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Saron

Saron

Titel: Saron
Autoren: Alexa Kim
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vor zwei Jahren kennengelernt haben. In meiner Hand halte ich das Handy – und obwohl es furchtbar wehtut, muss ich den Text immer wieder lesen, um ihn zu begreifen.
    Es tut mir leid, Jessy. Ich habe mich in eine andere verliebt. Habe lange überlegt, aber ich kann es nicht mehr verdrängen. Ich hole morgen meine Sachen, dann können wir reden. Es tut mir wirklich leid, Jess, und ich fühle mich mies deshalb. Daniel
    Ich fange schon wieder an zu schluchzen. Mehr als eine SMS war ihm unsere zweijährige Beziehung nicht wert. Dabei waren wir glücklich … ein glückliches Paar. Zumindest habe ich das geglaubt. Bis heute …
    Es ist schon dunkel, und die Parklaterne hat sich automatisch eingeschaltet. Ich sollte jetzt wirklich gehen – es ist nicht gut, nachts allein im Park zu sitzen. Zwar ist es ein kleiner Park, in dem sich kaum Gesindel herumtreibt, aber trotzdem ist es riskant. In wie vielen Filmen werden Frauen nachts in Parks überfallen?
    Trotzdem bewege ich mich keinen Millimeter. Ich habe das Gefühl, dass ich mich mit der Realität auseinandersetzen muss, sobald ich den Park verlasse. Eine leere Wohnung, ein leerer Alltag, ein leeres Herz. In dieser malerischen Umgebung, im Schein der Parklaterne, hat der Schmerz eine gewisse poetische Melancholie. Ich wische mir eine Träne fort. Die Kunststudentin setzt sich sogar in solchen Situationen noch durch. Immer, wenn es mir schlecht geht, verkrieche ich mich in meinen Träumen und stelle mir mein Leben als tragisches Gemälde vor. Daniel hat mir das manchmal sogar vorgeworfen … dass ich zu sehr Künstlerin bin, die nicht fest genug mit beiden Beinen auf der Erde steht. Ich dachte immer, Daniel wäre mein Anker ...
    Damals, als ich ihn kennenlernte, war es irgendwie auch wie ein Gemälde – es war ein warmer Frühlingsabend, und im Park duftete es nach den unzähligen Blüten. Irgendwo spielte jemand Panflöte, eine traurige Melodie. Ich saß mit meinem Zeichenblock auf der Bank und hielt die warme Atmosphäre mit Pastellstiften fest. Es war perfekt … Verdammt! Ich muss damit aufhören … ich kann nicht ewig meinen Kleinmädchenträumen nachhängen.
    Aus meinen Augenwinkeln sehe ich etwas zwischen den Sträuchern aufblitzen. Als ich mir die Tränen fortwische, erkenne ich, dass es Lichtschein ist; nicht von der Laterne, sondern wie von einer Taschenlampe, aber ungleichmäßiger … flackernder.
    Woher um Himmels willen kommt der? Hockt da etwa jemand in den Büschen und beobachtet mich? Spätestens jetzt wäre es an der Zeit, aufzuspringen und wegzulaufen … aber zu meinem Entsetzen tue ich genau das Gegenteil. Ich stehe zwar auf, aber nur, um zu den Büschen hinüberzugehen und nachzusehen. Wie von einem Magneten fühle ich mich angezogen.
    Langsam schiebe ich das Ästegewirr auseinander. Es raschelt unter meinen Füßen, denn es ist schon Herbst, und die Bäume beginnen, ihre Blätter abzuwerfen.
    „ Hallo?“, rufe ich leise ins Gebüsch und komme mir total blöd vor. Seltsamerweise trägt dieser Strauch noch all seine Blätter – als wäre es Frühling.
    Ich drücke mich durch das Geäst. Was tue ich da eigentlich? Ist es normal, nachts in einem Park in einen Busch zu kriechen, in dem man ein seltsames Licht gesehen hat?
    Im nächsten Augenblick stolpere ich über eine Wurzel und falle der Länge nach hin. „Aua“, stöhne ich und rappele mich wieder auf.
    Als ich mir den Schmutz von meinen Beinen streichen will, bemerke ich eine riesige Laufmasche in meinen Strumpfhosen. „Na super!“ Da es ein recht warmer Frühherbsttag war, habe ich mich heute Morgen für einen kurzen Rock entschieden. Daniel mag es, wenn ich kurze Röcke trage. Wir hatten einige heiße Stunden, wenn ich abends mit kurzem Rock von der Uni kam. Mochte … Daniel mochte es … teilt mein Verstand mir herablassend mit. Jetzt trägt eine Andere kurze Röcke für ihn.
    Kurz entschlossen ziehe ich die Strumpfhose aus. Ist ohnehin besser zum Weglaufen, falls gleich ein Kettensägenmörder aus dem Gebüsch springt. Außerdem ist es warm … ich kräusele die Nase … ja, eigentlich viel wärmer als gerade eben noch. Die Luft ist lau und mit Blütenduft angefüllt.
    Ich sehe mich um. Werde ich jetzt doch wahnsinnig? Waren die Blätter an den Bäumen nicht gerade noch herbstlich bunt? Hat das Laub nicht unter meinen Füßen geraschelt?
    Ich starre mit offenem Mund. Um mich herum tragen die Sträucher üppige Blüten, das Gras unter meinen Füßen ist weich und saftig grün, und die
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