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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman
Autoren: Karl Schroeder
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nicht!«
     
    Garth konnte alles sehen. Man hatte ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt und ihn neben den Leichnam des Mannes gestellt, der mit ihm aufs Dach gekommen war. Von hinten hörte er, wie Sacrus’ Truppen die unteren Stockwerke von Liris räumten. Unter Führung
von Margit, die Minuten zuvor wie eine Wilde die Leiter heraufgestürmt war, wurden Gefangene auf das Dach geführt. Garth hatte sich abgewandt, als seine Tochter hinter ihr das Dach betreten hatte.
    Als er sich nun umdrehte und sah, was sich im Schatten des Gebäudes abspielte, konnte er bei aller Tragik ein Lächeln nicht unterdrücken.
    Ein Dutzend Pferde, jedes mit mindestens drei Metern Schulterhöhe, trabten elegant, aber rasch durch das Niemandsland. Die dichten Dornenbüsche und die eingestürzten Mauern waren für sie kein Hindernis. Jedes Tier trug zwei Reiter, nur das vorderste nicht. Auf ihm ritt Venera Fanning, und sie hielt ein Gewehr hoch über dem Kopf. Garth sah, dass sie den Mund weit geöffnet hatte - Mutter Virgas, stieß sie gar irgendeinen fremdländischen Kampfschrei aus? Garth musste lachen.
    »Du da, was ist so komisch?« Ein Soldat gab ihm eine Ohrfeige. Garth sah ihn an und nickte zu Venera hin.
    »Das«, sagte er.
    Nachdem der Mann eine Weile geflucht hatte, rannte er los und rief laut nach Margit. Garth wandte sich wieder den Reitern zu.
    Sacrus hatte Liris mit einer vergleichsweise kleinen Truppe eingenommen und war nun auf der Spyre-Seite des Gebäudes nur noch schwach vertreten. Die große Masse der Ratsarmee schwenkte in diese Richtung ein und drängte die wenigen Verteidiger auf den Barrikaden zurück. Sie würde die Belagerungsleitern auf dieser Seite im Handumdrehen erobert haben. Sacrus dürfte das eigentlich nichts ausmachen; seine Soldaten hielten das Dach besetzt und konnten auf der anderen
Seite des Gebäudes Leitern, Seile und Plattformen ablassen, um ihren eigenen Leuten von dort zu Hilfe zu kommen. Nachdem die Bodentruppen jetzt wussten, wohin die Ratsarmee unterwegs war, hatten sie angefangen, vom Rand der Welt dorthin zurückzulaufen. Das schien gefahrlos möglich, weil sie unterhalb des Niemandslandes eine große Streitmacht postiert hatten, die jeden Zugang vom Lokschuppen her blockieren konnte.
    Aber Veneras Kavallerie hatte das Niemandsland soeben überquert und erreichte nun den gerodeten Streifen vor dem Gebäude. Ohne Zögern wandte sie sich nach rechts, und alle galoppierten von hinten an die Sacrus-Linien heran. Gleichzeitig stürmten die Ratstruppen vom Lokschuppen frontal auf sie zu.
    Hysterisches Lachen gellte durch die Luft. Garth drehte sich um und sah Margit auf der Mauer hocken. Sie starrte mit irrem Blick auf die Pferde hinab. »Jetzt habe ich schon am hellen Tag Erscheinungen«, sagte sie und lachte wieder. »Das ist ein wahrhaft seltsamer Traum. Wesen mit vier Beinen … größer als ein Mensch …«
    Selene wollte nach Margits Arm greifen, aber die ehemalige Botanikerin schlug ihre Hand beiseite. Selene trat zurück, tiefe Zweifel spiegelten sich in ihrem Gesicht. Sie sah sich um - und begegnete Garths Blick. Er runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf.
    Sie wandte sich verärgert ab.
    Die zwölf Pferde stiegen über eine Barrikade, während ihre Reiter auf die Männer dahinter schossen. Garth stellte fest, dass die Pferde gepanzert waren, glaubte aber nicht, dass sie dadurch bei direktem Feuer
allzu gut geschützt wären. Aber Sacrus’ Männer schossen nicht. Der Anblick verblüffte sie zu sehr. Die Tiere, gewaltige Muskelmassen auf unglaublich langen Beinen, behängt mit Blechschilden, die ihre riesigen Augen und die breiten Zähne zur Hälfte verdeckten, überragten sie turmhoch. Sie waren über das Hindernis hinweg und wendeten, bevor sich die Verteidiger organisieren konnten. Und schon wurden sie von Kugeln und schlagenden Hufen getroffen und fielen bis zum letzten Mann.
    Margit sah tatenlos zu, wie die Befehlshaber unter ihr schrien und winkten. Die anderen Männer auf dem Dach starrten entsetzt auf das Fiasko, das sich vor ihnen entfaltete, und wandten sich dann an Margit. Endlose Sekunden vergingen.
    Inzwischen hatten die Pferde einen Punkt in der Mitte zwischen der eingeschlossenen Führung des Rates und der Sacrus-Streitmacht unterhalb des Niemandslandes erreicht. Hier teilten sie sich in zwei Sechsertrupps. Venera und ihre Gruppe sprengten mit donnernden Hufen auf die Soldaten zu, die Guinevera und das lirisianische Heer einschlossen.
    Selene sprang neben
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