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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert
Autoren: Low Robert
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Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels.«
    Kvasir brummte etwas und schüttelte missbilligend den Kopf, musste aber trotzdem grinsen. Doch als unsere Blicke sich trafen, sah Bruder Johannes gar nicht lustig aus.
    » Wir brauchen es, Junge«, sagte er leise und mein Ärger verrauchte. Er hatte recht: Was wir brauchten, war Wärme, etwas zu trinken und Zeit, um Pläne zu machen. Aber Beutelschneiderei war schon schlimm genug, wenn man es auf der Straße tat, und dann noch in der Kirche. Und zudem war er in den Augen der Christus-Anhänger der Großen Stadt ohnehin ein Ketzer, was die Sache noch schlimmer machte. Das alles hielt ich ihm vor, als wir zum Delphin gingen.
    » Für mich ist es keine Kirche, Orm, mein Junge«, lachte er und seine nassen Locken klebten ihm auf der Stirn. » Es ist ein Gebäude aus Stein, weiter nichts. Ein zerbrechliches Gebilde, das Macht ausstrahlen soll. Das hat mit Gott nichts zu tun. Wenn die Zeit gekommen ist, wird Er es hinwegfegen, aber bis dahin gilt: Per scelus semper tutum est sceleribus iter.«
    Natürlich, der sichere Weg des Verbrechens führt über ein neues Verbrechen. Trotz aller Bitterkeit musste ich lachen. Er erinnerte mich an Illugi, den Godi der Eingeschworenen, aber der war wahnsinnig geworden und zusammen mit Einar und den anderen in Attilas Hügelgrab umgekommen. Ich allein war übrig geblieben und musste Jarl und Godi zugleich sein, obwohl ich dafür weder genügend Weisheit noch Verstand besaß.
    Doch Bruder Johannes hatte uns alle zu Christus-Anhängern gemacht, wir waren in geweihtes Wasser getaucht worden und hatten das Gelübde gesprochen; obwohl die Kruzifixe, die wir trugen, alle wie Thorhämmer aussahen und ich auch nicht erwartete, dass dadurch die Kraft unseres Odinsschwurs vermindert wurde. Das war mit ein Grund gewesen, warum ich mich überhaupt zu dem Christus-Glauben bereit erklärt hatte.
    Der Delphin lag im Schatten der Stadtmauer des Septimus Severus und sah ebenso alt aus. Der Boden war zwar gefliest wie in einem Palast, aber die Wände waren rau verputzt, und die qualmenden Eisenlaternen hingen so niedrig, dass man sich gebückt zwischen ihnen hindurchschlängeln musste.
    Es war laut und die Luft war schlecht von den vielen Menschen hier, die nach Fett und Schweiß und Kochdünsten rochen. Für einen kurzen, glücklichen Moment war ich wieder in Björnshafen, saß am warmen Herdfeuer und horchte auf den Wind, der durch die Wälder von Snaefjel pfiff, die Balken erzittern ließ und mit den Teppichen spielte, die das Haus unterteilten, sodass sie in der Dunkelheit klangen wie Vogelschwingen.
    Heimweh, die Sehnsucht nach zu Hause, danach, wie es einmal war.
    Aber dies hier war eine Halle, wo die Fremden nicht aufstanden und einen begrüßten, wie es die Höflichkeit geboten hätte, sondern wo man sie gar nicht beachtete und weiteraß. Eine Halle, wo man liegend aß und wo derjenige, der es aufrecht sitzend tat, als minderwertig galt. Auch das war eine der Merkwürdigkeiten in dieser Stadt der Wunder, genau wie die kunstvoll verzierten Wasserbecken, die keinen anderen Zweck hatten, als zum Vergnügen der Leute Wasser in die Luft zu werfen.
    Dennoch liebte ich die taberna, weil sie voll vertrauter Stimmen war – Griechen, aber auch Slawen und Händler noch höher aus dem Norden –, die sich in einem Durcheinander aus verschiedenen Sprachen unterhielten, und alle redeten über dasselbe Thema: was für ein gefährliches Geschäft der Handel für die Flussschiffer geworden war, jetzt, wo Swjatoslaw, der Großfürst der Rus, sich zum Kampf gegen die Chasaren und die Wolgabulgaren entschlossen hatte.
    Es schien, als hatte der Fürst der Rus völlig den Verstand verloren, nachdem die Chasarenstadt Sarkel am Schwarzen Meer gefallen war – ein Ereignis, bei dem die Eingeschworenen auf gewisse Weise sogar mitgewirkt hatten. Swjatoslaw war jetzt unterwegs zur Hauptstadt der Chasaren, Itil, am Kaspischen Meer, um sie endgültig zu erledigen, hatte aber nicht abgewartet, bis er das erledigt hatte, sondern gleichzeitig Truppen nach Norden geschickt, um die Wolgabulgaren zu verfolgen.
    » Er ist wie ein Besoffener, der über die Füße anderer Leute stolpert und sie alle dafür verprügeln will. Was denkt er sich eigentlich dabei?«, fragte Drozd, ein slawischer Händler, den wir flüchtig kannten und dessen Name – Drossel – gut zu ihm passte, mit seinen glänzenden, schwarzen Äuglein und seinen schnellen Kopfbewegungen.
    » Ich glaube, der denkt
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