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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Enric Balasch
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gemeldet, und am Donnerstag, dem 10. Juni 1926, hauchte Gaudí um fünf Uhr nachmittags seinen Geist aus.
    Schon zwei Wochen später ging ein Teil seiner historisch bedeutsamen Hinterlassenschaft verloren, als die Karmeliterinnen, denen die Sorge für sein Haus im Park Güell anvertraut war, seine sämtliche Habe an einen Trödler verkauften. Was übrig geblieben war, verschwand am 20. Juli 1936, als antiklerikale Horden, die als Antwort auf den Militärputsch des Faschistengenerals Franco Klöster und Kirchen in Brand steckten, auch die Krypta der Sagrada Familia entweihten und verwüsteten. Dort aufbewahrte Archivunterlagen und Modelle gingen ebenso in Flammen auf wie zahlreiche Bücher und Konstruktionszeichnungen, Skizzen und Pläne. Von all dem blieb nichts als Asche.

1
     
    E in Telefonanruf bedeutet oft eine Überraschung, sei sie angenehmer oder unangenehmer Art. Während Sebastián Munárriz, der sich an Wochenenden nach dem späten Mittagessen gern einer ausgedehnten Siesta hingab, in seinem bequemen Ledersessel eine Folge einer endlosen südamerikanischen Telenovela ansah, drang das schrille Läuten des Telefons in sein Bewusstsein. Anfangs war er nicht sicher, ob es aus dem Fernseher oder von seinem eigenen Telefon kam, dann tastete er nach der Fernbedienung und regelte mechanisch die Lautstärke herunter. Da das Läuten, das ihm grell in die Ohren klang, nicht leiser wurde, schaltete er den Fernseher stumm und erhob sich benommen, um den Hörer abzunehmen. Es war ein altmodischer Apparat aus schwarzem Bakelit, den er als Erinnerung an weniger hektische Zeiten auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Endlich hatten es ihm seine Dienstpflichten ausnahmsweise einmal erlaubt, sich in die Zuflucht seiner Wohnung im Stadtteil Gracia zurückzuziehen, und nun das …
    »Ja …?«, sagte er gedehnt. Er bemühte sich, seiner Stimme einen energischen Klang zu verleihen.
    »Sebas …?«
    Zwar erkannte er die Stimme am anderen Ende der Leitung sofort, zögerte aber, seinen Sinnen zu trauen. Er hätte wirklich nie geglaubt, dass sich Mabel nach so vielen Monaten noch einmal melden würde.
    »Bist du das, Mabel?«, fragte er nervös und überrascht.
    »Ja … Natürlich. Es hat ziemlich lange geläutet, bis du abgenommen hast. Ich hatte schon Sorge, dass du nicht zu Hause bist. Ich hab es auch schon auf deinem Handy probiert, das war aber ausgeschaltet.«
    »Das musst ausgerechnet du mir sagen!«
    »Bitte keine Vorwürfe, Sebas«, bat Mabel. Ihre Stimme klang, als hätte sie einen Kloß im Hals. »Jedenfalls nicht jetzt.«
    »Eigentlich hatte ich von dir eine Entschuldigung erwartet.«
    »Nimm es mir nicht übel, aber ich brauche deine Hilfe.«
    »Du wagst es …?«
    »Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Die Tochter eines guten Freundes von Rafael Vilaró, des Herausgebers von La Vanguardia , hatte einen tödlichen Unfall.«
    »Und was hab ich damit zu tun?«
    »Hilf mir«, flehte Mabel förmlich mit zittriger Stimme. »Ich muss unbedingt wissen, was genau passiert ist …«
    Es wurde still in der Leitung. Munárriz war verwirrt. Monatelang hatte Mabel nichts von sich hören lassen, und jetzt rief sie ihn aus heiterem Himmel heraus an und wollte, dass er ihr half. Sie würde sich nie ändern. Am liebsten hätte er aufgelegt, nahm sich aber zusammen. Ihm war bewusst, dass sein Herz nach wie vor für sie schlug.
    »Jetzt mal ganz ruhig«, sagte er. »Erzähl mir genau, was vorgefallen ist.«
    »Sagt dir der Name Carlos Ayllón was?«, fragte sie.
    »Nein«, gab er zurück. »Müsste er das?«
    »Ihm gehört die Großkellerei Bodegas Ayllón . Sicher hast du schon mal einen Brandy Marqués de Ayllón getrunken.«
    »Ja, ich glaube, den hat es irgendwann in den letzten Jahren bei dir zu Weihnachten gegeben«, erinnerte er sich. »Ein erstklassiger Tropfen.«
    »Die Tochter dieses Carlos Ayllón ist bei einem Unfall umgekommen, und er hat Rafael Vilaró gebeten, dafür zu sorgen, dass jemand der Sache auf den Grund geht.«
    »Wo war das?«
    »In der Sagrada Familia .«
    »In der Sagrada Familia ?«
    »Mehr weiß ich selbst nicht«, erklärte sie. »Versetz dich doch mal in die Lage der Eltern. Begoña war ihre einzige Tochter. Eine junge Frau von dreißig Jahren, die das ganze Leben noch vor sich hatte …«
    »Die Polizei der autonomen Region Katalonien leistet gute Arbeit«, erklärte Munárriz überzeugt. »Als Koordinator zwischen ihr und der Kriminalpolizei auf dem Gebiet des organisierten Verbrechens kann ich dir
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