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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
Autoren: Karl May
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er dem Mischling dort zugedacht hatte.«
    »Das is freilich wahr, daß der große Freede haben würde,« stimmte der Hobble Frank bei, die Gelegenheit ergreifend, das Gespräch mit seinem Senf zu würzen. »Ich schtimme zwar eegentlich nich für die Prügelschtrafe, denn erschtens berührt sie denjenigen, der een sanftes Gemüt besitzt, nich angenehm, und zweetens verletzt sie nich nur die Schtelle, off welche sie offgetragen und zentralisiert wird, sondern sie tötet ooch das Ehrgefühl derjenigen Persönlichkeeten, die gar keen Ehrgefühl mehr besitzen und schtört die Säfte des Körpers und des Geistes aus ihrer tiefsten Bedürfnislosigkeit und Ruhe auf. Aber es gibt gewisse Subjektivitäten, die ohne Prügel nicht gut leben können, und wenn bei eenem Menschen, wie grade bei den Indianern, die Haut schon von Natur eene angenehme rote Farbe hat, so kann es nach meiner Ueberzeugung gar nischt schaden, wenn sie nach eenigen Dutzend Hieben noch een bißchen röter wird. Also ich schtimme eegentlich nich dafür, aber ich reiße mir ooch den Kopp nich runter, wenn sie mal in Anwendung kommen; nur darf’s bei mir nich selber sein, denn was dem eenen recht is, das kann sich der andre ooch ganz billig koofen, und es gibt grade bei der Prügelschtrafe Oogenblicke, wo mir selbst das Teuerste zu billig und das Billigste zu teuer ist; quod erat Dämon schtratus! «
    Der lange Hum kannte den Kleinen und seine Eigentümlichkeiten noch nicht; er hielt es darum für angezeigt, den kuriosen Fehler des Hobble zu verbessern und sagte also:
    »Verzeiht, Mr. Frank! Es heißt nicht Dämon stratus, sondern demonstrandum. «
    Da blitzte ihn der Moritzburger mit zornigen Augen an und antwortete mit fauchender Stimme:
    »So? So? I, was Sie da nich sagen! Heernse, mein Gutester, wissen Sie vielleicht, wie ich heeße?«
    »Ja. Sie haben es mir doch gesagt. Ihr Name ist Franke.«
    »Franke? Bloß Franke? Nur Franke? Da muß ich Ihnen doch den Schtaar mal schtechen! Ich bin nämlich geboren und getooft als Heliogabalus Morpheus Edeward Franke, Prairiejäger aus Moritzburg. Verschtanden? Wer so eenen ambulanten Namen trägt, dem ist natürlich die ganze lateinische Kalligraphie geläufig, und wem es einfallen sollte, dies zu bezweifeln, der verdient gradezu offgehängt zu werden. Darum wäre es noch viel besser für Sie gewesen, wenn Sie Ihr demonschtrandum für sich behalten hätten, denn Sie sind damit in eene ganz unschterbliche Blamage hineingeraten. Ich wiederhole noch eenmal, wer so eenen großartigen Namen trägt, wie der meinige is, der is gegen jeden Hefenpilz geschwefelt. Nun sagen Sie mir doch eenmal den Ihrigen!«
    »Ich heiße Hum.«
    »Hum? Hum! Das is ja gar keen Name. Sie müssen doch anders heeßen!«
    »Allerdings.«
    »Na, wie denn da?«
    »Ich spreche nicht gern von meinem Namen.«
    »Warum?«
    »Weil er, offen gestanden, mein Schönheitsgefühl beleidigt.«
    »Ach, sehen Sie doch mal an! Da also schtecken die Borschdorfer Aepfel im Gänsebraten! Sie haben eenen Namen, der das Schönheitsgefühl assimiliert! Und da wagen Sie es, eenen Heliogabalus Morpheus Edeward verbessern zu wollen? Ich bin wahrhaftig im Schtande und gebe Ihnen Ihr ganzes Schulgeld zurück! Ihr Name scheint ja noch viel schrecklicher zu klingen als die Schtandesamtsnotiz von David Makkabäus Timpe!«
    Beim Klange dieses Namens horchte der lange Hum auf und fragte rasch:
    »Timpe? Wie kommen Sie zu diesem Namen?«
    »Ich? Ich komme gar nich dazu; er is nich der meine. Ich wollte mich ooch bedanken! Wenn ich Timpe hieße, so schpräng ich da ins Meer, wo das Wasser am dicksten is!«
    »Aber Sie haben vielleicht jemand gekannt, der Timpe hieß?«
    »Ja; ich habe allerdings zwee solche bedauernswerte Personen gekannt; ich kenne sie sogar noch.«
    »Drüben in Ihrem Vaterlande?«
    »Nee. Durch den Namen Timpe wäre mir ja das ganze deutsche Vaterland verleidet und kalfatert worden. Nee, hier in Amerika habe ich sie kennen gelernt.«
    »Wo?«
    »In Rocky-ground.«
    »Wohnen sie etwa dort?«
    »Nee, sie wohnen jetzt hier am Estrecho de Cuarzo, und wenn Sie sie sehen wollen, so is es gar nich notwendig, daß Sie Ihr Fernrohr aus der Säbelscheide ziehen, wenn Sie nämlich eens haben sollten. Sie brauchen sich nur die beeden Jünglinge anzusehen, da den kastanienbraunen Has und dort den semmelblonden Kas; die sind schon seit langer Zeit ganz hoffnungslos mit dem unheilvollen Namen Timpe behaftet.«
    »Wirklich? Sie, Sie heißen Timpe?« fragte Hum, indem er sich
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