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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit
Autoren: Robin Gates
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jemals für einen Felsen hatte halten können. Mit seinem dunklen Rückenpanzer aus sich überlappenden Gliedern sah es einer riesigen Kellerassel viel ähnlicher. Es hielt für einen Moment inne, als würde es seine Umgebung absuchen. Seine Augen, zwei kürbisgroße Bälle seitlich an seinem Kopf, glänzten bläulich und warfen das Licht der beiden Sonnen zurück, das sich in ihnen spiegelte. Dann sprang der Maugrim unvermittelt auf Alcarasán und die drei, die sich hinter ihm hielten, zu. Nerias Finger krallten sich erschrocken in Enris’ Arm.
    Beinahe gleichzeitig, als hätte er diesen plötzlichen Angriff vorausgeahnt, schnellte Alcarasáns Arm vorwärts. Er stieß einen harten, rauen Befehl in einer Sprache aus, die Enris nicht kannte. Seine ausgestreckte Hand begann rot zu glühen. Ein gleißender Ball aus Flammen verließ Alcarasáns schuppige Haut, schoss auf den heranstürmenden Maugrim zu, traf das Ungetüm mitten am Kopf und zerbarst in einem Regen aus Flammen. Der riesige Käfer hielt mitten in seinem Lauf inne und bäumte sich dicht vor Alcarasán auf. Er gab ein ohrenbetäubendes, schrilles Kreischen von sich, das Enris und Neria durch Mark und Bein fuhr. Sein Kopf ruckte unter der Panzerplatte seines Nackens wild nach links und rechts. Beide Fresswerkzeuge sägten aufgeregt in seinem offenen Maul. Der bläuliche Glanz seiner Augen war stumpf geworden.
    Das summende Kreischen des Maugrim wuchs zu einem immer höheren Ton an. Enris’ Ohren schmerzten. Beinahe hätte der junge Mann sie sich zugehalten, als das entsetzliche Geräusch abrupt verstummte. Dafür bebte der Boden erneut, diesmal heftiger als zuvor.
    »Wir müssen fort von hier!«, rief Alcarasán, der sich zu seinen Begleitern umdrehte. Den geblendeten Berg aus Horn und Muskeln unmittelbar vor ihm würdigte er keines Blickes mehr. »Gleich haben wir ein Heer von ihnen am Hals.«
    Weitere Risse entstanden im Boden um sie herum. Neria sprang von einem Spalt fort, der sich zwischen ihren Füßen auftat. »Aber wo sollen wir hin? Die sind viel flinker als wir!«
    »Wir fliegen«, erwiderte Alcarasán. »Als Drachen können wir Enris und dich tragen.«
    Warum willst du den Temari auf einmal helfen?, vernahm er Jahanila in seinem Geist. Noch vor kurzem wolltest du Enris unbedingt töten. Was für ein Spiel spielst du?
    Ich spiele nicht , gab er ihr in Gedanken zurück, während sich seine Robe wieder zu einem Teil seiner Haut verwandelte und er seine Schwingen aus dem Rücken heraustreten ließ. Hast du es immer noch nicht bemerkt, was die Ainsarii getan haben?
    Du meinst doch nicht etwa – das kann nicht sein! Das hat noch kein Serephin mit einem Quelor anstellen können!
    »Pass auf!«, schrie Alcarasán. Jahanila blickte auf. Der Maugrim mochte zwar sein Augenlicht verloren haben, doch sein Gehör hatte nicht gelitten. Wie ein ins Rutschen geratener Felsbrocken stampfte er auf die Serephin zu, die ihm gerade noch zu beiden Seiten auswichen. Eine große Anzahl weiterer Trichter hatte sich im Boden geöffnet. Stachlige Beine arbeiteten sich ans Tageslicht, unförmige, panzerbewehrte Körper zogen sich über die Ränder der Risse hinweg. Von allen Seiten kamen die riesigen Wesen näher.
    Alcarasán breitete seine Schwingen aus. In der Drachenform hatte sein Körper an Größe zugenommen, so dass er Enris nun beinahe um das Doppelte überragte. Er ließ sich auf alle Viere fallen.
    »Spring auf meinen Rücken und halt dich fest«, befahl er Enris. Seine Stimme klang durchdringend und schnarrend. Sie erinnerte kaum mehr an ein menschenähnliches Wesen. »Nun mach schon«, drängte er, als der junge Mann zögerte. »Ich kann sie nicht aufhalten, es sind zu viele.«
    Enris berührte die Schuppen des feuerroten Drachen. Sie fühlten sich glatt und kühl an. Er nahm all seinen Mut zusammen und zog sich an Alcarasáns Leib empor.
    Auch Jahanila hatte inzwischen ihre Drachenform angenommen. Sie wollte gerade Neria auffordern, ebenfalls auf ihren Rücken zu steigen, als sie aus den Augenwinkeln einen der Maugrimkrieger bemerkte, der sie beinahe erreicht hatte. Sie packte die Voronfrau am Arm und sprang gerade noch rechtzeitig zusammen mit ihr zur Seite. Der Käfer stürmte so dicht an ihr vorbei, dass sie den Luftzug seiner Geschwindigkeit auf ihrer Haut fühlen konnte. Sofort bremste er und wirbelte herum, ein lebendig gewordener Turm aus gepanzerten Platten, bereit, sie zu überrennen und zu zerstückeln. Neria schrie auf, als er erneut auf sie
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