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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman
Autoren: Karl Schroeder
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Margit auf die Mauer, starrte kurz in die Tiefe, fuhr mit einem Fluch herum und rief: »Schießt! Schießt doch, ihr Idioten! Sie werden gleich …«
    Margit schien aus ihrer Trance zu erwachen. Sie stieg gravitätisch von der Mauer und musterte stirnrunzelnd eine Reihe von Gefangenen, die man auf das Dach geführt hatte. Dann lockerte sie die Pistole in ihrem Gürtel und schlenderte zu ihnen hinüber.
    »Wo ist Venera Fanning?«, rief sie.

    Garth krampfte sich der Magen zusammen. Margit ging die Reihe auf und ab, blieb vor Moss stehen, grinste Samson Odess höhnisch zu und hielt schließlich vor Eilen an.
    »Du warst ihre Freundin«, sagte sie. »Du musst wissen, wo sie ist.« Sie hob die Pistole und zielte damit zwischen Eilens Augen.
    Garth wollte zu ihr laufen, aber ein Soldat trat ihm die Beine weg, und nur die geringe Schwerkraft bewahrte ihn davor, sich beim Sturz die Nase zu brechen. »Sie ist da unten!«, brüllte Garth. »Sie reitet auf einem Pferd! Sie haben sie gerade noch beobachtet.«
    Margit sah sich um. Ihr Blick fiel auf Garth, der bäuchlings auf dem Pflaster lag.
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte sie lächelnd. »Diese Wesen waren doch nicht echt .«
    Damit schoss sie Eilen in den Kopf.
    Veneras Freundin sackte zusammen und blieb mit schlaffen Gliedern liegen. Die anderen Gefangenen schrien vor Angst. »Wo ist sie!«, kreischte Margit und schwenkte die Pistole. Jetzt, viel zu spät, lief Selene zu ihr. Die junge Frau legte die Hand auf Margits Arm, flüsterte ihr etwas ins Ohr und zog sie von den Gefangenen weg.
    Im Vorbeigehen warf Selene einen Blick zu Garth hinüber. Jetzt war es an ihm, die Augen niederzuschlagen.
    Danach wurde viel herumgerannt und geschrien, aber wenig geschossen, vermutlich fürchteten die Männer auf dem Dach, die eigenen Leute zu treffen. Garth kümmerte es nicht. Er lag auf dem Bauch, presste die Wange gegen den kalten Stein und weinte.

    Jemand zog ihn zum Stehen hoch. Nur undeutlich hörte er ein gewaltiges Dröhnen von jenseits der Dachkante. Jetzt eröffneten die Männer auf dem Dach doch das Feuer - dabei fluchten sie und sahen einander hilflos an.
    Garth wusste genau, was geschehen war. Venera hatte die Linie durchbrochen, die Guineveras Männer einschloss. Nun strömten die belagerten Soldaten durch die Bresche und griffen die sacranischen Streitkräfte unterhalb des Niemandslands an. Diese Gruppe war nun ihrerseits isoliert und umzingelt.
    Es hätte ihn nicht überrascht, wenn Venera selbst weitergeritten wäre, vielleicht um das Gebäude zu umrunden und sich dem Hauptteil der Ratsarmee anzuschließen. Wenn ihr das gelänge, wäre keine der Leitern und Fahrstuhlplattformen zu diesem Dach für Sacrus noch sicher.
    »Komm mit.« Garth wurde auf die Beine gestellt und zur Dachmitte geschoben. Erst als er husten musste, bemerkte er den schwarzen Rauch, der vom Innenhof heraufquoll. Die Gefangenen heulten und schrien.
    Margits Soldaten hatten die Kirschbäume in Brand gesteckt.
    »Auf die Plattform mit dir, oder ich erschieße dich.« Garth blinzelte und sah neben sich den Fahrstuhl an Liris’ Kabel. Margit und Selene standen bereits auf der Plattform, zusammen mit einer Schar von Soldaten und mehreren Liris-Gefangenen, darunter Moss und Odess.
    Er kletterte hinauf.
    Margits Lächeln triefte vor Selbstsicherheit. »Hier«, sagte sie zu niemand Bestimmtem, »werden wir sie schlagen.«

    Venera schaute vom Rücken ihres Pferdes auf Guinevera hinab. Der hatte sein blutiges Schwert halb erhoben und starrte sie an. »Sie hätten besser geschwiegen, Principe«, rief sie hinunter. »Selbst wenn ich zuvor nicht Buridan war, jetzt bin ich es.«
    Er widersprach nicht, sondern neigte nur leicht den Kopf. »Wir danken Ihnen, Fanning«, sagte er.
    Endlich ließ Venera ihrem Triumph und ihrer Erleichterung freien Lauf und sank ein wenig vornüber. Vor ihrem inneren Auge zogen einzelne Bilder aus den vergangenen Minuten vorüber; wer hätte gedacht, dass ein galoppierendes Pferd Spyres Hülle in Schwingungen versetzen könnte?
    Von der anderen Seite des Gebäudes waren vereinzelte Schüsse zu hören, aber Sacrus’ Armee zog sich auf breiter Front zurück. Die Truppen unterhalb des Niemandslands hatten kapituliert. Kämpfen wollte ohnehin niemand mehr; sacranische und Ratssoldaten standen nebeneinander und wechselten besorgte Blicke, als wieder eine langsame Welle durch den Untergrund ging. Ratssoldaten erklommen nun die Mauern von Liris, aber von oben war kein Laut zu
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