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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
Autoren: Berte Bratt
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Aber Anja war nicht allein. Sie war mit einer anderen Dame zusammen, die Katrin nicht kannte. Ihr Blick streifte das Gesicht der Fremden und blieb daran hängen. Dies Gesicht gefiel ihr. Aus diesem Augenpaar leuchtete etwas - eine strahlende Güte, eine sichere Freude.
    „Guten Morgen. Wie nett, daß ihr gerade alle drei beisammen seid“, sagte Anja. „Denkt nur, ich habe Besuch bekommen - einen ganz unerwarteten Besuch meiner Lieblingskusine. Beate, dies ist also Andreas, Rössler mit Nachnamen - dies ist Paul und das ist meine Schwägerin Katrin. Und dies ist Frau Rywig. Ich habe sie herumgekriegt, daß sie den Samstag über hierbleibt, damit sie mit uns zusammen Verlobung feiern kann.“
    Frau Rywig reichte allen lächelnd die Hand.
    „Ja, Anja ist schrecklich“, sagte sie. „Hier bestürmt sie eine Hausfrau und Mutter, Mann und Kinder tagelang im Stich zu lassen, nur weil ihr Verlobung feiert. Ich freue mich aber, Sie kennenzulernen, Herr Rössler - oder darf ich nicht gleich Andreas sagen? Und Fräulein Rössler - ach was, Katrin, nicht wahr? Sie sind noch so jung.“
    „Aber ja“, sagte Katrin. Ihre Hand lag in der von Frau Rywig, und abermals suchten ihre Augen dieses gute, fröhliche, helle Antlitz.
    „Ja, die Pflicht ruft“, sagte Anja. „Katrin, würdest du bitte meiner Kusine sagen, wie man zu Modahl & Bang kommt?“
    „Dort will ich selber hin“, sagte Katrin. „Frau Rywig kann mit mir fahren.“
    „Das nenne ich Dusel“, lachte Anja. „Katrin fährt wie ein Engel, Beate. Also dann - auf Wiedersehen.“ Anja und Andreas verschwanden in der Bank und Paul um die Ecke, wo sein Büro lag. Die beiden blieben allein zurück.
    „Bitte, steigen Sie ein“, sagte Katrin. Sie fühlte sich unsicher und verlegen, sie hatte so wenig Erfahrung im Umgang mit erwachsenen fremden Menschen. Aber sie wollte Frau Rywig gern fahren, wollte gern in ihrer Nähe sein.
    „Halte ich Sie wirklich nicht auf?“ fragte Frau Rywig.
    „Ganz und gar nicht. Ich wollte ja selber dorthin, wie ich schon sagte.“
    „Haben die eine gute Teenager-Abteilung?“
    „Ja. Dort will ich auch etwas besorgen.“
    „Das ist fein. Haben Sie Lust, mir beim Aussuchen zu helfen? Ich will etwas für eine Sechzehnjährige kaufen. Ich habe meiner Tochter hoch und heilig versprochen -.“
    Katrin warf einen raschen Blick auf Frau Rywig. „Tochter? Sie können doch unmöglich eine Tochter von sechzehn haben?“
    „Eine? Ich habe zwei. Und einen Sohn von achtzehn.“ Frau Rywig belustigte sich über Katrins verblüfftes Gesicht. „Nun ja, ich muß das wohl näher erklären, damit Sie nicht denken, ich hätte mein erstes Kind bekommen, als ich zehn war. Ich bin allerdings nur die Stiefmutter dieser Kinder - plus einem kleinen Jungen von zehn. Selbst habe ich einen Dreikäsehoch von drei Jahren. Die vier Großen haben ihre Mutter vor vielen Jahren verloren, und in den letzten vier Jahren habe ich versucht, ihnen die Mutter zu ersetzen.“
    „Das können Sie sicher blendend“, sagte Katrin. Sie fuhr rückwärts aus dem Parkplatz hinaus und unterhielt sich weiter, ohne die Augen von der Straße und vom Verkehr zu wenden.
    „Ach ja, ich denke. Wir leben jedenfalls nett und fröhlich zusammen.“
    „So war es bei uns zu Hause auch“, sagte Katrin leise. „Meine Mutter war die Stiefmutter meiner drei anderen Geschwister, Andreas und Paul und Lena. Und sie hingen sehr an ihr. Aber dann -dann starb sie plötzlich. Ich war damals zwölf“, fügte sie hinzu.
    „Ja, mein Kind“, sagte Frau Rywig. „Das ist hart. Aber Ihre Brüder sind sicher famos zu Ihnen.“
    „Das sind sie wirklich“, sagte Katrin mit Überzeugung. Sie wollte eben noch mehr sagen, besann sich aber und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Fahren. „Hier ist es“, sagte sie kurz darauf und hielt vor dem großen Geschäft von Modahl 8c Bang.
    „Wie steht es, kommen Sie mit? Haben Sie Zeit? und vor allem Lust?“
    „Große Lust sogar.“
    „Sie müssen nämlich wissen“, sagte Frau Rywig, als sie im Aufzug zur Teenager-Abteilung standen, „ich habe gerade das eine von den Mädchen nach England gebracht, wo sie ein Jahr bleiben soll. Und die andere soll ein Geschenk als Trost haben, und nun hat sie das Eisen geschmiedet, solange es heiß war und mein Herz weich und hat sich ein Kleid gewünscht, das sie in keiner Weise nötig hat. Ich hätte ihr Traumkleid ja in England kaufen können, aber erstens hatte ich nur wenig Zeit, und zweitens bin ich im
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