte ihn über den Rücken und stapfte in großen Schritten die Einfahrt herauf.
    Schwere, schwarze Stiefel lugten unter einem mit weißem Pelz besetzten roten Mantel hervor. Unter der Kapuze verbarg sich ein Gesicht, das von buschigen Augenbrauen und einem eisgrauen Bart verdeckt wurde.
    »Ho, ho, ho. Sind das hier Lena und Lisa von Felthen?«
    »Ja. Ja.« Lena drückte sich enger an Petra, aber Lisa trat unerschrocken einen Schritt vor: »Hallo lieber Weihnachtsmann. Soll ich dir mein Gedicht aufsagen?«
    »Ohoho. Du kannst also ein Gedicht aufsagen? Was ist mit dem anderen Mädchen da?« Seine Hand wies auf Lena. Zögernd trat diese einen Schritt nach vorn und ergriff Lisas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher