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Runterschalten

Runterschalten

Titel: Runterschalten
Autoren: Wiebke Sponagel
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sei es nur für eine beschränkte Zeit – lernen, aus weniger mehr zu machen. Sie müssen sich neu orientieren – und exakt das ist gemeint, wenn wir hier von Runterschalten reden: eine berufliche Neuorientierung, basierend auf den eigenen Ansprüchen. Die Entwicklung von eigenen Zielen, ohne die vorgegebenen „Musts“ kollektiver Lebensentwürfe.
    Beim Runterschalten geht es um die Konzentration auf das Wesentliche für jeden Einzelnen. Die Kernfrage lautet dabei: Was ist wichtig in meinem Leben?
    Diese Frage betrifft jeden Berufstätigen, nicht nur diejenigen, die mit einem Jobverlust zu tun haben. Für die in Anstellung verbleibenden Berufstätigen gilt: Der Druck, mit weniger Personal mehr zu leisten, wird vermutlich noch steigen. Der Wunsch, runterzuschalten, wird also eher zunehmen. Schon heute hat jeder dritte Deutsche darüber nachgedacht, einen anderen Job anzunehmen, der weniger Geld, aber mehr Lebensqualität bietet.
    Dieses Buch macht Ihnen Mut, nicht nur darüber nachzudenken, sondern Ihr Vorhaben auch umzusetzen. Finden Sie heraus, worauf es Ihnen im Leben ankommt, und setzen Sie sich neue, eigene Ziele. Die Suche danach braucht Zeit, mehr Zeit, als dieses Buch zu lesen. Runterschalten heißt vieles zu tun, um nachher mit weniger auszukommen. Es heißt auch, mehr mit sich und der Umwelt im Einklang zu sein. Oder ganz einfach, den eigenen Weg zu finden.

Vor dem Runterschalten: Leben und Arbeiten in Echtzeit
    Wie sieht die Welt aus, die den Wunsch, runter zu schalten, hervorbringt? Die folgenden Kapitel geben Ihnen Einblicke in das Leben und Arbeiten in Echtzeit. Denn beides hat die Echtzeit im Griff: Unser Privatleben und unser Arbeitsleben.
    Leben im Sekundentakt
    Was, meinen Sie, ist Echtzeit? Die Zeit, die Sie brauchen, um das hier zu lesen? Irrtum. Echtzeit ist viel schneller, schneller noch als ein Mausklick. Ein großer Teil der heutigen Finanzgeschäfte wird in dieser Maßeinheit abgewickelt, die ein Mensch gar nicht wahrnehmen kann. Simultan und im Millisekundentakt kommen in New York, London und Hongkong Zehntausende von Nachrichten an. Echtzeit ist unsichtbar, unfassbar, eine Erfindung, um die echte Zeit auszublenden.
    Und wenn wir schon mal darüber nachdenken, was ist echte Zeit? Bis in die Neuzeit kannten die Menschen nur die so genannte Ereigniszeit, bei der Dauer aktionsabhängig erfahren wurde – zu kochen dauerte eben so lange, bis das Essen fertig war. Dann kam die Messung mit der Uhr, die es ermöglichte, die Tätigkeiten vieler Menschen zu koordinieren und zu synchronisieren: Die Industrialisierung brachte mit der Käuflichkeit einer Arbeitsstunde eine Einheit, die den Lebenstakt neu strukturierte. Der Gegenwartsmensch pendelt zwischen gefühlter Echtzeit und uhrzeitgesteuertem Handeln hin und her. Er sagt mit Blick auf die Uhr „Du, ich muss jetzt…“ und hetzt weiter. Was, fragen wir doch mal ganz arglos, muss er denn, außer der Uhr gehorchen?
    Wie spät ist es bei Ihnen gerade? Haben Sie Zeit für einen Ausflug in die Echtzeitwelt, um das herauszufinden? Lassen Sie uns mal schauen, wie die Menschen da ticken.
    Der Weg in die Echtzeitwelt begann mit einer 200-köpfigen Brieftauben-Staffel. Julius Reuter etablierte im Jahr 1850 zwischen Aachen und Brüssel ihren Luftpost-Dienst, um Börsennachrichten aus Paris schneller nach Deutschland zu befördern.
    Inzwischen hat ein Tag der Nachrichtenbroker nicht mehr 24 Stunden, sondern unglaublich viele Millisekunden. In diesem Rhythmus sausen unzählbar viele Informationen um den Globus, bei der Nachrichtenagentur Reuters momentan etwa acht Millionen Wörter in 18 Sprachen am Tag. Nur wenn mal eine Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes die Bankentürme und Märkte der Welt erschüttert, haben die Echtzeit-Makler, für einen Moment jedenfalls, ihre Währung verloren.
    Schneller leben, mehr erleben, das ist der Lebensstil der Gegenwart. Alles passiert simultan. Alles geht schneller, und die Informationsmedien unterstützen die Botschaft, egal ob es um das Schmelzen der Polkappen geht oder um die so genannten Paradigmenwechsel. Ideen und Wirtschaftskonzepte kollabieren wie die Twin Towers. Der Moment des Zusammenbruchs bleibt als Standfoto in unseren Gehirnen, der unvermittelt einsetzende Irrsinn ist allgegenwärtig. Eben noch war der grenzenlose, globalisierte „Turbo-Kapitalismus“ sexy, da kommt die globale Finanzkrise und plötzlich ruft man wieder nach staatlicher Fürsorge. Das Selbst als Aktie, die so genannte Ich-AG scheint,
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