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Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)

Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)

Titel: Saphirtränen: Teil 1 - Niamhs Reise (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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nieder, der Himmel ist azurblau. Mit einer Hand schlage ich die Kapuze über meinen Kopf, während ich mich mit der anderen an Edan festklammere.
Vom gestrigen Ritt schmerzen meine Schenkel noch immer, aber ich beiße die Zähne zusammen. Kein Gejammer, keine Schwäche. Nach einiger Zeit zügelt Edan das Pferd und wir reiten langsamer, um unsere Mahlzeit reitend einnehmen zu können. Mein Begleiter reicht mir einen Apfel und eine Flasche Wasser. Gierig stürze ich die kühle Flüssigkeit hinunter und koste die süße Frucht.
Als wir an einem Bach vorbeikommen, sitzt Edan ab, um das Tier zur Quelle zu führen. Sein Körper bebt, während es das Lebenselixier in unfassbaren Mengen zu sich nimmt.
"Niamh steige ab, es braucht eine Pause."
Gehorsam lasse ich mich von seinem Rücken gleiten und tätschele die bebenden Flanken des Pferdes. Es schaut uns dankbar aus seinen großen braunen Augen an und trinkt anschließend weiter.
"Schau dort hinter."
Ich folge seinem Finger und erblicke den Horizont. Als ich die Augen zusammenkneife, hüpft mein Herz vor Freude. Zwischen dem blauen Himmel und dem goldgelben Weizen erstreckt sich ein schmaler Streifen Grün. Obwohl ich mich im Wald nie wirklich zuhause gefühlt habe, schmerzt mein Herz vor Sehnsucht nach raschelndem Laub, grünen Büschen und leuchtenden Beeren.
Das gurgelnde Rauschen des Baches beruhigt mich ein wenig, wiegt mich in Sicherheit.
"Hunger?"
Edan hält mir lächelnd ein Stück Brot entgegen. Obwohl ich keinen Hunger habe, nehme ich das Essen an. Immerhin weiß ich nicht, wann mein Begleiter wieder der Ansicht sein wird, dass wir etwas zu uns nehmen sollen. Appetitlos kaue ich auf dem süßlichen Teig herum und starre dabei den grünen Horizont an.
"Wie lange müssen wir rasten?"
Der Halbdämon wirft einen prüfenden Blick in den Himmel.
"Lassen wir die Sonne ihren Höhepunkt verlassen, ehe wir weiterreiten."
Ich nicke und sinke am Stamm eines Baumes nieder, dessen Äste so tief hängen, dass sie fast das fließende Wasser des Baches berühren. Verträumt beobachte ich die Spiegelung des Sonnenlichts im kühlen Nass.
"Wir sollten die Zeit sinnvoll nutzen, oder nicht? Du hast gestern nach der fünften Elementebene gefragt."
Überrascht darüber, dass Edan von selbst mehr erzählen möchte, nicke ich begierig. Er lässt sich neben mir nieder, schließt die Augen und beginnt zu erzählen:
"Feuer, Stein, Wald, Wasser. Die Kinder dieser Elemente sind in Firyon bekannt. Schließe die Augen, Niamh. Begib dich in die Dunkelheit und lausche."
Gehorsam senke ich die Lider und versinke in tiefer Schwärze. Erneut kommt die mir wohlbekannte Ruhe über mich. Ein sanfter Windhauch streicht über mein Gesicht, zerzaust mein Haar.
"Hörst du ihn?"
Ein leises Flüstern, vermischt mit einem Rauschen, das ich schon einmal gehört habe. Vor nicht allzu langer Zeit, bevor ich den magischen Ton des Wassers vernahm. Erneut spüre ich eine leichte Prise auf meiner Haut.
"Es ist der Wind."
Ich schlage die Augen auf und blinzle fragend.
"Nicht wahr?"
Als Bestätigung nickt der Halbdämon.
"Bis jetzt konnte noch niemand die Schwingungen der Luft verändern. Man sagt, es gab einst riesige, geflügelte Wesen, deren Gabe es war, die Melodie des Windes zu hören und zu kontrollieren. Plötzlich, eines Tages, verschwanden sie vom Antlitz Firyon und ließen diesen einen Ton zurück, den du gehört hast.
Die ältesten Ilyea nennen ihn den Irai. Er ist allgegenwärtig und verbindet die Elemente miteinander. Auch sagen die Legenden, dass das Lied des Windes immer schwächer wird und viele hoffen, dass die geflügelten Wesen zurückkehren, um ihm neues Leben einzuhauchen."
"Geflügelte Wesen? Vögel?"
Verständnislos sehe ich ihn an und blicke dann in die Baumkrone, in der leises Gezwitscher erklingt.
"Nein, keine Vögel."
Er lacht. Weder hochmütig, noch selbstgefällig, sondern trauernd. Eine tiefe Schwermut klingt in jedem Ton mit, liegt in seinen Augen und auf seinem Gesicht. Obwohl ich noch nie von diesen Tieren gehört habe, fühle ich mich bedrückt, leer. Als hätte ich etwas Wichtiges, Einmaliges in meinem Leben verpasst.
"Seit wann?", frage ich mit belegter Stimme. Meine Kehle scheint wie zugeschnürt.
"Schon vor der Zeit unserer Ururgroßväter wurde der letzte ihrer Art gesehen."
"Werden sie wieder kommen?"
"Das weiß niemand."
Traurig blicke ich weiter in das Blätterdach. Das Sonnenlicht scheint durch das Laub und zaubert verschiedene Grüntöne. Leuchtend wie Smaragde und tiefdunkel
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