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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: India Grey
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und wässrig, aber der Alkohol wirkte.
    Gespielt beleidigt lehnte Fliss sich zurück und wippte mit der Fußspitze, doch ihre Augen funkelten erwartungsvoll. „Na ja, du könntest mir zum Beispiel erklären, warum du vierzig Minuten zu spät kommst. Und zwar in Gesellschaft eines umwerfenden Mannes.“
    Um sie auf die Folter zu spannen, trank Anna langsam einen großen Schluck Martini. „Das ist interessant … Du hältst ihn für einen umwerfenden Mann, während er für mich ein rücksichtsloser, steinreicher Bauunternehmer ist.“
    Fliss riss die Augen auf und pfiff bewundernd. „Sprichst du von Angelo Emiliani?“ Aufgeregt ließ sie den Blick über die Terrasse schweifen. „Jetzt begreife ich, wieso die Mädels in unserem Büro ihn den Eisprinzen nennen. Sie prügeln sich fast, um seine Anrufe entgegenzunehmen. Aber er ist ja auch wirklich ein Traummann.“
    >Gelangweilt blickte Anna in die Ferne, wo die Sonne die Meeresoberfläche rot färbte. „Die Gerüchteküche hatte also recht“, überlegte Fliss laut. „Er ist der geheimnisvolle Käufer des Châteaus.“
    „Falsch“, erwiderte Anna scharf. „Er wäre gern der geheimnisvolle Käufer des Châteaus. Die Vertragspapiere sind noch nicht unterschrieben.“
    Fliss warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Aber sie werden doch hoffentlich unterschrieben? Sobald er sein Angebot vorgelegt hat, meine ich. Schließlich brauchen dein Vater und du das Geld doch dringend, oder etwa nicht?“
    Wütend stieß Anna das Cocktailspießchen in die Olive. „Natürlich. Aber ich will nicht, dass Belle-Eden an jemanden geht, der es zerstückelt. Und es womöglich in ein grauenhaftes modernes Gebäude verwandelt.“
    Fliss blickte sie fest an. „Und dein Vater? Was sagt er dazu?“
    „Warum sollte es ihn interessieren? Seit Jahren ist er nicht mehr dort gewesen. Ihm wäre es egal, wenn man es rosarot anstreichen lassen und in ein Bordell verwandeln würde. Aber glücklicherweise gehört das Schloss nach französischem Erbrecht zur Hälfte mir. Somit kann es nicht verkauft werden, solange ich die Papiere nicht unterzeichne.“
    „Richtig“, bestätigte Fliss entschieden. „Wenn du willst, komme ich mit. Da kannst du mich gleich mit dem sagenhaften Angelo Emiliani bekannt machen.“
    Die Vorstellung ließ Anna erblassen. Angelo Emiliani meinte ja, Felicity Hanson-Brooks bereits zu kennen. Jetzt war aber nicht der richtige Augenblick für Geständnisse. Schon gar nicht, da Fliss’ Gesichtsausdruck so erschreckend begeistert wirkte.
    „Du unterzeichnest die Papiere doch, nicht wahr?“
    Anna blickte über die überfüllte Terrasse. Die untergehende Sonne ließ die gebräunten Gesichter der Menschen noch schöner erscheinen. Das Stimmengewirr angeregter Gespräche wurde von leisen Bassrhythmen untermalt. Sie drangen von den gerade beginnenden Partys herüber. Die Musik verstärkte Annas unruhige, aufgekratzte Stimmung.
    „Irgendwann vermutlich. Ich und GreenPlanet wollen erst mal feststellen, was Angelo Emiliani mit dem Château vorhat. Gavin von GreenPlanet hat gehört, Signor Emiliani hätte Verbindung zu einer Arzneimittelfirma. Anscheinend will er den größten Teil des Fichtenwaldes abholzen lassen, um dort einen Landeplatz zu bauen. Das macht uns natürlich Sorgen. Wenn das nämlich zutrifft …“
    Fliss schüttelte den Kopf. „Du wirst ihn nicht aufhalten, Anna. Der Mann ist dafür bekannt, dass er seinen Kopf immer durchsetzt. Er ist ein echter Macher. Und was er anfasst, wird super! Er wird aus Belle-Eden ein Schmuckstück machen.“
    Annas empörter Blick sagte ihrer Freundin, dass sie etwas Falsches gesagt hatte.
    „Super ist Belle-Eden jetzt!“, fuhr sie Fliss an. „Er kann das Château nur zerstören. Und die Umgebung. Und all die Bäume ….“
    Mitfühlend sah Fliss sie an. „Ach Anna, darum geht es dir doch letztlich gar nicht. Ich weiß, es hat dich hart getroffen, als du das Ballett aufgeben musstest. Es war dein Leben. Der Verlust hat bei dir eine schmerzliche Leere hinterlassen, die du verständlicherweise mit etwas anderem ausfüllen willst.
    Aber muss es unbedingt dieser Unsinn mit dem Umweltschutz sein? Ist dir das wichtig genug, um dich deswegen mit jemandem wie Angelo Emiliani anzulegen?“
    Anna stützte die Ellenbogen auf den Tisch und schlug die Hände vors Gesicht. Auf einmal fühlte sie sich schrecklich müde. Im Geist sah sie Angelo Emiliani am Zimmerfenster ihrer Großmutter stehen. Groß, breitschultrig und seiner Macht sicher.
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