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Sanft kommt der Tod

Sanft kommt der Tod

Titel: Sanft kommt der Tod
Autoren: Nora Roberts J.D. Robb
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Raum.
    Eve fing mit Eric Dawson an. Er war Mitte fünfzig und unterrichtete seit fünfzehn Jahren Naturwissenschaften an der Akademie. Er hatte einen leichten Bauch, den er - wie das leicht gespannte Hemd verriet - zu leugnen versuchte. Sein sandfarbenes Haar wies in Höhe der Schläfen ein paar graue Strähnen auf, und die Tränensäcke unter den hellbraunen Augen wiesen auf eine gewisse Erschöpfung hin.
    »Ich bin nicht reingegangen«, meinte er. »Höchstens ein, zwei Schritte, weiter nicht. Ich konnte sehen ... jeder konnte sehen, dass Craig nicht mehr am Leben war. Ich war verärgert, weil die Mädchen so geschrien hatten. Ich dachte, sie hätten eine Spinne oder etwas ähnlich Idiotisches gesehen.« Er machte eine Pause und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. »Aber gleichzeitig war mir klar, dass nicht mal dumme kleine Mädchen so hysterisch werden, wenn sie eine Spinne sehen.«
    »Haben Sie außer den beiden Mädchen sonst noch jemanden gesehen?«
    »Ich kam gerade aus dem Lehrerzimmer, wo ich mit Dave Kolfax und Reed Williams zusammen gewesen war. Wir hatten gemeinsam Mittag gegessen, wie wir es hin und wieder tun. Und beim Rausgehen habe ich noch Leanne Howard gesehen, die gerade in die Pause ging. Ich selber wollte ins Chemielabor, um ein Experiment für die nächste Stunde vorzubereiten.«
    »Wann haben Sie Mr Foster zum letzten Mal lebend gesehen?«
    »Oh, Gott. Gott. Im Lehrerzimmer heute Morgen vor Beginn des Unterrichts. Ich habe einen Kaffee getrunken, und er hat sich eine Dose Pepsi aus dem Automaten geholt. Er hat keinen Kaffee getrunken. Ich habe ihn deshalb immer aufgezogen. Wir haben uns über einen Schüler unterhalten, den wir beide haben - Bradley Curtis. Seine Eltern lassen sich gerade scheiden, und seine Noten sacken deshalb ziemlich ab. Wir sind übereingekommen, dass es an der Zeit für ein Gespräch mit seinen Eltern und dem Psychologen ist. Dann, ah, dann kam Reed herein. Ja, um sich einen Kaffee zu holen. Als ich den Raum verließ, haben sich die beiden über irgendeinen Action-Film unterhalten, den sie beide vor Kurzem gesehen hatten. Ich habe Foster nicht noch mal gesehen, bis ...«
    »Wie kamen Sie beide miteinander aus?«
    »Ich und Craig? Ich fand ihn wirklich nett. Ja, ich fand ihn wirklich nett. Ich war, nun, ich war nicht ganz überzeugt, als er letztes Jahr an unsere Schule kam. Er war so jung - der jüngste Lehrer im Kollegium. Aber einen gewissen Mangel an Erfahrung hat er durch seinen Eifer und seinen Enthusiasmus wettgemacht. Die Schüler lagen ihm wirklich sehr am Herzen. Er muss krank gewesen sein und hat es nicht gewusst. Er muss einfach krank gewesen sein. Aber auf diese Art zu sterben ... Einfach unvorstellbar.«
    Dieselben Gefühle äußerten auch alle anderen Mitglieder des Lehrkörpers, mit denen Eve sich unterhielt. Als Letzter kam Reed Williams, Englischlehrer, dran.
    Er hatte keinen Bauch, bemerkte Eve. Wie sein straffer, muskulöser Körper zeigte, nutzte er das Fitnessangebot der Schule. Die goldenen Spitzen seines vollen, dunkelbraunen Haars sahen wie Sonnenstrahlen aus. Sein kantiges Kinn unter dem straffen Mund wies ein tiefes Grübchen auf, und seine durchdringenden, flaschengrünen Augen wurden von zwei schweren, dunklen Wimpernkränzen eingerahmt.
    Er war achtunddreißig Jahre alt, unverheiratet und hatte für den Anzug, den er trug, wahrscheinlich ein halbes Monatsgehalt auf den Tisch gelegt.
    »Ich habe ihn heute Morgen im Fitnessraum gesehen. Als ich reinkam, machte er gerade ein paar Rumpfbeugen. Ich unterhalte mich nicht gern, wenn ich trainiere, deshalb habe ich ihm nur kurz zugenickt. Ich würde sagen, wir waren vielleicht zwanzig Minuten zusammen dort. Dann ist er gegangen und hat mir zugewinkt. Meistens hat er nach dem Training noch ein paar Runden im Pool gedreht. Ich schätze, ich war noch circa zehn Minuten dort. Dann habe ich kurz geduscht und mich angezogen. Danach habe ich Craig noch mal im Lehrerzimmer gesehen, zusammen mit Eric. Eric Dawson.«
    »Hatte Mr Foster irgendwas dabei?«
    »Dabei? Nein, er hatte nur eine Dose Pepsi in der Hand. Wir haben uns ein paar Minuten über Filme unterhalten, und dann haben wir uns auf den Weg in unsere jeweiligen Klassenzimmer gemacht. Ich habe ihn noch mal getroffen, als ich auf der Toilette war.« Williams verzog den Mund zu einem leichten Lächeln und das Grübchen, das sich dabei in der linken Wange zeigte, passte gut zu der Vertiefung in der Mitte seines Kinns. »Wir haben nur kurz hallo
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