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SALVA (Sturmflut) (German Edition)

SALVA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: SALVA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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lassen, wie sehr
ich darunter litt. Ich fand keine Worte um es richtig auszudrücken. Zu meiner
Wut mischte sich mal wieder Verzweiflung.
             „Du kannst es mir ja auch nicht
erklären.“ Meine Stimme wurde leise und nun war ich es, die den Boden
anstarrte.
             „Ich wüsste nicht wie-“
             „Versuch es. Ich versuche zuzuhören.“
Ich meinte es. Vielleicht sollte es das letzte Mal sein, dass ich mit ihm
sprechen konnte. Ich wollte eine Erklärung., irgendetwas damit die letzte Emotion,
die ich für ihn empfand, nicht Hass war. Radu sah mich an und kein Wort verließ
seinen Mund. Er wirkte wie eingefroren. Das war es also. Es gab Nichts, was er
sagen konnte. „Wie soll ich dich verstehen...?“ Es ging mir nicht in den Kopf.
             „Ich gebe dir ein Versprechen Milla.“
Zum dritten Mal in nur zwei Tagen brachten mich Radus Worte völlig aus dem
Konzept. Ich sah ihn verwirrt an. „Ich verspreche dir, ich werde der Mann
bleiben der ich bin.“ Es war ein Versprechen mit dem ich nicht gerechnet hatte
und das ich auch nicht wirklich durchschaute. Dachte er wirklich, dass mich nur
das beschäftigte? In meinen Augen war er längst ein anderer geworden nur in
meinen Erinnerungen blieb er der alte Radu.
             „Wie kannst du der Mann bleiben, der du
bist, wenn du da raus gehst und Mensch erschießt.“ Meine Stimme hatte nicht die
geringste Emotion, obwohl ich innerlich mit den Tränen kämpfte.
             „Das werde ich nicht! Ich bin immer
noch ein Mensch, ich habe immer noch die Wahl!“
             „Die hast du nicht Radu. Niemand von uns
hat die Wahl.“
             „Red' nicht so einen Scheiß!“ Radu fuhr
auf. In seinen Augen brannte der Protest gegen meine Worte. „Du redest immer
von Freiheit aber ich sag dir mal was: Freiheit beginnt mit Selbstbestimmung!
Wenn du dir von jemandem das Recht absprechen lässt, selbst entscheiden zu
können, dann hast du keine Freiheit und wirst sie auch nie bekommen!“ Radus
Worte waren wie ein Vorschlaghammer in mein Gesicht. Glaubte er das wirklich?
Verstand er nicht, dass sein Denken und seine Handlungen sich widersprachen?
Wie konnte er glauben, mich belehren zu können? Seine Ignoranz machte mich
wütend. Ich wollte ihn ohrfeigen, doch ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Es
war schon alles kaputt zwischen uns, aber ich fürchtete mich vor dem finalen
Bruch. Nicht jetzt, nicht so.
             „Siehst du die Welt da draußen?“ Meine
Stimme zitterte.
             „Ja ich sehe sie und es ändert nichts
für mich. Das ist meine Meinung.“ Radu ballte die Hände zu Fäusten, sein
Gesicht war angespannt. Ich verlor mit jedem Satz etwas mehr an Fassung. Die
Regierung sprach uns jeden Tag das Recht ab, selbst zu entscheiden und da stand
Radu und behauptete, jeder könnte frei sein, wenn er sich nur nichts mehr sagen
lassen würde. Jeder Schritt der Schutztruppen, alles was die Politiker taten
oder sagten, war doch eine Anweisung von höherer Stelle. Darin lag nur die
Freiheit des 'kleinen Unterschiedes' . Das bisschen Mehr an
Selbstbestimmung, das mit Macht einherging. Es war nur Schein.
             „Gehst du deshalb zu den Schutztruppen?
Glaubst du es gibt dir Freiheit?“ Ich sah ihm fest in die Augen und war
überzeugt, ich müsste einem eisernen Blick standhalten, doch stattdessen sah
ich etwas anderes. Ich konnte es nicht genau sagen, es wirkte wie...
Resignation.
             „Du kannst es vielleicht einfach nicht
verstehen. Nicht sehen.“ Er drehte sich langsam um und ging Richtung Tür. „Ich
spreche nicht von dieser Art von Freiheit, Milla.“
             „Es gibt nur die eine wahre Freiheit.“
             „Nein, das ist nicht wahr. Freiheit
bedeutet so viel mehr als du sehen kannst.“ Er war schon fast weg und ich
konnte es nicht ertragen. Ich wollte nicht so stehen gelassen werden. Ich
wollte es wissen, mit ihm reden und einfach alles klären. Es war nicht fair.
             „Warte!“ Radu blieb stehen. Er wartete
darauf, dass ich etwas sagte, doch ich wusste gar nicht was ich sagen sollte.
Ich wollte nicht, dass es so endete. Es waren vielleicht die letzten Worte, die
wir mit einander sprechen würden.
             „... arbeitest du heute?“ Diesmal
blickte er verwirrt.
             „Warum fragst du?“
             „Sag es mir einfach. Bitte.“ Für einen
Moment sah er mich nur an und
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