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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Sie sah selbst gern Handwerkern zu, konnte sich aber nicht vorstellen, dass Lossius das ebenso wichtig war. Schon im Flur bestätigte er sie darin.
    »Ich verrate Euch ein Geheimnis«, sagte er. »Mein Vater und ich waren mit einem Gast unseres Hauses bei Herrn Bürgermeister Witzendorff zum Mittagsmahl geladen. Ich konnte seine Gastlichkeit nicht ausschlagen, obwohl es mir nicht geschmeckt hat. Und nun kann ich nichts mehr herunterbringen, obwohl ich sicher bin, dass es mir hier ausgezeichnet schmecken würde.«
    Susanne sah ihn ungläubig an. »Also wollt Ihr die Werkstatt sehen, damit Ihr nicht essen müsst?«
    Er lachte. »Manche Leute können sehr beleidigt sein, wenn man ihr Essen ablehnt. Appetitlosigkeit ist zumeist keine Entschuldigung. Aber nein, ich wollte die Werkstatt sehen, damit ich einen Augenblick allein mit Euch sprechen kann.«
    Er sprach in einem heiteren Tonfall, klang aber nicht, als
würde er sich über sie lustig machen, daher fasste Susanne seine Worte als scherzhaft auf. »Dann wäret Ihr frech«, sagte sie und öffnete für ihn die Tür zum Hof.
    »Der Ruf hängt mir an.«
    »Und Ihr tut Euer Bestes, um ihn zu behalten, wie ich sehe. Was hättet Ihr mit mir zu reden?«
    Er ging neben ihr, wandte den Blick dabei nicht von ihr ab und strahlte sie an. »Über den warmen Frühling und die Kirschsorte in Eurem Kompott und darüber, mit wem du wohl zum Schützenfest gehen wirst. Sei nicht so streng. Ich erinnere mich, wie du einmal meinen kleinen Vetter verhauen hast, weil er deine Schwester geärgert hatte. Da warst du nicht so vornehm.«
    Eigentlich sollte sie sich beschämt fühlen, dachte sie, doch er meinte es offenbar freundlich. »Würdet Ihr meine Schwester ärgern, wäre ich auch heute nicht vornehm mit Euch. Daran hättet Ihr aber keine Freude. Also sprechen wir lieber höflich über die Kirschen.«
    Seine Augen funkelten belustigt. »Nein, über das Schützenfest. Deine Familie wird doch hingehen? Ich weiß, dass dein Vater ein guter Musketenschütze ist, und dein Bruder … Hat er nicht letztes Jahr mit der Armbrust den Papagoy von der Stange geschossen?«
    Susanne hatte noch vor Augen, wie die bunten Federn des ausgestopften Vogels herabgeschwebt waren, nachdem Martins Armbrustbolzen ihn von der hohen Stange gerissen hatte. Sie hatte eine davon aufbewahrt. Die ganze Familie war in Jubel ausgebrochen und hatte bis spät in den Abend zu Martins Ehre gefeiert. Sie lächelte. »Wir gehen bestimmt hin.«
    »Vielleicht tanzen wir dann einmal zusammen?« Das sagte er so unbefangen, als wäre er die Unschuld selbst.

    Susanne sah ihm nachdenklich in die Augen, die so schön blau waren wie die von Regine. »Wisst Ihr eigentlich alles über den Ruf, der Euch anhängt?«, fragte sie leise.
    »Und glaubst du alles, was die Leute reden?«, fragte er ebenso leise zurück.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wäre schlimm. Ich weiß, wie schnell die Leute sich ein falsches Bild machen. Aber gerade deshalb werde ich lieber nicht mit Euch auf dem Schützenfest tanzen. Über meine Familie wird schon genug gesprochen.«
    »Wegen deiner Schwester, meinst du? Ich höre nie etwas anderes als Respekt für deinen Vater. Früher mag es anders gewesen sein.«
    »Es hat viel Mühe gekostet, die bösen Zungen zum Schweigen zu bringen.«
    »Neid bringt die Leute dazu, sich die Mäuler zu zerreißen. Deine Schwester ist hübsch.«
    Aus dem weit geöffneten Tor der Werkstatt kam ihnen Till entgegen, in der Hand einen der kleinen Bottiche, die sie in der Vorratskammer verwendeten. Es war für Susanne nicht zu übersehen, wie sich seine sonst immer heitere Miene verdunkelte, als er Lenhardt bemerkte.
    »Tag, Büttner«, sagte der Sülfmeistersohn fröhlich.
    Tills Blick wanderte von ihm zu Susanne und wieder zurück. »Guten Tag, Herr Lossius«, erwiderte er dann ungewöhnlich nüchtern.
    »Herr Lossius möchte sich die Werkstatt ansehen«, sagte Susanne.
    Till nickte abschätzig. »Natürlich. Gern. Dann kannst du ja der Muhme das hier bringen.« Er drückte Susanne den Bottich in die Hände und zeigte nachdrücklich auf die Küche.

    Unter anderen Umständen hätte sie sich das von ihrem Bruder nicht bieten lassen, doch vor Lenhardt wollte sie nicht mit ihm streiten, und außerdem kam ihr die Ausflucht gelegen. »Also dann, viel Vergnügen. Sollte der Appetit noch kommen, dann meldet Euch nur.«
    Lenhardt deutete lächelnd eine Verbeugung an. »Das werde ich gern.«
    Es war kein Wunder, dass Frauen sich von ihm
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