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Satan - Retter der Welt

Titel: Satan - Retter der Welt
Autoren: Catherine Webb
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Stille, dachte Sam, könnte man eine Maus furzen hören. »Übrigens, Seth hat etwas Tiefgründiges gesagt, als er starb.«
    »Wirklich? Was?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Aber es fällt mir bestimmt wieder ein. Fragt mich in ein paar Minuten noch mal, wenn ich Zeit hatte, darüber nachzudenken.«
    Schweigen. Dann: »Ich habe einen Marsriegel, wenn du ihn willst«, sagte Jehova.
    »Nennst du das eine Henkersmahlzeit?«
    »Besser als Currywurst mit Fritten.«
    Sam zögerte. »Ja, ich schätze wohl. Okay, gib ihn her.«
    Jehova suchte in seiner Tasche herum, und Sam nahm den leicht matschigen, halb geschmolzenen Schokoriegel. Seine Hand zitterte so sehr, als er das Papier aufriss, dass Jehova ihm helfen wollte; doch Sam winkte ab und schaffte es schließlich mit den Zähnen.
    »Schmeiß das Papier nicht weg«, sagte Sam. »Wenn ich Glück habe, könnte irgendein Okkultist es später als ein heiliges Artefakt in Ehren halten und für die besonders Frommen Tausende von Postkarten davon drucken lassen.«
    »Wäre ein bisschen leicht zu fälschen.«
    »Du meinst, verglichen mit einem Stück Holz von einem Kreuz, einer Feder vom Engel Gabriel, Knochen von einem Heiligen oder dem Zweig eines brennenden Dornbuschs?«
    »Zumindest habe ich eine breite Auswahl an Reliquien.«
    »Wirklich? Oh, gut, ich kann mich von meinem eigenen Bruder nicht ausstechen lassen. Hast du eine Flasche Wasser, aus der ich trinken, oder vielleicht eine Blume, die ich auf rituelle Weise quälen kann? Die heilige Evian-Flasche, für die Ritter in künftigen Zeiten auf Pilgersuche gehen? Biologisch nicht abbaubar. Könnte ein Hit werden.«
    Keine Antwort Sam starrte auf den Boden; seine angespannte, hysterische Stimme verstummte, als die Gedanken, die er nicht denken wollte, sich wieder Gehör verschafften. »Wie werden wir es wissen?«
    »Das werden wir schon.«
    »Bitte...«
    »Nein. Was geschehen muss, wird geschehen.«
    »Kein Plan B?«
    »Diesmal nicht. Du bist sehr gut darin, die besten Pläne von Menschen, Mäusen und Monstern zunichte zu machen.«
    »Die Pläne von Mäusen sind zu klein, die von Menschen sind zu offensichtlich, die von Monstern sind zu vulgär«, dozierte Sam mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Und die Pläne von Gottheiten leiden unter Arroganz.« Schweigen. »Wo ist Thorjetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich gratuliert er sich zu einem gut gemachten Job.«
    »Wird er Uranos befreien? Was ist, wenn er den Braten riecht?«
    »Er wird Uranos befreien«, sagte Jehova müde. »Gottheiten sind arrogant.«
    »Und Monster sind vulgär«, pflichtete Sam ihm bei.
    »Und Reliquien leicht zu fälschen.«
    »Wohl wahr.«
    Schweigen. »Bruder...«, sagte Jehova plötzlich.
    Sam hob eine Hand. »Horch«, flüsterte er.
    Sie lauschten. Nichts. »Bruder, es tut mir leid«, sagte Jehova. »Die ganze Geschichte.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Es gibt noch eine Chance«, flüsterte Jehova, so leise, dass selbst Sam Mühe hatte, es zu hören. »Ein Wunder.«
    »Ich kann keine Wunder wirken, wenn ich tot bin«, antwortete Sam, ohne Groll oder Bitterkeit.
    »Ich weiß. Verzeih.«
    Sam sah zu ihm auf. Dann sagte er: »Rufe nach Chronos, wenn es vorbei ist. Rufe ihn in deine Seele, lass ihn von dir Besitz ergreifen.«
    »Warum?«
    »Bitte.«
    »In Ordnung.«
    Stille. Dann flüsterte Sam erneut: »Horch. «Jehova erhob sich. Sam kniete immer noch auf dem Boden, eine winzige Gestalt in einem viel zu großen Raum. Er wandte Jehova seinen ausdruckslosen Blick zu. »Sag ihnen, meine letzten Worte wären nicht nur tiefgründig, sondern auch sentimental gewesen.« Er runzelte die Stirn. »Freya...«, begann er.
    »Still«, flüsterte Jehova und legte einen Finger an die Lippen. Und jetzt hörten sie es. Ein Klang wie ... Kinderlachen. Wie Flügel an einem leeren Himmel. Wie Donner in der Ferne. Wie das Klirren einer kleinen Glocke, die zu Boden fällt.
    »Und was meine letzten Worte betrifft«, fuhr Sam fort, die Augen starr auf die Tür gerichtet, »ich habe eins frei.«
    Ein kalter Wind, der von überall zugleich aufstieg, zerrte an Haaren und Kleidern, machte blasse Haut noch bleicher. Sam stand auf, öffnete die Arme, wie um die ganze Welt zu umarmen. Seine Hände zitterten, er konnte sich kaum auf den Beinen halten, Tränen standen in seinen Augen und Schrecken in seinem blassen, bleichen Gesicht. »Ihr könnt mich mal«, sagte er leise, als die Welt sich mit dem Gebrüll eines erwachenden Gottes füllte.
    Alle Fackeln in der Halle erloschen,
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