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Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio

Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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gefährlich.
    Der Herrscher war der Herrscher Vallias, und wer das vergessen haben sollte, hätte es verdient, einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Außerdem war er der Vater meiner Delia. Das war der Umstand, der ihm in meinen Augen Charakter verlieh, einen Charakter, den er in diesem Augenblick bewies.
    Ohne zu zögern trat er hinter dem Bett hervor und stellte sich vor Königin Lust auf, die ihn mit entsetzten Blicken musterte. Meine Hand, die sich um den Rapiergriff gelegt hatte, zuckte unwillkürlich.
    »Königin!« sagte der Herrscher. »Du sagst, du liebst mich, so wie ich dich liebe. Wir haben uns in diesen schlimmen Zeiten gegenseitig Halt gegeben. Willst du mich jetzt erdolchen? Kannst du mich töten? Ich bin hier – schau! Ich hebe die Arme. Stich zu, wenn du kannst!«
    Königin Lushfymi machte einen unsicheren Schritt, einen zweiten. Der Dolch fuhr empor. Ich zog das Rapier und stand auf.
    Mit einem Schrei, in dem haltlose Wut oder hysterischer Triumph zum Ausdruck kam, schleuderte sie den Dolch zu Boden.
    »Nein, mein Herrscher ...« Und die beiden sanken einander in die Arme.
    Plötzlich lag ein seltsamer Duft in der Luft. Königin Lust begann zu schreien. Der Herrscher fuhr herum, ohne sie loszulassen. Wir starrten auf die gegenüberliegende Wand.
    Dort bildete sich in einem gespenstischen Wirbel aus Farben und Schatten eine Gestalt. Geduckt, ein unheildrohender Umriß, Bosheit ausstrahlend, als in zwei tiefen Augenhöhlen plötzlich Lichtreflexe aufzuckten. Die gespenstische Gestalt festigte sich und blieb zugleich durchsichtig, unwirklich, eine Projektion des Geistes.
    »Herr ...?« ächzte die Königin. Sie wäre zu Boden gesunken, wenn der Herrscher sie nicht gehalten hätte.
    Die lupale Projektion Phu-Si-Yantongs flimmerte. Welche Kräfte er aufbieten mußte, um die Sperren zu überwinden, die Khe-Hi-Bjanching errichtet hatte, wußte ich nicht, doch sein lupales Bild war ziemlich undeutlich.
    Ein Arm fuhr empor. Klauenfinger deuteten auf die Königin, die zu schreien begann, als würde sie von glühenden Zangen berührt.
    Das Zauberbildnis verschwand. »Dray!« keuchte der Herrscher.
    Sein Gesicht wirkte grau im Lampenschein, grau und von einem Entsetzen überwältigt, das er kaum zu ertragen vermochte.
    Die Frau sank in seinen Armen zusammen, das weiße Kleid wirkte plötzlich seltsam weit.
    Er drehte sie herum, bis ich ihr Gesicht sehen konnte.
    Königin Lushfymi, eine prachtvolle, königliche Erscheinung, reizvoll und wunderschön, hing haltlos in den Armen des Herrschers. Phu-Si-Yantong hatte sie mit Chivrel gestraft. Ihr weißes Haar hing in trockenen, wirren Strähnen herab, über das schrumpelige Gesicht zogen sich tiefe Falten. Speichel sabberte über ledrige braune Lippen.
    Eine häßliche Greisin war Königin Lust. Sie wimmerte und krallte sich mit Skelettarmen an den Herrscher von Vallia.
    Der Gestank ihres kranken Körpers stieg uns in die Nase.

19
     
     
    Der nächste Tag dämmerte herauf – ein Tag, der das Ende Vondiums bringen mochte, das Ende des Vallianischen Reiches.
    Wir taten alles, was wir für Königin Lushfymi tun konnten. Vor ihrer Zeit gealtert, war sie dem Tode so nahe wie das Vallianische Reich.
    »Mein starker rechter Arm«, sagte der Herrscher entsetzt und stütze den Kopf in die Hände. »Er ist mir abgerissen worden in dem Augenblick, da ich ihn am dringendsten brauchte.«
    Auch mich bekümmerte der Anblick des mächtigen Herrschers, der keinen Ausweg wußte. Eigentlich hatte ich wenig Grund, ihn zu mögen – hatte er mich einst doch zum Tode verurteilt und verbannt, ehe er sich eines Besseren besann, und ich weiß bis heute nicht, ob er mich haßte oder lediglich tolerierte. Bei den Diensten, die ich ihm erwies, ließ er sich nur selten anmerken, ob er sie zu schätzen wußte. Aber das alles war jetzt unwichtig. Vondium brannte.
    Allerdings gab es dabei seltsame Umstände – entstand irgendwo ein Brandherd, der seine dunklen Wolken in den Himmel schickte, so schwanden sie bald wieder und erstarben. Dann wallten an einem anderen Ort neue Rauchwolken auf, gefolgt vom Lärmen von Menschenmengen, woraufhin der Brand dann wieder gelöscht wurde. Chuktar Wang-Nalgre-Bartong hatte die Erklärung.
    »Der Mob brandschatzt und plündert, und andere Gruppen löschen die Brände wieder, um die Stadt zu erhalten. Und da wir die hamalischen Himmelsschiffe nicht zu Gesicht bekommen haben, muß es sich wohl um die hamalische Armee handeln.«
    Darin lag eine gewisse Logik.
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