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Runterschalten

Runterschalten

Titel: Runterschalten
Autoren: Wiebke Sponagel
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er runtergeschaltet hat, ist er Arbeitsvermittler bei einer gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit im Rhein-Main-Gebiet.
Woran haben Sie bemerkt, dass es Zeit wird für eine berufliche Kursänderung?
    Je weiter ich kam, desto mehr stieg der Konkurrenzdruck – jüngere, also „kostengünstigere“ Konkurrenten schoben sichtbar nach, und somit hatte ich auch mehr Leistungsdruck. Aber das war es nicht allein. Ich wurde auch älter und merkte, dass die Arbeit mit Produkten und angestrebten Umsatzsteigerungen nicht mehr meins ist. Da war es aus heutiger Sicht sehr hilfreich, dass der letzte Arbeitgeber rationalisierte, wovon viele Arbeitsplätze, auch meiner, betroffen waren. Ich wurde also auch von außen zu dieser Kursänderung veranlasst.
Wie lange ist diese Kursänderung jetzt her und wie lange hat die Umsetzung gedauert?
    Die Umbruchphase dauerte ein Jahr, danach kam die aktive Suche nach einem adäquaten Arbeitsumfeld, das ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeitsbelastung und Freizeit bietet. Ein wichtiger Faktor war auch, dass ich keine Reisetätigkeit mehr wollte.
Welche Schritte waren von der Idee bis zur Umsetzung notwendig?
    Wichtig war für mich die Orientierungsphase im Herbst 2003, in der es zunächst auch darum ging, die Trennung vom bisherigen Arbeitgeber zu verarbeiten. Dann kam in der Beratung die Bestandsaufnahme, also Fragen wie „Wer bin ich, Was mache ich, Was will ich in Zukunft machen? Was sind meine Stärken/Schwächen? Was ist mir besonders wichtig?“
    Währenddessen bekam ich über einen früheren Kontakt ein Stellenangebot aus meiner angestammten Branche. Ich war skeptisch, aber ich nahm es an, aus heutiger Sicht viel zu schnell. Ich merkte bald, dass ich so meine neuen Ziele nicht umsetzen wollte. Ich stieg also endgültig aus der PR- und Marketingbranche aus.
    Anfangs war ich enorm enttäuscht von der Erkenntnis, dass Leistung allein nicht ausreicht, um erfolgreich im Arbeitsprozess zu bestehen. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich strample und strample und komme keinen Schritt vorwärts. Im Gegenteil, es kamen ja Signale, die sagten, es gibt andere, die sind 30 Prozent billiger und machen dasselbe wie du. Diese Austauschbarkeit, das war sehr ernüchternd. Das ging mit Kraftlosigkeit einher, die sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich äußerte
    Ich hatte in dieser Zeit eine schwierige Operation, da kam alles zusammen. Aber als das überstanden war, kam auch wieder die Zuversicht, nach der intensiven Selbstklärungsphase neue Wege einzuschlagen. Ich war dann sehr motiviert, den neuen Weg zu gehen.
War das ein langgehegter Wunsch, oder gab es auch Anregungen von außen?
    Es war eine Kombination aus beidem. Wichtig war die Erkenntnis, dass ich nicht mehr mit Produkten, sondern viel lieber direkt mit Menschen arbeiten möchte. Sicherlich bekam ich auch Bestätigung aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, die mir sagten, du kannst gut mit Menschen umgehen, und von daher war es wohl ein langgehegter Wunsch, der aber schlummerte. Dabei hat auch das Coaching vieles befördert, das wurde mir dann bewusst.
Wie sah die Unterstützung für Ihre Idee aus?
    Es war sehr wichtig, Unterstützung zu haben, und ich bekam sie aus dem Freundes- und Familienkreis. Das gibt einem die Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein. Und außerdem hatte ich die Unterstützung eines professionellen Coachs. Das gab mir noch mal einen neutralen Blick auf die Dinge, von außen sozusagen. Das war auch enorm hilfreich.
    Es gab aber auch einige sogenannte Freunde, die diese Idee mit Scheitern verbunden haben. Sie haben das auch sehr am Monetären festgemacht, was mich sehr gestört hat.
    Das hat dazu geführt, dass diese Freundschaften und Bekanntschaften heute nicht mehr bestehen. Im Nachhinein betrachtet hat mir das auch viel innere Ruhe gegeben, denn damit muss ich mich nicht mehr belasten.
    Umgekehrt ist es aber auch so, dass ich in dieser Phase neue Freunde gewonnen habe. Ein solcher Richtungswechsel bringt auch neue Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Gab es eine finanzielle oder Motivations-Durststrecke?
    Finanziell musste ich Einbußen hinnehmen, die aber gut zu verkraften waren, weil ich aus den Zeiten zuvor ein Polster hatte.
    Ich habe meinen Lebensstandard entsprechend angepasst. Demotivierend ausgewirkt hat sich der Umstand, dass ich glaubte, aus einem relativ abgesicherten Lebensumfeld herausgerissen zu werden. Es wurde mir auch schlagartig bewusst, was es bedeutet, ab einem bestimmten
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