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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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überraschend. Nora blickte hoch. »Was denn?«
    Emily holte tief Luft. »Es hatte nämlich einen besonderen Grund, warum mir das passiert ist.«
    Nora blickte Emily aufmerksam an, sie interessierte sich für alles, was mit Medizin zusammenhing. »Weil du so nervös warst?«
    »Es war wegen einem Jungen.«
    Nora blickte verblüfft drein. Sonst machte Emily sich nicht viel aus Jungs, jedenfalls war sie deswegen noch nie so richtig aufgeregt gewesen. »Wer denn?«
    Emily spürte, wie sie rot wurde. »Weiß ich nicht.«
    »Erzähl noch mal von vorn. Ich hab eben nicht richtig aufgepasst.«
    »Der Junge hinten auf der letzten Bank. Ich hab für ihn gesungen. Nur für ihn. Und er hat wirklich zugehört.«
    Nora starrte ihre Freundin an. Sie wirkte jetzt besorgt. »Und deswegen hast du kotzen müssen?«
    »Lass mich erst zu Ende erzählen.«
    »Entschuldigung…«
    Emily fuhr fort: »Es gab auf einmal eine Verbindung zwischen uns.«
    Nora wartete. Emily schien mit ihrer Erzählung fertig zu sein. Nora sagte: »Alles in Ordnung bei dir? Zurzeit geht nämlich ein Virus um.«
    Ganz offensichtlich schaffte Emily es nicht, die Geschichte so zu erzählen, dass Nora begriff.
    »Nora, ich weiß, das klingt jetzt vielleicht komisch, aber…«
    Noras linke Gesichtshälfte legte sich in Falten. Wenn das der Fall war, das wusste Emily, beschäftigte sie etwas. »Hast du mit ihm geredet?«
    Emily spürte, wie sie mutlos wurde. »Er ist nach draußen gekommen, um mir zu helfen. Er hat mir die Haare gehalten. Und mich dabei an der Schulter berührt. Und dann hat er gesagt, alles würde gut.«
    Nora wirkte jetzt gelangweilt. »Und?«
    Nora war schon fast vier Monate mit Rory Clerkin zusammen. Und davor war sie mit Terrance Fishburne zusammen gewesen. Sie war schon richtig mit Jungs zusammen. Im wirklichen Leben.
    Als Emily nicht gleich antwortete, sagte Nora: »Die Jungs mögen dich, Emily. Und du zeigst ihnen die kalte Schulter. Aber dann kommt irgend so ein Typ daher, den du gar nicht kennst, und sieht dich kotzen und du verliebst dich in ihn? Bobby Ellis ist echt scharf auf dich. Ich weiß nicht, warum du dich nicht mit ihm treffen willst.«
    Jetzt verzog Emily das Gesicht. »Was hat Bobby Ellis denn damit zu tun?«
    »Alles«, erwiderte Nora. »Wenn du nämlich mit jemandem zusammen wärst, dann wärst du nicht gleich total durcheinander, bloß weil dich mal zufällig ein cooler Typ anguckt.«
    Emily hörte vor allem zwei Wörter heraus. »Ein cooler Typ? Ich hab nicht gesagt, dass er ein ›cooler Typ‹ ist.«
    »Hat mir Cate Rocce erzählt«, meinte Nora achselzuckend. »Sie hat gesagt, dass da in der letzten Bank ein cooler Typ saß, der sofort verschwunden ist, nachdem du fertig warst.«
    Emily riss die Augen weit auf.
    Cate Rocce hatte ihn gesehen. Auf die Idee, Cate Rocce zu fragen, war Emily nicht gekommen. Sie mochte Cate Rocce nämlich nicht. Sie fand sie einfach nicht nett. Aber Cate Rocce hatte gesagt, der Junge würde cool aussehen. Vielleicht wusste sie ja, wer er war. Emily strahlte.
    Aber als sie Cate Rocce eine Stunde später im Sportunterricht fragte, wusste die auch nichts über den Jungen.
    ***
    Endlich kam der Sonntag.
    Nach ihrem Solo musste Emily nicht mehr länger im Chor bleiben. Wahrscheinlich war ihrem Vater jetzt endgültig klar geworden, dass er seine musikalische Begabung an keines seiner beiden Kinder vererbt hatte, denn ihr kleiner Bruder konnte noch weniger singen als sie. So was kommt vor.
    Als sie gemeinsam im Auto zur Kirche fuhren, merkte Emily erst, wie sehr sie die Tage bis Sonntag gezählt hatte. Welche Ironie, dass der Sonntagsgottesdienst, sonst immer der langweiligste Teil der ganzen Woche, auf einmal das Zentrum ihrer Sehnsucht war.
    Aber er kam nicht.
    Eineinhalb Stunden lang machte sie nichts anderes, als auf die schweren Türflügel zu starren, und sie hasste sich dafür.
    Am Nachmittag versuchte sie krampfhaft, sich den fremden Jungen aus dem Kopf zu schlagen. Wahrscheinlich vermengte sie hier nur alle möglichen Gefühle, die nichts miteinander zu tun hatten. Was war eigentlich mit ihr los? Sie verwandelte sich auf einmal in eines dieser Mädchen, die sie bisher immer verachtet hatte.
    Wenn sie imstande war, solche Gefühle für einen Fremden zu entwickeln, dann sollte sie dazu doch erst recht bei jemandem in der Lage sein, den sie kannte.
    Oder etwa nicht?

5
    Am nächsten Tag noch vor dem Unterricht, als Emily und Nora sich das erste Mal bei den Schließfächern begegneten, sagte
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