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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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sagte Nichts.
             „Ja.“ Mein Herz machte einen Aussetzer
und ich konnte spüren, wie das Blut in meine Füße stürzte. Radu verließ mein
Zimmer. Ich hatte das Gefühl, eine Schlinge würde sich um meinen Hals zuziehen.

 
    Nach
dem Duschen machte ich mich fertig und ging zum Frühstück. Boris war bereits
weg und Radu schien schon gegessen zu haben, also entschied ich vor dem
Fernseher zu essen. Ich nahm mir die Reste vom gestrigen Mittag. Da ich kaum
etwas davon hatte, war noch viel übrig. Die Fernseher in den Wohnkomplexen
wurden nicht immer mit Strom versorgt, da die Energieversorgung bestimmten
Rationierungsvorschriften unterlag. Es gab immer Strom zum Kochen und im Winter
auch zum Heizen. Ob es Strom für Licht gab hing davon ab, wann die Sonne unterging
und für elektronische Geräte gab es drei bis vier Mal am Tag welchen. Ich hatte
Glück. Die Programme waren, wie üblich, wenig sehenswert, aber es lenkte mich
ab. Auf dem Nachrichtensender wurde das Neuste aus Wirtschaft und Politik
berichtet und zwischendurch, die übliche Propaganda. Selbstverständlich war
alles in bester Ordnung. Die Vereinten Staaten waren eine gut geölte Maschine,
die nun schon eine halbe Ewigkeit nach dem gleichen Muster funktionierte. Ein
Mann in grauem Anzug und mit einem Kurzhaarschnitt berichtete von den jüngsten
Erfolgen der Landrückgewinnung in den Gebieten von Europa, die man früher als
die Niederlande kannte. Danach folgten Informationen über die neusten
Gesetzesbeschlüsse und die nächsten Vorhaben der Regierung. Kurz vor der
Werbepause kam ein kurzer Bericht über jüngste Vorkommnisse in der Nähe zur
abgeriegelten Grenze mit Russland. Die angeblichen Explosionen durch
Bombenabwürfe waren bloß größere Verpuffungen auf einem alten Fabrikgelände,
die durch ein leichtes Erdbeben ausgelöst wurden. Somit seien auch die
Erschütterungen zu erklären, die kurz vorher in umliegenden Gebieten zu spüren
waren. Diese Informationen ließen mich hellhörig werden. Es gab schon seit
Jahren das Gerücht, dass Europa von außen angegriffen wurde. Mal sollten es die
Russen sein, mal die Amerikaner. Nie wusste man Genaueres. Auch die möglichen
Gründe konnte niemand benennen. In den Nachrichten war davon selbstverständlich
nichts zu hören. Man behandelte uns wie eine Schar Hühner. Uns zu beunruhigen
würde nur für Chaos sorgen und wer wollte das schon? Jedoch mehrten sich in
letzter Zeit Meldungen wie diese und immer klangen sie sehr fadenscheinig.
Sollten die Russen uns wirklich angreifen? Und wieso? Wollten sie uns
vielleicht helfen? Oder könnte es ein anstehender Krieg um Ressourcen sein? Vor
solchen Konflikten hatten die Menschen schon vor der Pandemie große Angst
gehabt. Man erfuhr praktisch nichts darüber, wie es den Menschen außerhalb von
Europa ging. Ich wollte nicht glauben, dass es ihnen viel schlechter ging als
uns, aber vielleicht mussten sie sogar mit noch Schlimmerem zurechtkommen. Es
lag außerhalb meiner Vorstellungskraft. Die Werbung war vorbei und der Mann im
grauen Anzug erzählte von den jüngsten Fortschritten im Wiederaufbau von Gebieten
im Süden, die im vergangenen Jahr durch starke Stürme und Fluten zerstört
wurden. Gleich darauf folgte ein Bericht über eine neue Gruppierung aus dem
Norden, die sich der Aufforstung von Mitteleuropa widmete. Das gab mir den Rest
und ich schaltete um. Noch mehr Lobeshymnen auf die Arbeit der Regierung und
dazugehörende Gruppen konnte ich so früh am Morgen noch nicht verarbeiten. Auf
den anderen Sendern liefen fast ausschließlich Kitschserien in verschiedenen
Sprachen. Ich sah gerade genug, um vollkommen genervt zu sein, da war der Strom
weg und der Fernseher ging aus. Ich aß auf, spülte ab und verließ das Haus.

 
    Langsam
wurde der andauernde Regen zur echten Härteprüfung für mich. Die kalte Nässe
kroch in jeden Winkel meiner Kleidung und mir war ständig kalt. Ich hasste es.
Leider hatte ich den Wetterbericht nicht gesehen, jedoch ließ ein Blick in den
Himmel erahnen, dass auch die kommenden Tage nicht viel besser aussehen würden.
Obwohl die Sonne schon aufgegangen war, blieb der Himmel dunkel. Die Decke aus
Wolken war so massiv, man hatte das Gefühl sie berühren zu können, wenn man die
Hand nur weit genug ausstreckte. Sie schien alles zu erdrücken. Ich lief das
letzte Stück zum Schulgebäude, um endlich ins Trockene zu kommen. Am Tor
wartete schon Ihsan auf mich.
             „Hi, ich habe gerade gelesen, dass
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