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Sanft berührt – und schon verführt?

Sanft berührt – und schon verführt?

Titel: Sanft berührt – und schon verführt?
Autoren: Janice Maynard
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Zeigefinger auf Annalise. „Warst du mit Cammie bei dem Geheimgang, der vom Dachboden abgeht?“
    „Ja. Ich habe ihn ihr gezeigt, aber wir waren nicht drinnen. Wahrscheinlich gibt es da Spinnen und Mäuse. Kein Kind geht da freiwillig rein.“
    „Ich war drin“, meinte Kieran. „Als ich so alt war wie sie.“
    Alle schwiegen bedrückt. Damit gestand er, dass er sich dort versteckt hatte, als er mit dem Schmerz um seine ermordete Mutter nicht zurechtkam. Doch dann rissen sie sich zusammen und durchsuchten noch einmal die oberen Etagen, zuletzt den Dachboden. „Aber hier waren wir doch schon überall!“, rief Olivia verzweifelt aus.
    „Hierher!“, befahl Kieran und blieb vor einer unscheinbaren niedrigen Tür stehen, hinter der das Leitungssystem untergebracht war. Auf der anderen Seite des Raumes waren die Auslässe für die Warmluft. Dort gab es mehrere Tasten, von denen eine den Schließmechanismus der Tür regelte.
    Kieran sah Annalise scharf an. „Hast du ihr gezeigt, wie sie die Tür öffnen kann?“
    „Nein, ich habe es nur erwähnt, hatte aber den Eindruck, sie hätte es gar nicht mitgekriegt.“ Hastig probierte sie verschiedene Tasten aus. Endlich öffnete sich die kleine Tür knarrend. Die sieben Erwachsenen starrten ins Dunkel. Und da war Cammie! Sie lag auf dem nackten staubigen Holzboden, das Gesicht von Tränen verschmiert, und schlief tief vor Erschöpfung.
    Auf Knien kroch Kieran zu ihr hin und nahm sie auf die Arme. „Wach auf, Baby, ich bin es. Dein Daddy ist hier.“
    Er richtete sich auf. Sofort war Olivia an seiner Seite und streichelte Cammie die staubige Wange. „Wach auf, Schätzchen, bitte, wach auf …“
    Langsam schlug die Kleine die Augen auf und blinzelte ins plötzlich helle Licht. „Ich konnte nicht mehr raus, und es war so dunkel.“ Fest schmiegte sie sich an Kieran.
    Olivia strich ihr über das zerzauste Haar. „Aber warum hast du dich denn versteckt, mein Herzchen? Du wolltest doch nur Bun-Bun holen und dann zum Essen kommen.“
    Cammie traten die Tränen in die Augen. „Ich habe gehört, wie du gesagt hast, dass wir wieder nach Kalifornien fahren“, stieß sie schluchzend hervor. „Aber ich möchte hier bleiben, Mommy. Mit dir und Kieran. Es ist schön hier.“
    „Aber, Schätzchen …“ Doch Victor legte ihr eine Hand auf den Arm und wies mit dem Kopf auf Kieran. Sogleich erkannte sie, was in ihm vorging: Er liebte Cammie und war stolz auf sie. Sein Blick zeigte eindeutig, dass er gefunden hatte, wonach er sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Bevor sie etwas sagen konnte, nahm Kieran sie in die Arme, und alle drei standen eng umschlungen da.
    Als Cammie schließlich in Kierans Armen strampelte, um zu Boden gelassen zu werden, öffnete Olivia die Augen. Erstaunt schaute sie sich um. Die anderen hatten schweigend den Raum verlassen, um der kleinen Familie diese Minuten der Stille zu gönnen. Jetzt stemmte die Kleine die Fäuste in die Seiten und sah Kieran herausfordernd an. „Du hast gesagt, du bist mein Daddy. Das habe ich genau gehört.“
    „Cammie, ich …“ Kieran fand nicht die richtigen Worte. Verzweifelt blickte er Olivia an. Sie ging in die Knie und umfasste sanft die dünnen Oberarme der Kleinen. „Ja, er ist dein Daddy, mein Schätzchen.“
    „Aber warum hast du mir das nicht gleich gesagt, als wir herkamen?“
    Eine berechtigte Frage. „Kieran hat erst von mir erfahren, dass er dein Daddy ist. Bei deiner Geburt wusste ich nicht, wo er war, weil er ja überall auf der Welt arbeitet.“
    „Hast du denn nach ihm gesucht?“
    Leider nicht … „Ich hatte viel mit dir zu tun. Aber ich liebte dich sehr und war sehr, sehr froh, dass du da warst.“
    Forschend musterte Cammie nun Kieran. „Und du? Möchtest du mein Daddy sein?“
    Gerührt ging auch er in die Knie. „Ich bin dein Daddy. Und darüber bin ich sehr glücklich. Denn du bist ein wunderbares kleines Mädchen, und ich habe dich sehr lieb.“
    Olivia wusste, wie schwer es ihm fiel, seine Gefühle so offen zu zeigen. Und als Cammie ihm die Ärmchen um den Hals legte und sich an ihn drückte, schloss er lächelnd die Augen, und eine dicke Träne rollte ihm über die Wange. Olivia wandte sich ab. Es belastete sie schwer, dass sie ihm das Kind so lange vorenthalten hatte. Die Vergangenheit ließ sich nicht abschütteln, daran war nichts zu ändern. Doch die Zukunft lag vor ihnen.
    Kieran hob Cammie hoch und sah Olivia zärtlich an. „Dann wollen wir mal sehen, dass unser Mädchen was zu
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