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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman
Autoren: Karl Schroeder
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gerichtet, ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Komm nur näher, Venera«, rief Margit. Sie hielt eine Pistole in der Hand, hatte den Ellbogen in die Hüfte gestemmt und zielte lässig nach oben. »Nur nicht so schüchtern.«
    Venera fluchte leise. Margit hatte es geschafft, alle ihre Freunde in ihre Gewalt zu bringen - nein, nicht alle. Wo war Eilen? Sie warf einen Blick über das Dach, konnte sie aber zwischen den anderen soeben befreiten Lirisianern nicht finden. Vielleicht war sie unten und bekämpfte das Feuer; vermutlich war das die Erklärung …
    Eine Gestalt, die zusammengesunken auf dem Boden lag, zog ihren Blick wie magisch an. Im Tod war Eilen schwer zu erkennen; ihre Kleider waren nur noch verschiedene Tücher über einem Körper, dessen Stellung nichts Menschliches hatte. Die Augen blickten starr
nach oben, das Gesicht unter der Einschusswunde in der Stirn war ohne jeden Ausdruck.
    »O nein …« Venera lief zu ihr und kniete nieder. Sie streckte die Hand aus, zögerte, dann schaute sie zu Margit hinauf.
    Schwarz wogte der Rauch hinter der ehemaligen Botanikerin von Liris. Sie lächelte triumphierend. »Ich hatte immer schon nach einem Vorwand dafür gesucht«, sagte sie. »Und ich hätte nur zu gern auch einen Vorwand, um mit denen hier ebenso zu verfahren.« Sie wies mit der Pistole hinter sich auf die Gefangenen. »Aber der Wunsch wird wohl nicht in Erfüllung gehen. Weil du mir nämlich …« Sie schien den Faden verloren zu haben und starrte ins Leere. Dann fuhr sie zusammen, ihr Blick richtete sich wieder auf Venera, und sie schloss: »Den Schlüssel zu Candesce geben wirst.«
    Venera warf einen Blick über die Schulter. Von den Offizieren, die von dem Schlüssel wussten, war keiner da. Auch Guinevera oder Pamela Anseratte nicht. Niemand konnte sie daran hindern, einen solchen Handel abzuschließen.
    Margit stieß ein heiseres Lachen aus. »Ist das deine Lösung?«, fragte sie überrascht. »Du wolltest ein Geschäft machen?« Jacoby Sarto kam in Sicht, er blieb wenige Schritte hinter Venera stehen. Margit grinste ihn mit unverhohlener Verachtung an.
    »Dieses Ding in Menschengestalt mag einmal von Nutzen gewesen sein, aber das ist vorbei. Der Letzte von diesen Dummköpfen ist mehr wert als er.« Sie riss die Pistole nach oben und feuerte; sofort wurden auf dem Dach Hunderte von Waffen gehoben und entsichert, Männer reckten und streckten sich. Veneras Herz
klopfte zum Zerspringen; sie hob eine Hand und ließ sie langsam wieder sinken. Dankbar sah sie, wie die Ratssoldaten dem Zeichen folgten und sich ein wenig entspannten.
    Sie wagte einen Blick hinter sich. Jacoby Sarto starrte durch ein Loch im Dach, genau zwischen seinen Füßen. In seinem Gesicht schwelte der Zorn, aber er ließ die Schultern hängen wie ein Besiegter. Er wusste, dass ihm nichts geblieben war.
    »Deine Entscheidung ist klar, du Möchtegern-Königin von Candesce«, rief Margit über das Knattern des Windes hinweg. »Wenn du uns entkommst, kannst du deine Trophäe behalten und womöglich sogar noch einmal einsetzen. Vielleicht folgen dir diese Soldaten bis zur Ersten Sonne, ich persönlich zweifle allerdings daran. Aber nur zu: du brauchst nur den Befehl zu geben, und sie werden feuern. Dann bin ich tot - und deine Freunde auch. Aber du kannst mit deinem Schatz abziehen.
    Oder«, fuhr sie genüsslich fort, »du händigst ihn mir jetzt aus. Dann lasse ich deine Freunde gehen - nun ja, sagen wir, bis auf einen. Ich brauche doch eine gewisse Garantie dafür, dass du uns nicht auf dem Weg zum Hafen erschießen lässt. Aber ich verspreche dir, ich lasse auch den Letzten laufen, wenn wir dort ankommen. Und Sacrus hält seine Versprechen.«
    Venera spielte auf Zeit. »Und wer soll den Schlüssel benützen, wenn du Candesce erreichst? Du bestimmt nicht.«
    Margit zuckte die Achseln. »Sie sind weise, die mich schufen und mich heilten, nachdem du …« Ihre Stirn legte sich in Falten, als suche sie sich an etwas zu erinnern. »Du … Die mich schufen … Ja, sie meine ich, nicht
den dort und seine früheren Kumpane.« Sie deutete mit einem Nicken zu Sarto hin. »Nein, Sacrus erlebte einen … Regierungswechsel … vor einigen Wochen. Jetzt sind Persönlichkeiten am Ruder, die sehr viel besser begreifen, wofür der Schlüssel steht, und mit wem wir über seinen Einsatz verhandeln können. Sie begnügen sich nicht damit, die Prinzipalitäten mit einer Machtdemonstration von der Ersten Sonne einzuschüchtern, ihre Leistung ist sehr viel
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