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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
Autoren: Karl May
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blickend, sah ich Euch in Unterhandlung mit dem Häuptlinge und bemerkte auch einen Felsenvorsprung, den ich benutzen konnte, zu Euch herabzukommen. Wir banden drei Lassos zu sammen, welche bis zu diesem Vorsprunge reichten. Eben als ich hinabgelassen werden sollte, kamen drei Komantschen, welche sich grade da aufstellen wollten, wo wir standen. Ein Ruf von ihnen hätte uns verraten; ich töte höchst ungern einen Menschen; hier aber gab es keine Wahl; die Burschen bekamen meine Faust und stürzten da zu Euch herab; dann folgte ich an den Lassos bis zu dem Vorsprunge nach, wo ich die Riemen wieder befestigen und mich vollends herablassen konnte. So bin ich zu Euch gekommen. Ihr seid gerettet, denn meine Gefährten stehen draußen hinter und vor den Komantschen; sie befinden sich im Dunkeln, während die Roten vom Feuer beschienen sind. Ich brauche nur das verabredete Zeichen zu geben, so krachen ihre Schüsse. Ach, seht, der Häuptling regt sich! Er wird gleich wieder zu sich kommen, und dann werden wir hören, wie er über seine gegenwärtige Lage denkt.«
    Der Häuptling wachte auf und wurde von Old Shatterhand ins Verhör genommen. Er gestand nicht zu, den Weißen nach dem Leben getrachtet zu haben, und da ihm nichts bewiesen werden konnte, durfte er auch nicht am Leben gestraft werden. Als er hörte, daß Winnetou mit noch fünf Mann, denn Hum war auch dabei, bereit zum Angriffe draußen stand, bekam er Angst und versprach, mit seinen Komantschen augenblicklich fortzuziehen, wenn man nicht auf sie schießen wolle. Dies wurde zugestanden. Majestät aber hatte sich vorgenommen, ihm einen Denkzettel mitzugeben, und war der Meinung, daß auch der verräterische Mestize einen verdient habe. Der Häuptling wurde also angewiesen, seinen Enkel zu rufen, angeblich damit dieser als Zeuge an dem Abschlusse des Uebereinkommens Teil nehme. Er ahnte den eigentlichen Grund nicht und rief den Mestizen, der auch wirklich so schamlos war, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Er wurde sofort gefesselt wie Tokvi-Kava, und dann bekamen beide das ihnen zudiktierte Andenken, welches in soviel Hieben bestand, daß sie dann, als sie losgelassen wurden, mit nur sehr langsamen Schritten zu ihren Komantschen zurückkehren konnten. Wenn man bedenkt, wie fürchterlich es für einen roten Krieger ist, geprügelt zu werden, so kann man sich denken, mit was für glühenden Rachegedanken sie sich aus dem Estrecho entfernten. Schon kurze Zeit später überzeugten sich die Weißen, daß die Indianer in einer langgezogenen Einzellinie sich von dannen machten.
    Nun schürten die ersteren das von den letzteren angezündete Feuer fort, an dem sie sich niedersetzten, um das Ereignis dieses Tages gründlich durchzusprechen. Als Majestät dabei die Bonanza of Hoaka erwähnte, fragte ihn Old Shatterhand:
    »So war es also nicht auf den Estrecho, sondern auf diese Bonanza abgesehen?«
    » Yes, Sir. Die Bonanza sollte eben hier in dem Estrecho zu finden sein.«
    »So!« lächelte der Jäger. »Kennt Ihr die Bedeutung dieses Namens?«
    »Nein. Es gibt überhaupt keinen Menschen, der das weiß.«
    »Es gibt doch welche. Winnetou weiß es, und auch ich kann es Euch sagen.«
    »So wißt Ihr etwa gar, wo die Bonanza liegt?« fragte er schnell und eifrig.
    »Ja.«
    »So sagt rasch, wo, wo?«
    »Sehr gern! Hoaka ist ein Wort aus der Acomasprache und bedeutet soviel wie Himmel. Bonanza of Hoaka heißt also Bonanza des Himmels. Während die golddurstigen Bleichgesichter hier überall herumstöberten, um das gleißende Metall zu finden, und dabei meist zu Grunde gingen, predigten die alten Padres von den wahren Schätzen, die nur im Himmel zu suchen sind. Dadurch hat sich der Ausdruck Bonanza of Hoaka herausgebildet; er lebt in der Sage; er spukt in den Köpfen der Diggers und Gambusinos, und er hat sogar, wie ich höre, Besitz von Euren Köpfen ergriffen, Mesch’schurs.«
    »So, also so ist die Sache!« meinte Majestät höchst enttäuscht. »Also einer Illusion, einer alten Sage wegen haben wir uns dem Martertode nahe gebracht! Da wollte ich doch, wir hätten diesen beiden Schurken, die sich das zu nutze gemacht haben, jedem fünfzig mehr aufgezählt, als sie vorhin erhalten haben!«
    »Tröstet Euch! Sie haben genug bekommen und werden es lange fühlen und gewiß niemals vergessen. Niemand würde sich so freuen wie Mister Swan, der Engineer von Rocky-ground, wenn er hörte, daß der Mestize und sogar auch der Häuptling die Strafe wohlgezählt erhalten haben, die
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